Plastik mit Bio-Siegel?
Von Plastiktüten bis zu Autoarmaturen: 45 Millionen Tonnen Kunststoffe werden jedes Jahr allein in Westeuropa verbraucht. Hergestellt werden sie bis jetzt fast ausschließlich aus Erdöl. Das soll sich in Zukunft ändern. Nicht nur weil das schwarze Gold irgendwann zur Neige geht, sondern vor allem auch aus ökologischen Gründen. Künftig sollen Pflanzen den Rohstoff für Verpackungen und Co liefern. Doch bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Die Folie sieht aus wie das durchsichtige und elastische Material, mit dem im Supermarkt Fleisch oder Gemüse eingepackt sind. Aber sie besteht nicht aus dem gewohnten Polyethylen, das aus Erdöl hergestellt wird. Diese Folie wird aus Stärke gewonnen, ein Bio-Kunststoff also. Denn Stärke stammt aus nachwachsenden Rohstoffen wie Mais oder Weizen. Oft wird behauptet: Wer solche Kunststoffe verwendet, belastet die Atmosphäre mit keinerlei Kohlendioxid aus fossilen Quellen. Doch das stimmt nicht ganz, sagt Dr. Harald Käb vom Verband European Bioplastics.
"Sie sind nicht CO2-neutral, aber sie haben CO2-Vorteile gegenüber normalen Kunststoffen - 30 Prozent besser als Minimum, teilweise 70, 80 Prozent geringere CO2-Emissionen."
European Bioplastics ist ein Lobbyverband und streitet für ein klares politisches Bekenntnis zu den Biokunststoffen. Denn obwohl Forscher schon lange mit ihnen experimentieren, ist Plastik aus Pflanzenrohstoffen bisher kaum zu finden. Das hat aber weniger mit der Politik zu tun, als mit der Qualität der Bio-Kunststoffe. Ein Beispiel ist die Polymilchsäure, ebenfalls ein Stärkeprodukt. Folien, Einweggeschirr und Funktionstextilien werden daraus hergestellt. Doch reine Polymilchsäure ist brüchig; sie wird mit der Zeit feucht und klebrig und löst sich bei 50 Grad vollends auf. Damit die Suppe nicht durch den Teller tropft, werden dem Kunststoff Zusätze auf Erdölbasis zugesetzt. Denn kaum jemand würde einen Kunststoff verwenden, der zwar aus nachwachsenden Rohstoffen stammt, aber nicht die gewohnte Qualität hat, räumt auch Harald Käb ein:
"Meistens geht man danach, das technisch Beste und ökonomisch Wirtschaftlichste herauszuholen. Das sind dann also oft Mischungen von beidem. Der Trend – das kann man klar sagen – und ein starkes Entwicklungsziel ist der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und nicht, die konventionelle Erdölchemie zu betreiben."
Auch bei anderen Kunststoffen mit Bio-Etikett gehen die Unternehmen diesen pragmatischen Weg und mischen Erdölprodukte dazu. Das hat damit zu tun, dass Kunststoffe keine reinen Substanzen sind, wie viele andere Chemikalien. Sie enthalten meist mehrere so genannte Polymere, also Kunststoff-Grundmaterialien und immer Zusatzstoffe: Stabilisatoren, Weichmacher und so weiter. All das kommt dazu, selbst wenn der Ausgangsstoff aus Pflanzen stammt. Darum bemühen sich einige Kunststoffhersteller durchaus. Dupont zum Beispiel, wo Boet Brinkgreve für die neuen Plastiksorten zuständig ist.
"Wir haben eine Technologie entwickelt, bei der wir aus Mais eine chemische Substanz herstellen können, Propandiol. Und das kann verwendet werden und wird auch schon verwendet für ein Polymer. Bis jetzt gab es das auf der Basis von Öl, und wir haben es jetzt auf Mais basiert."
Aus diesem Kunststoff stellt das Unternehmen Airbag-Abdeckungen her. Dabei stammt das Material etwa zur Hälfte aus nachwachsenden Rohstoffen. Dieselbe Plastiksorte lässt sich auch zu Textilfasern spinnen. Zum Beispiel soll daraus schon bald ein Badeanzug hergestellt werden. Im Vergleich zur derzeitigen Schwimmbekleidung sei das Material sogar widerstandsfähiger gegen Chlor und gegen die ultraviolette Strahlung des Sonnenlichts, behauptet Dupont. Ein Drittel des Gewebes besteht aus dem Maiskunststoff. Besser als nichts, meint Boet Brinkgreve, und er hält es außerdem für entscheidend,
"dass wir die bestehende Infrastruktur dafür anwenden und keine komplett neue Industrie bauen. Denn das kostet auch viel Energie und CO2. Aber jetzt lassen wir die Struktur bestehen und verwenden nur die nachwachsenden Rohstoffe dazu, um das umweltfreundlicher zu machen."
Dass auch Erdöl drin ist, wo Bio draufsteht, hat Folgen: Kunststoffe aus Pflanzen dürfen nicht in den Biomüll. Selbst dann nicht, wenn die Erdöl-Zusätze gut abgebaut werden. Und für ein stoffliches Recycling der neuen Plastiksorten gibt es erst recht keine überzeugenden Konzepte. Noch nicht, meint Wim Soetaert, Professor an der Universität Gent in Belgien. Schließlich hat die Erdölchemie hundert Jahre Vorsprung.
"Das ist eine Technologie, die in der Anfangsphase steht und entsprechend noch nicht die Effektivität der klassischen petrochemischen Technologie hat. Das ist ein Problem, und daran müssen wir arbeiten."
Derzeit liegt der Marktanteil der Bio-Kunststoffe gerade bei einem Prozent.
Sie haben also noch eine lange Durststrecke vor sich.
"Sie sind nicht CO2-neutral, aber sie haben CO2-Vorteile gegenüber normalen Kunststoffen - 30 Prozent besser als Minimum, teilweise 70, 80 Prozent geringere CO2-Emissionen."
European Bioplastics ist ein Lobbyverband und streitet für ein klares politisches Bekenntnis zu den Biokunststoffen. Denn obwohl Forscher schon lange mit ihnen experimentieren, ist Plastik aus Pflanzenrohstoffen bisher kaum zu finden. Das hat aber weniger mit der Politik zu tun, als mit der Qualität der Bio-Kunststoffe. Ein Beispiel ist die Polymilchsäure, ebenfalls ein Stärkeprodukt. Folien, Einweggeschirr und Funktionstextilien werden daraus hergestellt. Doch reine Polymilchsäure ist brüchig; sie wird mit der Zeit feucht und klebrig und löst sich bei 50 Grad vollends auf. Damit die Suppe nicht durch den Teller tropft, werden dem Kunststoff Zusätze auf Erdölbasis zugesetzt. Denn kaum jemand würde einen Kunststoff verwenden, der zwar aus nachwachsenden Rohstoffen stammt, aber nicht die gewohnte Qualität hat, räumt auch Harald Käb ein:
"Meistens geht man danach, das technisch Beste und ökonomisch Wirtschaftlichste herauszuholen. Das sind dann also oft Mischungen von beidem. Der Trend – das kann man klar sagen – und ein starkes Entwicklungsziel ist der Einsatz nachwachsender Rohstoffe und nicht, die konventionelle Erdölchemie zu betreiben."
Auch bei anderen Kunststoffen mit Bio-Etikett gehen die Unternehmen diesen pragmatischen Weg und mischen Erdölprodukte dazu. Das hat damit zu tun, dass Kunststoffe keine reinen Substanzen sind, wie viele andere Chemikalien. Sie enthalten meist mehrere so genannte Polymere, also Kunststoff-Grundmaterialien und immer Zusatzstoffe: Stabilisatoren, Weichmacher und so weiter. All das kommt dazu, selbst wenn der Ausgangsstoff aus Pflanzen stammt. Darum bemühen sich einige Kunststoffhersteller durchaus. Dupont zum Beispiel, wo Boet Brinkgreve für die neuen Plastiksorten zuständig ist.
"Wir haben eine Technologie entwickelt, bei der wir aus Mais eine chemische Substanz herstellen können, Propandiol. Und das kann verwendet werden und wird auch schon verwendet für ein Polymer. Bis jetzt gab es das auf der Basis von Öl, und wir haben es jetzt auf Mais basiert."
Aus diesem Kunststoff stellt das Unternehmen Airbag-Abdeckungen her. Dabei stammt das Material etwa zur Hälfte aus nachwachsenden Rohstoffen. Dieselbe Plastiksorte lässt sich auch zu Textilfasern spinnen. Zum Beispiel soll daraus schon bald ein Badeanzug hergestellt werden. Im Vergleich zur derzeitigen Schwimmbekleidung sei das Material sogar widerstandsfähiger gegen Chlor und gegen die ultraviolette Strahlung des Sonnenlichts, behauptet Dupont. Ein Drittel des Gewebes besteht aus dem Maiskunststoff. Besser als nichts, meint Boet Brinkgreve, und er hält es außerdem für entscheidend,
"dass wir die bestehende Infrastruktur dafür anwenden und keine komplett neue Industrie bauen. Denn das kostet auch viel Energie und CO2. Aber jetzt lassen wir die Struktur bestehen und verwenden nur die nachwachsenden Rohstoffe dazu, um das umweltfreundlicher zu machen."
Dass auch Erdöl drin ist, wo Bio draufsteht, hat Folgen: Kunststoffe aus Pflanzen dürfen nicht in den Biomüll. Selbst dann nicht, wenn die Erdöl-Zusätze gut abgebaut werden. Und für ein stoffliches Recycling der neuen Plastiksorten gibt es erst recht keine überzeugenden Konzepte. Noch nicht, meint Wim Soetaert, Professor an der Universität Gent in Belgien. Schließlich hat die Erdölchemie hundert Jahre Vorsprung.
"Das ist eine Technologie, die in der Anfangsphase steht und entsprechend noch nicht die Effektivität der klassischen petrochemischen Technologie hat. Das ist ein Problem, und daran müssen wir arbeiten."
Derzeit liegt der Marktanteil der Bio-Kunststoffe gerade bei einem Prozent.
Sie haben also noch eine lange Durststrecke vor sich.