Plädoyer für den blauen Planeten
Al Gore, ehemaliger Vizepräsident der USA, sorgte bereits mit seinem Film "Eine unbequeme Wahrheit" für Aufsehen. Nun kommt das gleichnamige Buch auf den Markt, in dem er die Ursachen des Klimas benennt und eindringlich vor den Folgen der Erderwärmung warnt.
Für den ehemaligen Vizepräsidenten der USA, den 58-jährigen, vierfachen Familienvater Al Gore ist der Schutz der Atmosphäre vor Klimagasen eine Überlebensfrage der Menschheit. Der überzeugte Christ, der Theologie und Jura studierte und aus einer konservativen Südstaatenpolitikerfamilie stammt, folgte seinem Vater im Amt des Senators des Bundesstaates Tennessee, nachdem er einige Jahre als Journalist gearbeitet hatte. In seinen neun Jahren als Senator engagierte er sich in seinem Heimatstaat erfolgreich für Umweltprogramme. Nur in der Atompolitik mied er eine Festlegung, denn in seinem Heimatdistrikt Oak-Ridge lag eine der großen Atomwaffenschmieden der USA, die vielen Menschen Arbeit gab.
In seinem Buch "Eine unbequeme Wahrheit" erzählt er, wie ihm vor 17 Jahren klar wurde, als sein jüngster Sohn angefahren worden war und lange in Lebensgefahr schwebte, dass wir die Welt von unseren Kinder nur geliehen bekommen und in gutem Zustand an sie zu übergeben haben. Damals legte er mit seinem Buch ‚‚Wege zum Gleichgewicht – Ein Marshallplan für die Erde" ein für einen US-Politiker außergewöhnlich informatives und persönlich engagiertes Umweltprogramm vor, das 1992 zum Bestseller wurde. Doch von all den vernünftigen Plänen wurde zur großen Enttäuschung der Umweltbewegung, die auf ihn gesetzt hatte, während seiner achtjährigen Amtszeit als Vizepräsident nur sehr wenig verwirklicht, wie er selbst im seinem Buch zugibt:
"Damals musste ich erleben, dass der Kongress den von uns eingebrachten Vorschlägen erbitterten Widerstand entgegensetzte. Ich habe zahllose Veranstaltungen organisiert, um den öffentlichen Druck auf den Kongress zu erhöhen. Dabei habe ich viel darüber gelernt, wie sehr sich der demokratische Diskurs in Amerika in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Heute entscheidet in erster Linie der Unterhaltungswert darüber, was in den Nachrichten landet. Meinungen, die vom allgemeinen Trend abweichen, werden nicht veröffentlicht."
Nein, ein Bruder Leichtfuß, der zu jedem Thema einen netten Scherz und schlagzeilengerechte Phrasen parat hat, ist Al Gore gewiss nicht. Das zeigt das Buch ganz deutlich. Aber er versteht es durchaus, Emotionen zu wecken. Die Bilder in seinem Buch zeigen nicht nur Umweltzerstörung und Katastrophen, sondern auch die Schönheit der Erde. Damit machen sie sehr deutlich, was auf dem Spiel steht. Es fehlt nicht an Fakten. Vom Klimawandel in der Arktis, der den Bären im wahrsten Sinne des Wortes den Eis-Boden unter den Füssen wegschmilzt bis zu Wirbelsturm Katrina, der New Orleans ertränkte, werden alle schon sichtbaren und zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels durchbuchstabiert. Das Buch veranschaulicht anhand eindrucksvoller Graphiken die bereits eingetretene menschgemachte Klimaerwärmung. Eingestreut finden sich immer wieder persönliche Anmerkungen von Al Gore von seinem Verhältnis zur Natur, seinem Engagement für die Umwelt, seinen Grundüberzeugungen. Es ist diese Mischung aus christlicher Ethik, persönlichem Verantwortungsgefühl, umfassendem Umweltbewusstsein und profundem Wissen, die seine Botschaft so überzeugend macht, wenn er schreibt: "Es geht bei dieser Krise nicht um Politik, sondern um eine moralische und spirituelle Herausforderung. Das Überleben unserer Zivilisation und die Bewohnbarkeit der Erde stehen auf dem Spiel."
Keine Frage, "Eine unbequeme Wahrheit" ist ein wichtiges Buch, eine notwendige Ergänzung zum Film. Wer den Klimawandel verstehen will, hier findet er verständliche Antworten auf so gut wie alle seinen Fragen. Ein Glücksfall von Sachbuch.
Rezensent von Johannes Kaiser
Al Gore: Eine unbequeme Wahrheit
Übersetzt von Richard Barth und Thomas Pfeiffer
Riemann Verlag München 2006
327 Seiten, 19,95 Euro
In seinem Buch "Eine unbequeme Wahrheit" erzählt er, wie ihm vor 17 Jahren klar wurde, als sein jüngster Sohn angefahren worden war und lange in Lebensgefahr schwebte, dass wir die Welt von unseren Kinder nur geliehen bekommen und in gutem Zustand an sie zu übergeben haben. Damals legte er mit seinem Buch ‚‚Wege zum Gleichgewicht – Ein Marshallplan für die Erde" ein für einen US-Politiker außergewöhnlich informatives und persönlich engagiertes Umweltprogramm vor, das 1992 zum Bestseller wurde. Doch von all den vernünftigen Plänen wurde zur großen Enttäuschung der Umweltbewegung, die auf ihn gesetzt hatte, während seiner achtjährigen Amtszeit als Vizepräsident nur sehr wenig verwirklicht, wie er selbst im seinem Buch zugibt:
"Damals musste ich erleben, dass der Kongress den von uns eingebrachten Vorschlägen erbitterten Widerstand entgegensetzte. Ich habe zahllose Veranstaltungen organisiert, um den öffentlichen Druck auf den Kongress zu erhöhen. Dabei habe ich viel darüber gelernt, wie sehr sich der demokratische Diskurs in Amerika in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Heute entscheidet in erster Linie der Unterhaltungswert darüber, was in den Nachrichten landet. Meinungen, die vom allgemeinen Trend abweichen, werden nicht veröffentlicht."
Nein, ein Bruder Leichtfuß, der zu jedem Thema einen netten Scherz und schlagzeilengerechte Phrasen parat hat, ist Al Gore gewiss nicht. Das zeigt das Buch ganz deutlich. Aber er versteht es durchaus, Emotionen zu wecken. Die Bilder in seinem Buch zeigen nicht nur Umweltzerstörung und Katastrophen, sondern auch die Schönheit der Erde. Damit machen sie sehr deutlich, was auf dem Spiel steht. Es fehlt nicht an Fakten. Vom Klimawandel in der Arktis, der den Bären im wahrsten Sinne des Wortes den Eis-Boden unter den Füssen wegschmilzt bis zu Wirbelsturm Katrina, der New Orleans ertränkte, werden alle schon sichtbaren und zu erwartenden Auswirkungen des Klimawandels durchbuchstabiert. Das Buch veranschaulicht anhand eindrucksvoller Graphiken die bereits eingetretene menschgemachte Klimaerwärmung. Eingestreut finden sich immer wieder persönliche Anmerkungen von Al Gore von seinem Verhältnis zur Natur, seinem Engagement für die Umwelt, seinen Grundüberzeugungen. Es ist diese Mischung aus christlicher Ethik, persönlichem Verantwortungsgefühl, umfassendem Umweltbewusstsein und profundem Wissen, die seine Botschaft so überzeugend macht, wenn er schreibt: "Es geht bei dieser Krise nicht um Politik, sondern um eine moralische und spirituelle Herausforderung. Das Überleben unserer Zivilisation und die Bewohnbarkeit der Erde stehen auf dem Spiel."
Keine Frage, "Eine unbequeme Wahrheit" ist ein wichtiges Buch, eine notwendige Ergänzung zum Film. Wer den Klimawandel verstehen will, hier findet er verständliche Antworten auf so gut wie alle seinen Fragen. Ein Glücksfall von Sachbuch.
Rezensent von Johannes Kaiser
Al Gore: Eine unbequeme Wahrheit
Übersetzt von Richard Barth und Thomas Pfeiffer
Riemann Verlag München 2006
327 Seiten, 19,95 Euro