Kann er nicht anders?
Hat der Journalist Tom Kummer bei anderen Autoren abgeschrieben? Kummers Verlag bemüht sich um Schadensbegrenzung. Der Literaturjournalist Gerrit Bartels wäre nicht erstaunt, wenn sich noch weitere Plagiate in dem Buch "Nina und Tom" finden.
Er kann nicht anders – das ist sein ästhetisches Konzept. So lautet, sinngemäß, die Erklärung des Aufbau Verlages zu den aktuellen Plagiats-Vorwürfen gegen den Autor Tom Kummer. Kummer war vor gut 15 Jahren durch seine gefakten Interviews mit Hollywood-Stars als "Boderline-Journalist" in die Schlagzeilen gekommen.
Kann er nur kreativ sein, wenn er fakt oder abkupfert?
Nun hat er es offenbar wieder getan und soll sich laut dem Literaturkritiker Tobias Kniebe für sein aktuelles und viel besprochenes autobiografisches Buch "Nina und Tom" u.a. bei Richard Ford, Kathy Acker und Frédéric Beigbeder ("39,90") "bedient" haben. Ausgerechnet dieses Buch war von etlichen Kritikern dafür gelobt worden, wie dicht an der Wirklichkeit es geschrieben sei.
Der Literaturjournalist Gerrit Bartel Bartels findet die Erklärung des Verlages wenig befriedigend. Sätze wie: Tom Kummer könne nicht anders kreativ arbeiten, als er es nun mal tue, sagten sich leicht im Nachhinein und als (Selbst-)Verteidigung.
Bartels selbst sind die beanstandeten Passagen nicht als Plagiate aufgefallen.
"Ich kann eigentlich nur den Hut ziehen vor Tobias Kniebe, dass er diese Stellen gefunden hat. Keine Ahnung, wie er das gemacht hat – vermutlich hat er gezielt danach gesucht. Wahrscheinlich hat Kummer noch hier und da andere Stellen benutzt. Er schildert das ja auch einmal in dem Buch: Wie er seine Interviews kompiliert hat, wie er Sachbücher in die Luft wirft. Und wahrscheinlich hat er das diesmal auch gemacht."