Pionierin der Lüfte
Frauen im Cockpit sind immer noch seltene Vögel. Dabei gingen die "Vogelfrauen" - so schwärmte die Presse damals - schon vor 100 Jahren in die Luft: Draufgängerinnen im Hosenrock, die Rekorde flogen und Stunts vorführten, wie die Französin Raymonde de Laroche.
"Der Aéro-Club de France, Paris, bescheinigt, dass Madame de Laroche zur Flugzeugführerin ernannt worden ist. Den 8. März 1910. Der Präsident."
"Die erste fliegende Frau ist auf der Weltbühne erschienen. Die Frauen der ganzen Welt werden diesen neuesten Aufschwung ihres Geschlechtes gewiss mit Freuden begrüßen. Die moderne Frau, der so viele große Eroberungen gelungen sind, beteiligt sich von nun an auch an der Eroberung der Luft."
Sechs Jahre zuvor erst hatte die Geschichte der motorisierten Luftfahrt begonnen: Im Dezember 1903 gelangen Orville und Wilbur Wright die ersten, sekundenkurzen Flüge. Über Baronin Raymonde de Laroche selbst ist wenig bekannt. Sie wurde 1884 oder 1886 geboren und war Schauspielerin, bevor sie ihre Leidenschaft für die Aviatik entdeckte. Den klingenden Namen samt Adelstitel soll sie sich selbst gegeben haben; in Wahrheit sei sie Elise Roche, Tochter eines Klempners, gewesen. Fliegen, sagte sie, sei ein idealer Sport für Frauen:
"Man benötigt dazu weniger physische Kraft als vielmehr körperliches und geistiges Reaktionsvermögen."
Raymonde de Laroche blieb nicht lange die einzige Frau am Himmel: Vier weitere Pilotinnen bestanden noch im gleichen Jahr die Flugprüfung in Frankreich. Die erste deutsche Motorfliegerin war Melli Beese, eine Bildhauerin aus Dresden. Drei Fluglehrer ließen sie abblitzen, und der vierte, der sie annahm, glaubte auch nicht,
"... dass auf den heutigen Flugzeugen die Frauen etwas Großes leisten werden. Es ist vielleicht für den Flugplatz sehr viel wert, etwas Derartiges zu besitzen, da das Publikum durch solche Frauen immerhin unterhalten wird."
Aber der Ehrgeiz der Frauen war groß. Fragile Apparate aus Holzlatten, Drähten und etwas Leinwand waren diese ersten Flugmaschinen, und mittendrin ein Freisitz für die tollkühne Pilotin - Raymonde de Laroche flog im knöchellangen Rock, Melli Beese mutig in Lederkombi, die Amerikanerin Harriet Quimby in einem Pluderhosenanzug aus pflaumenfarbener Seide. Harriet Quimby überquerte 1912 als erste Frau den Ärmelkanal - ein höchstgefährliches Abenteuer, das sie trotz dichten Nebels bestand. Drei Monate später flog sie in Boston mit einem Passagier an Bord. Entsetzt sah eine Flugschülerin, was geschah:
"In etwa 500 Metern Höhe flog der Passagier einfach heraus."
Im nächsten Moment stürzte auch Harriet Quimby kopfüber in die Tiefe.
"Wir waren damals nicht angeschnallt oder sonst wie gesichert."
Bis zum Ersten Weltkrieg erwarben weltweit etwa 40 Frauen einen Pilotenschein. Fast alle wollten die Fliegerei zum Beruf machen.
"Das Flugzeug sollte ein fruchtbares Berufsfeld für Frauen eröffnen. Ich sehe keinen Grund, warum sie nicht ordentlich verdienen können, indem sie Passagiere zwischen Städten transportieren, Pakete ausliefern, Luftaufnahmen machen oder Flugschulen führen."
Raymonde de Laroche gehörte zum Werksteam des Flugzeugbauers Charles Voisin, mit dem sie an Flugschauen und Wettbewerben teilnahm. 1910 trat sie in Ägypten, Sankt Petersburg, Budapest, Rouen und Reims an. Dort brachte ein anderer Flieger ihre Maschine zum Absturz, sie wurde mit gebrochenen Knochen und inneren Verletzungen geborgen. Kaum genesen, nahm sie den Steuerknüppel wieder in die Hand.
"Vielleicht fordere ich das Schicksal einmal zu oft heraus. Aber ich habe mich der Luftfahrt verschrieben und fliege stets ohne die geringste Angst."
Die Heldinnen der Lüfte wurden umjubelt und geehrt. Frankreich nahm Hélène Dutrieu, eine frühere Varietékünstlerin, in die Ehrenlegion auf, in Amerika dinierte die Rekordfliegerin Ruth Law mit dem Präsidenten. Während des Ersten Weltkriegs ruhte die zivile Luftfahrt, aber 1919 konnte Raymonde de Laroche wieder fliegen. Im Juni stellte sie mit 4900 Metern einen Höhenrekord auf. Doch am 18. Juli stürzte sie in den Tod. Sie war - ungefähr - 35 Jahre alt. Auf dem Pariser Flughafen Le Bourget erinnert heute eine Statue an die mutige Pionierin.
"Die erste fliegende Frau ist auf der Weltbühne erschienen. Die Frauen der ganzen Welt werden diesen neuesten Aufschwung ihres Geschlechtes gewiss mit Freuden begrüßen. Die moderne Frau, der so viele große Eroberungen gelungen sind, beteiligt sich von nun an auch an der Eroberung der Luft."
Sechs Jahre zuvor erst hatte die Geschichte der motorisierten Luftfahrt begonnen: Im Dezember 1903 gelangen Orville und Wilbur Wright die ersten, sekundenkurzen Flüge. Über Baronin Raymonde de Laroche selbst ist wenig bekannt. Sie wurde 1884 oder 1886 geboren und war Schauspielerin, bevor sie ihre Leidenschaft für die Aviatik entdeckte. Den klingenden Namen samt Adelstitel soll sie sich selbst gegeben haben; in Wahrheit sei sie Elise Roche, Tochter eines Klempners, gewesen. Fliegen, sagte sie, sei ein idealer Sport für Frauen:
"Man benötigt dazu weniger physische Kraft als vielmehr körperliches und geistiges Reaktionsvermögen."
Raymonde de Laroche blieb nicht lange die einzige Frau am Himmel: Vier weitere Pilotinnen bestanden noch im gleichen Jahr die Flugprüfung in Frankreich. Die erste deutsche Motorfliegerin war Melli Beese, eine Bildhauerin aus Dresden. Drei Fluglehrer ließen sie abblitzen, und der vierte, der sie annahm, glaubte auch nicht,
"... dass auf den heutigen Flugzeugen die Frauen etwas Großes leisten werden. Es ist vielleicht für den Flugplatz sehr viel wert, etwas Derartiges zu besitzen, da das Publikum durch solche Frauen immerhin unterhalten wird."
Aber der Ehrgeiz der Frauen war groß. Fragile Apparate aus Holzlatten, Drähten und etwas Leinwand waren diese ersten Flugmaschinen, und mittendrin ein Freisitz für die tollkühne Pilotin - Raymonde de Laroche flog im knöchellangen Rock, Melli Beese mutig in Lederkombi, die Amerikanerin Harriet Quimby in einem Pluderhosenanzug aus pflaumenfarbener Seide. Harriet Quimby überquerte 1912 als erste Frau den Ärmelkanal - ein höchstgefährliches Abenteuer, das sie trotz dichten Nebels bestand. Drei Monate später flog sie in Boston mit einem Passagier an Bord. Entsetzt sah eine Flugschülerin, was geschah:
"In etwa 500 Metern Höhe flog der Passagier einfach heraus."
Im nächsten Moment stürzte auch Harriet Quimby kopfüber in die Tiefe.
"Wir waren damals nicht angeschnallt oder sonst wie gesichert."
Bis zum Ersten Weltkrieg erwarben weltweit etwa 40 Frauen einen Pilotenschein. Fast alle wollten die Fliegerei zum Beruf machen.
"Das Flugzeug sollte ein fruchtbares Berufsfeld für Frauen eröffnen. Ich sehe keinen Grund, warum sie nicht ordentlich verdienen können, indem sie Passagiere zwischen Städten transportieren, Pakete ausliefern, Luftaufnahmen machen oder Flugschulen führen."
Raymonde de Laroche gehörte zum Werksteam des Flugzeugbauers Charles Voisin, mit dem sie an Flugschauen und Wettbewerben teilnahm. 1910 trat sie in Ägypten, Sankt Petersburg, Budapest, Rouen und Reims an. Dort brachte ein anderer Flieger ihre Maschine zum Absturz, sie wurde mit gebrochenen Knochen und inneren Verletzungen geborgen. Kaum genesen, nahm sie den Steuerknüppel wieder in die Hand.
"Vielleicht fordere ich das Schicksal einmal zu oft heraus. Aber ich habe mich der Luftfahrt verschrieben und fliege stets ohne die geringste Angst."
Die Heldinnen der Lüfte wurden umjubelt und geehrt. Frankreich nahm Hélène Dutrieu, eine frühere Varietékünstlerin, in die Ehrenlegion auf, in Amerika dinierte die Rekordfliegerin Ruth Law mit dem Präsidenten. Während des Ersten Weltkriegs ruhte die zivile Luftfahrt, aber 1919 konnte Raymonde de Laroche wieder fliegen. Im Juni stellte sie mit 4900 Metern einen Höhenrekord auf. Doch am 18. Juli stürzte sie in den Tod. Sie war - ungefähr - 35 Jahre alt. Auf dem Pariser Flughafen Le Bourget erinnert heute eine Statue an die mutige Pionierin.