Frank Witzel, "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969", Matthes & Seitz, 2015, 800 Seiten, 29,90 Euro
Frank Witzels Leben nach dem Buchpreis
Vom Fast-Nobody zum Everybody's Darling – wie verkraftet Buchpreisgewinner Frank Witzel das? Innerlich fühle er sich immer noch ein wenig wie ein literarischer Außenseiter, sagt der Autor. Die vielen Interviews habe er sehr genossen. Auch finanziell werde sich der Ruhm bemerkbar machen.
Die Nachricht hat ihn vollkommen überrascht: Mit knapp 60 Jahren ist der Schriftsteller Frank Witzel nun plötzlich nicht mehr der Außenseiter, als der er sich im Literaturbetrieb bislang gefühlt hat. Auf der Frankfurter Buchmesse erhielt Witzel den Deutschen Buchpreis für seinen Roman "Die Erfindung der Roten Armee Fraktion durch einen manisch-depressiven Teenager im Sommer 1969" und wurde vom Medientrubel überrollt.
Wie geht es ihm eine Woche später? "Ich würde jetzt von mir selbst natürlich längst nicht mehr als Außenseiter sprechen. Aber innerlich ist das immer noch da." An die 60 Interviews habe er in der letzten Zeit führen müssen. "Ich habe das tatsächlich sehr gemocht, mit vielen Menschen jetzt zusammen zu kommen und sehr viele interessante Gespräch zu führen. Und ich war erstaunt, wie gut informiert doch viele Interviewpartner waren." Tatsächlich habe es nur wenig Medienvertreter gegeben, die sein 800-Seiten-Buch gar nicht gekannt hätten.
Neue Einblicke in den Literaturbetrieb
Witzel sagte weiter, er habe den deutschen Literaturbetrieb durch den Buchpreis noch einmal neu kennen gelernt und sei durch den Trubel um sein Buch mit Menschen zusammen getroffen, die er bislang "nur aus dem Fernsehen " gekannt habe. Auch finanziell werde sich nun einiges ändern, wenn auch nicht sofort:
"Wenn man ein Leben lang so lebt, dass man sich das eigene Schreiben praktisch von der Hand in den Mund finanziert - auch davon werde ich erstmal so schnell nicht lassen können."
Jedoch sei die gedruckte neue Auflage seines Buches bereits ausverkauft, und die nächste habe sein Verlag Matthes & Seitz schon in Auftrag gegeben, auch gebe es schon Lizenzen für ausländische Ausgaben. "Das wird sich natürlich auch auf die eine oder andere Weise bei mir rückmelden."