"Das ist ein demokratischer Platz"
Die Elbphilharmonie berherbergt nicht nur einen kleinen und großen Konzertsaal und ein Luxushotel, sondern auch eine ohne Konzertticket zugängliche "Plaza". Die Debatte über die Kosten werde verebben, wenn die Öffnung des Hauses für alle Bevölkerungsgruppen gelinge, sagt Architekt Jacques Herzog.
Selten hat man Olaf Scholz in so prächtiger Laune erlebt. Heute, nach dem ersten offiziellen Presserundgang durch die Elbphilharmonie saß Hamburgs Erster Bürgermeister auf der Bühne im großen Konzertsaal und erklärte den 300 Journalisten aus dem In- und Ausland, warum ihm die heutige Eröffnung der so genannten "Plaza", der auch ohne Konzertticket zugänglichen Plattform zwischen dem alten Kaispeicher und dem modernen, gläsernen Aufbau so am Herzen liegt.
"Das ist ja ein demokratischer Platz. Unzählige können ihn jeden Tag besuchen und es wird es bisschen so sein wie das ganze Gebäude. Schon die Größe dieses Konzertsaals, schon die Tatsache, dass man auf jedem Platz genauso gut die Musik hören kann, die die unten sind und die, die ganz oben sind, wird dazu beitragen, dass das ein Ort für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt ist und für die vielen Musikbegeisterten aus aller Welt, die hierher kommen. Wir freuen uns richtig!"
1200 Menschen finden Platz auf der Plaza. Erreichbar ist dieser Ort über die sogenannte "Tube", eine 80 Meter lange, nicht gerade, sondern in einem Bogen verlaufende Rolltreppe. Heute Morgen führte Melanie Kämpermann, die Pressechefin der Elbphilharmonie durch das Haus.
"Die Fahrt dauert ungefähr zweieinhalb Minuten. Lassen sie sie auf sich wirken und oben wartet ein toller Ausblick."
Zugang zur Plaza ist kostenfrei
Oben angekommen öffnet sich in 37 Meter Höhe der Blick durch riesige Panoramafenster auf den Hafen und die Landungsbrücken. Vom inneren Teil der Plaza führen breite Treppen zum kleinen und großen Konzertsaal, zu kleinen Cafés und dem Hotel in der Elbphilharmonie.
"Bei schlechtem Wetter ist natürlich der Aufenthaltsbereich hier drinnen. Ansonsten gibt es aber vor allem einen kompletten Umlauf einmal um das ganze Haus, zu dem man eben durch verschiedene Stellen austreten kann."
Der Zugang zur Plaza ist kostenfrei, nur wer Karten vorbestellen will, muss dafür zwei Euro zahlen. Die Formensprache im luftigen Inneren ist klar und schnörkellos, die Besucher schreiten in der gesamten Elbphilharmonie über geöltes Eichenparkett, überall liegt der Geruch des Holzes in der Luft.
Keine Wand verläuft nur gerade, auch die weißen Betonpfeiler stehen mit leichter Schräge im Raum, die wie Wellen geformten Panoramascheiben lassen das Licht hineinfluten. Dann führt Melanie Kämpermann in das Herzstück des Hauses, in den großen Konzertsaal. Eine runde, organisch anmutende Halle. In der Mitte die Bühne, sicht- und hörbar von allen Seiten.
"Das ist in diesem Saal auch nochmal deutlich extremer als zum Beispiel in Berlin in der Philharmonie, dass die Bühne wirklich fast mittig ist im Raum. Dass man sehr viele Plätze auch hinter dem Orchester hat und an den Seiten. Das ist sicherlich noch mal ein ganz besonderes Klangerlebnis!"
"Wir spüren, dass die Menschen es lieben"
Ausgekleidet ist der Saal mit der sogenannten "Weißen Haut", die aus tausenden computergefrästen Gipsplatten besteht. Sie sollen nach den Plänen des japanischen Akustikers Yasuhisa Toyota den besonderen Klang des Raums gewährleisten.
Die Kosten der Elbphilharmonie waren heute kein Thema. Ursprünglich sollte das Konzerthaus die Steuerzahler rund 80 Millionen Euro kosten und 2011 eröffnet werden. Diese Summe hat sich fast verzehnfacht, auf 789 Millionen Euro. Der Architekt Jacques Herzog ist sich sicher, dass die Debatte über die Kostenexplosionen dann verebben wird, wenn die Öffnung des Hauses für alle Bevölkerungsgruppen gelingt.
"Wir spüren, dass die Menschen es lieben. Natürlich kann man sagen, es hat Erfolg bisher in den Feuilletons – was wir gelesen haben. Das ist das eine. Aber das meinen wir nicht. Sondern wir meinen, dass zu spüren, dass die Menschen von Hamburg das Gebäude lieben, dass sie es annehmen, dass es ihr Gebäude wird."
Mit dazu beitragen soll ein vergünstigter Kartenverkauf an Geringverdiener, ein musikpädagogisches für alte und junge Menschen, aus Hamburgs reichen und armen Vierteln. Schon heute gibt es regelmäßige Musik-AGs zum Beispiel in Hamburg-Wilhelmsburg. Viele Hamburger waren heute schon zur Elbphilharmonie gekommen, um bei der Eröffnung der Plaza dabei zu sein. Jetzt, zwei Monate vor dem Eröffnungskonzert am 11. Januar scheinen die Hamburger ihren Frieden mit dem Projekt zu machen:
"Ich finde das schön! Muss ich sagen! Gut, hat lange gedauert, ist auch sehr teuer geworden, aber wenn man woanders hinguckt, ist es das Gleiche. – Wir kommen aus Hamburg und das ist aber super hier das Ding! Alles andere wollen wir vergessen!"