Playtime im Grand Palais
"Das Spielzeug ist die erste Einweihung in die Kunst" behauptete der Pariser Dichter Charles Baudelaire im 19. Jahrhundert. Baudelaires Gedanken über Spielzeug sind in Paris der Ausgangspunkt für eine aktuelle Ausstellung im Grand Palais: "Von Spielzeugen und Menschen" heißt die Schau.
Weihnachtsstimmung im Grand Palais. Dunkel ist es im ersten Saal der Ausstellung, und mittendrin hängt ein Flugzeug mit einem Weihnachtsmann am Steuer – ein Automat, der 1925 die vorweihnachtlichen Schaufenster eines Pariser Kaufhauses schmückte. Darüber ist ein Video zu sehen, in dem ein weiterer Weihnachtsmann mit Geschenken beworfen wird.
Und ein bisschen überraschend ist das alles ja schon: Es ist Mitte September 2011 – die Welt gedenkt der Terroranschläge von 2001, Japan verzweifelt an der nuklearen Katastrophe, an den Börsen kriselt und crasht es. Und in Paris? Da blickt die erste große Kunstausstellung in diesem Herbst nicht etwa auf die Krisenherde, sondern in die Kinderzimmer dieser Welt.
"Wir haben für diese Ausstellung mit Historikern, Anthropologen, Archäologen und Soziologen zusammengearbeitet,"
sagt die Kuratorin Dorothée Charles.
"Denn Spielzeug hat gleichzeitig eine erzieherische und eine ästhetische Funktion, es hat erstaunliche Formen und Bedeutungen."
Spielsachen aus allen Epochen werden da im Grand Palais gezeigt. Von einem Terracotta-Büffel auf Rädern aus dem antiken Griechenland über die ersten Teddybären vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis hin zu den Toy Stories unserer Tage. Eines aber ist über die Jahrhunderte hinweg gleich geblieben, und das ist das Ritual, mit dem das Spielzeug von Erwachsenen- in Kinderhände wechselt: Es wird geschenkt – und zwar an hohen Festtagen.
80 Prozent der Spielsachen sind heute Weihnachtsgeschenke. Und im vierten Jahrhundert vor Christus, so lehrt uns eine Vitrine mit kleinen antiken Väschen, da schenkte man den Kindern bei dionysischen Festen Miniaturweinkrüge zum Spielen. Denn damals wie heute dienten Spielsachen auch als Vorbereitung auf das Erwachsenenleben. Und da ging und geht die Spielzeugwelt von einer klaren Rollenverteilung aus, sagt Dorothée Charles:
"Seit der Antike haben die Spielsachen für Mädchen mit dem Leben drinnen zu tun, dem Leben einer Mutter, die sich zu Hause um ihre Familie kümmert. Spielsachen für kleine Jungs dagegen entwerfen – auch das seit der Antike – das Stereotyp des Mannes, der mit schnellen Fahrzeugen die Welt erobert."
Und so ist auch die Pariser Ausstellung vor allem durch zwei große Bereiche geprägt: Hier das Spielzeug für Jungs mit Autos, Eisenbahnen oder Schiffen – dort die Puppenhäuser, -küchen oder Spielstaubsauger für die Mädchen. Dazwischen gibt es aber auch ein paar Kuriositäten zu entdecken – zum Beispiel alles, was ein Kind so braucht, um katholischer Pfarrer zu spielen:
"Wir zeigen einen Altar aus Holz und zwölf Miniatur-Gegenstände für den Gottesdienst - vom Weihrauchfass über Kruzifixe, Kerzenständer bis hin zum Weinkelch. Diese Spielsachen stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts und sollten in Frankreich nach der Trennung von Kirche und Staat die Volksfrömmigkeit fördern."
Anekdotisch, historisch oder einfach nur dekorativ sind viele der Objekte, die da jetzt in Paris zu sehen sind, darunter auch Leihgaben aus den großen europäischen Spielzeugmuseen von Nürnberg bis London. Zum Beispiel zwei von französischen Luxusfabrikanten mit Pelzen und Juwelen ausgestattete Puppen, die Frankreich einst der britischen Königsfamilie schenkte.
Oder die kleine Ritterrüstung, in der Ludwig XIII. als Kind herumstolzieren durfte und die neben allerlei Zinnsoldaten, Star-Wars-Figuren und anderem Kriegsspielzeug in Vitrinen präsentiert wird. Spätestens hier hätte man sich in dieser Ausstellung dann doch einmal einen Blick über den Horizont des Kinderzimmers hinaus erhofft; einen Seitenblick, einen kleinen Hinweis vielleicht auf Kinder, die nicht Kriegsspielzeug zu Weihnachten, sondern reale Erwachsenengewehre in die Hand bekommen, nicht um Soldat zu spielen, sondern um Kindersoldat zu sein.
Im Grand Palais aber beschränkt man sich auf einen mehr oder minder unschuldigen Blick in die Spielzimmer wohlhabender westlicher Kinder. Und für diese Kinder und ihre Familien ist die Schau natürlich auch gemacht. "Von Spielzeugen und Menschen" ist eine Ausstellung, die gefallen will und auch gefallen wird. Ideal für einen Familienausflug und schön wie ein Schaufensterbummel in der Vorweihnachtszeit. Den Katalog gibt es übrigens wahlweise in Blau oder Pink.
Und ein bisschen überraschend ist das alles ja schon: Es ist Mitte September 2011 – die Welt gedenkt der Terroranschläge von 2001, Japan verzweifelt an der nuklearen Katastrophe, an den Börsen kriselt und crasht es. Und in Paris? Da blickt die erste große Kunstausstellung in diesem Herbst nicht etwa auf die Krisenherde, sondern in die Kinderzimmer dieser Welt.
"Wir haben für diese Ausstellung mit Historikern, Anthropologen, Archäologen und Soziologen zusammengearbeitet,"
sagt die Kuratorin Dorothée Charles.
"Denn Spielzeug hat gleichzeitig eine erzieherische und eine ästhetische Funktion, es hat erstaunliche Formen und Bedeutungen."
Spielsachen aus allen Epochen werden da im Grand Palais gezeigt. Von einem Terracotta-Büffel auf Rädern aus dem antiken Griechenland über die ersten Teddybären vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis hin zu den Toy Stories unserer Tage. Eines aber ist über die Jahrhunderte hinweg gleich geblieben, und das ist das Ritual, mit dem das Spielzeug von Erwachsenen- in Kinderhände wechselt: Es wird geschenkt – und zwar an hohen Festtagen.
80 Prozent der Spielsachen sind heute Weihnachtsgeschenke. Und im vierten Jahrhundert vor Christus, so lehrt uns eine Vitrine mit kleinen antiken Väschen, da schenkte man den Kindern bei dionysischen Festen Miniaturweinkrüge zum Spielen. Denn damals wie heute dienten Spielsachen auch als Vorbereitung auf das Erwachsenenleben. Und da ging und geht die Spielzeugwelt von einer klaren Rollenverteilung aus, sagt Dorothée Charles:
"Seit der Antike haben die Spielsachen für Mädchen mit dem Leben drinnen zu tun, dem Leben einer Mutter, die sich zu Hause um ihre Familie kümmert. Spielsachen für kleine Jungs dagegen entwerfen – auch das seit der Antike – das Stereotyp des Mannes, der mit schnellen Fahrzeugen die Welt erobert."
Und so ist auch die Pariser Ausstellung vor allem durch zwei große Bereiche geprägt: Hier das Spielzeug für Jungs mit Autos, Eisenbahnen oder Schiffen – dort die Puppenhäuser, -küchen oder Spielstaubsauger für die Mädchen. Dazwischen gibt es aber auch ein paar Kuriositäten zu entdecken – zum Beispiel alles, was ein Kind so braucht, um katholischer Pfarrer zu spielen:
"Wir zeigen einen Altar aus Holz und zwölf Miniatur-Gegenstände für den Gottesdienst - vom Weihrauchfass über Kruzifixe, Kerzenständer bis hin zum Weinkelch. Diese Spielsachen stammen vom Anfang des 20. Jahrhunderts und sollten in Frankreich nach der Trennung von Kirche und Staat die Volksfrömmigkeit fördern."
Anekdotisch, historisch oder einfach nur dekorativ sind viele der Objekte, die da jetzt in Paris zu sehen sind, darunter auch Leihgaben aus den großen europäischen Spielzeugmuseen von Nürnberg bis London. Zum Beispiel zwei von französischen Luxusfabrikanten mit Pelzen und Juwelen ausgestattete Puppen, die Frankreich einst der britischen Königsfamilie schenkte.
Oder die kleine Ritterrüstung, in der Ludwig XIII. als Kind herumstolzieren durfte und die neben allerlei Zinnsoldaten, Star-Wars-Figuren und anderem Kriegsspielzeug in Vitrinen präsentiert wird. Spätestens hier hätte man sich in dieser Ausstellung dann doch einmal einen Blick über den Horizont des Kinderzimmers hinaus erhofft; einen Seitenblick, einen kleinen Hinweis vielleicht auf Kinder, die nicht Kriegsspielzeug zu Weihnachten, sondern reale Erwachsenengewehre in die Hand bekommen, nicht um Soldat zu spielen, sondern um Kindersoldat zu sein.
Im Grand Palais aber beschränkt man sich auf einen mehr oder minder unschuldigen Blick in die Spielzimmer wohlhabender westlicher Kinder. Und für diese Kinder und ihre Familien ist die Schau natürlich auch gemacht. "Von Spielzeugen und Menschen" ist eine Ausstellung, die gefallen will und auch gefallen wird. Ideal für einen Familienausflug und schön wie ein Schaufensterbummel in der Vorweihnachtszeit. Den Katalog gibt es übrigens wahlweise in Blau oder Pink.