Vom Jäger und Sammler zum Kurator
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Die Playlist auf dem Handy verdrängt die gute, alte Musiksammlung im Regal. Christian Elster hat sich wissenschaftlich mit dem Horten von Musik beschäftigt und sieht darin kein Problem. Im Gegenteil: Er spricht von einer "neuen Blüte" des Sammelns.
Musik steht nicht mehr als Vinylplatte oder als CD im Regal, sondern existiert zunehmend nur noch als Playlist in einer Datenwolke. Durch die physische Auflösung einer Sammlung verändere sich das Sammeln zu einem Kuratieren von Musik, sagt der Kulturwissenschaftler Christian Elster.
Er unterscheidet verschiedene Sammler-Typen: Unter den klassischen Sammlern gebe es die "Experten", die Musik einer bestimmten Epoche, eines Genres oder einer geografischen Region horten. Und dann gebe es diejenigen, die einfach nur die eigene Lieblingsmusik zusammentrügen - egal, ob im Regal oder in einer digitalen Playlist.
"Ich glaube, dass alle diese Formen des Sammelns etwas mit dem Selbstverständnis des Sammlers zu tun haben, weil sie immer auf irgendeine Weise Ordnung schaffen", sagt Elster. Das gelte nicht nur für Platten oder Playlists, sondern durch die Auseinandersetzung mit der Musik auch für den Sammler selbst.
Eine neue Blüte des Sammelns
Die digitale Verfügbarkeit unendlicher Mengen an Musik sei analog gar nicht vorstellbar, gibt Elster zu bedenken. Kulturkritiker würden darin vielleicht den Niedergang des Sammelns sehen. Doch wenn man auch das Anlegen von Playlists als Sammeln verstehe, könne man auch von einer Blüte des Sammelns sprechen.
Während der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Thema habe seine eigene Leidenschaft für das Sammeln von Musik zwischenzeitlich abgenommen, gesteht Elster. Doch mit etwas Abstand habe sich dann wieder die Lust eingestellt, neue Musik zu entdecken.