Pionier des Wiederaufbaus
Harte Getto-Sounds, dazu Texte auf Albanisch: Das ist die Musik von Bin Bimma. Im Kosovo ist er ein bekannter Musiker. Mit seinen Songs versucht er, traumatische Kriegerlebnisse zu verarbeiten. Und er singt gegen die bittere Armut in seinem Land an.
Breitbeinig, die Jeans zwischen den Kniekehlen hängend, sitzt der Rapper Bim Bimma in seinem Lieblingscafé im Zentrum von Pristina. Müde streicht sich der 28j-ährige Musiker durch die kurz geschorenen Haare. Er hat gerade ein neues Album aufgenommen und braucht eine Pause:
"Es gibt es keine Manager hier, du musst alles alleine machen. Ich presse meine CDs, promote das Album, organisiere Konzerte, mache Werbung."
Rrënjë, übersetzt "Wurzeln", heißt sein Album. Bim Bimma rappt darauf über Armut, Korruption, fehlende Reisefreiheit - Probleme, die für viele Menschen im Kosovo Alltag sind.
Ein schmächtiger Junge mit einem Pappbecher in der Hand betritt das Café und geht von Gast zu Gast. Bim Bimma gibt ihm einen Euro:
"Vor kurzem habe ich einen Videoclip gedreht, er heißt: Stimme der Armut. Ich erzähle darin von einem kleinen Jungen, mit dem ich mich identifiziere. Der Junge wäre gerne Künstler, aber er muss auf der Straße Zigaretten verkaufen. Würde er das nicht machen, hätte er nichts zu essen. Wenn Du nicht isst, stirbst du."
Das Kosovo ist das ärmste Land Europas, mehr als 17 Prozent der Bewohner leben von weniger als einem Euro am Tag. Auch Bim Bimma, der seinen Spitznamen aus Teenager-Zeiten zu seinem Künstlernamen gemacht hat, kann sich mit seiner Musik kaum über Wasser halten. Offiziell geregelte Vertriebswege für Platten existieren nicht, Urheberrechte genauso wenig. Die Not macht erfinderisch:
"Ich sehe zu, dass ich beim Konzert eine Halle mit etwa 3000 Leuten vollbekomme. Wer rein will, muss als Eintrittskarte eine CD kaufen. Zwei Tage später ist der nächste Gig in einer anderen Stadt. Wenn ich schnell bin, kursieren noch nicht so viele Raubkopien. Dann bringe ich es vielleicht auf 10.000 verkaufte CDs in zwei Wochen, das ist nicht schlecht."
Viele kosovarische Musiker imitieren den kommerziellen Gangster-Rap aus Amerika. Sie zeigen sich in ihren Videoclips an der Seite von Bikini-Mädchen und fahren protzige Autos, für die sie gar kein Geld haben. Dazu rappen sie auf Englisch. Bim Bimma findet solche Gesten verlogen. Er textet auf Albanisch:
"Ich bin Lokalpatriot. Nicht extrem, aber ich will mich und mein Land nach vorne bringen. Wenn du es nicht selbst machst, macht es niemand. Gleichzeitig will ich alles so bescheiden wie möglich halten. Guck meine Turnschuhe: ein 30 Jahre altes Design."
Bim Bimma ist der Sohn eines Offiziers und einer Wirtschaftswissenschaftlerin. Seine Eltern sind Albaner – wie die Mehrheit der Bevölkerung im Kosovo. Die wurde vor dem Krieg von der serbischen Minderheit kontrolliert. Konflikte schienen unausweichlich. Der schnelle, harte Sprechgesang war für Bim Bimma eine Möglichkeit, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten.
"1998 habe ich meinen ersten Song aufgenommen. Er heißt: zu viele Morde. Damals begann der Krieg, die Menschen wurden getötet. Seitdem kümmere ich mich um soziale Themen."
1999 eskalierte die Gewalt zwischen Albanern und Serben. Die Eltern schickten den Sohn zu Verwandten nach Österreich. In Linz besuchte der damals 16-Jährige ein Gymnasium, anschließend studierte er Psychologie in Kalifornien. In den USA hätte Bim Bimma sich ein bequemes Leben aufbauen können. Doch dann erreichte ihn die Nachricht, dass der Vater gestorben sei. Bim Bimma kehrte zurück in die vom Krieg vernarbte Heimat.
"Im Kosovo sind wir sehr eng mit der Familie verbunden, das ist Tradition. Ich habe zwar ein eigenes Appartement, bin aber sehr oft bei meiner Mutter."
Bim Bimma begann als Moderator bei einem lokalen Radiosender zu arbeiten, parallel feilte er an seiner musikalischen Karriere. Ein Job als Psychologe kam für ihn nicht in Frage, sagt er. Er sieht sich selbst als Pionier des Wiederaufbaus und möchte die Öffentlichkeit auf die Probleme seines Landes aufmerksam machen.
Bim tourt mit seinem neuen Album nicht nur durch den Kosovo, ein Land halb so groß wie Hessen. Er tritt auch in London auf oder in den Niederlanden. Bei einem Festival in Amsterdam stand er mit Musikern aus verschiedenen Kriegsregionen auf der Bühne.
"Ich hab die Menge gefragt: 'Mögt ihr meine Songs?' 'Jaa!' 'Versteht ihr, worüber ich rappe?' 'Nein' Es ist ein Paradox, aber die Musik funktioniert selbst dann, wenn man den Inhalt nicht versteht. Sie berührt die Seele."
"Es gibt es keine Manager hier, du musst alles alleine machen. Ich presse meine CDs, promote das Album, organisiere Konzerte, mache Werbung."
Rrënjë, übersetzt "Wurzeln", heißt sein Album. Bim Bimma rappt darauf über Armut, Korruption, fehlende Reisefreiheit - Probleme, die für viele Menschen im Kosovo Alltag sind.
Ein schmächtiger Junge mit einem Pappbecher in der Hand betritt das Café und geht von Gast zu Gast. Bim Bimma gibt ihm einen Euro:
"Vor kurzem habe ich einen Videoclip gedreht, er heißt: Stimme der Armut. Ich erzähle darin von einem kleinen Jungen, mit dem ich mich identifiziere. Der Junge wäre gerne Künstler, aber er muss auf der Straße Zigaretten verkaufen. Würde er das nicht machen, hätte er nichts zu essen. Wenn Du nicht isst, stirbst du."
Das Kosovo ist das ärmste Land Europas, mehr als 17 Prozent der Bewohner leben von weniger als einem Euro am Tag. Auch Bim Bimma, der seinen Spitznamen aus Teenager-Zeiten zu seinem Künstlernamen gemacht hat, kann sich mit seiner Musik kaum über Wasser halten. Offiziell geregelte Vertriebswege für Platten existieren nicht, Urheberrechte genauso wenig. Die Not macht erfinderisch:
"Ich sehe zu, dass ich beim Konzert eine Halle mit etwa 3000 Leuten vollbekomme. Wer rein will, muss als Eintrittskarte eine CD kaufen. Zwei Tage später ist der nächste Gig in einer anderen Stadt. Wenn ich schnell bin, kursieren noch nicht so viele Raubkopien. Dann bringe ich es vielleicht auf 10.000 verkaufte CDs in zwei Wochen, das ist nicht schlecht."
Viele kosovarische Musiker imitieren den kommerziellen Gangster-Rap aus Amerika. Sie zeigen sich in ihren Videoclips an der Seite von Bikini-Mädchen und fahren protzige Autos, für die sie gar kein Geld haben. Dazu rappen sie auf Englisch. Bim Bimma findet solche Gesten verlogen. Er textet auf Albanisch:
"Ich bin Lokalpatriot. Nicht extrem, aber ich will mich und mein Land nach vorne bringen. Wenn du es nicht selbst machst, macht es niemand. Gleichzeitig will ich alles so bescheiden wie möglich halten. Guck meine Turnschuhe: ein 30 Jahre altes Design."
Bim Bimma ist der Sohn eines Offiziers und einer Wirtschaftswissenschaftlerin. Seine Eltern sind Albaner – wie die Mehrheit der Bevölkerung im Kosovo. Die wurde vor dem Krieg von der serbischen Minderheit kontrolliert. Konflikte schienen unausweichlich. Der schnelle, harte Sprechgesang war für Bim Bimma eine Möglichkeit, traumatische Erlebnisse zu verarbeiten.
"1998 habe ich meinen ersten Song aufgenommen. Er heißt: zu viele Morde. Damals begann der Krieg, die Menschen wurden getötet. Seitdem kümmere ich mich um soziale Themen."
1999 eskalierte die Gewalt zwischen Albanern und Serben. Die Eltern schickten den Sohn zu Verwandten nach Österreich. In Linz besuchte der damals 16-Jährige ein Gymnasium, anschließend studierte er Psychologie in Kalifornien. In den USA hätte Bim Bimma sich ein bequemes Leben aufbauen können. Doch dann erreichte ihn die Nachricht, dass der Vater gestorben sei. Bim Bimma kehrte zurück in die vom Krieg vernarbte Heimat.
"Im Kosovo sind wir sehr eng mit der Familie verbunden, das ist Tradition. Ich habe zwar ein eigenes Appartement, bin aber sehr oft bei meiner Mutter."
Bim Bimma begann als Moderator bei einem lokalen Radiosender zu arbeiten, parallel feilte er an seiner musikalischen Karriere. Ein Job als Psychologe kam für ihn nicht in Frage, sagt er. Er sieht sich selbst als Pionier des Wiederaufbaus und möchte die Öffentlichkeit auf die Probleme seines Landes aufmerksam machen.
Bim tourt mit seinem neuen Album nicht nur durch den Kosovo, ein Land halb so groß wie Hessen. Er tritt auch in London auf oder in den Niederlanden. Bei einem Festival in Amsterdam stand er mit Musikern aus verschiedenen Kriegsregionen auf der Bühne.
"Ich hab die Menge gefragt: 'Mögt ihr meine Songs?' 'Jaa!' 'Versteht ihr, worüber ich rappe?' 'Nein' Es ist ein Paradox, aber die Musik funktioniert selbst dann, wenn man den Inhalt nicht versteht. Sie berührt die Seele."