Plünderungen archäologischer Stätten in Afghanistan erfasst

Als die Taliban vor zweieinhalb Jahren wieder die Macht in Afghanistan übernommen haben, versprachen sie, das kulturelle Erbe des Landes zu wahren. Satellitenbilder einer Forschungsgruppe an der University of Chicago zeigen aber, dass auch unter den Taliban archäologische Stätten geplündert werden. Die insgesamt fast 2.000 Bilder wurden mithilfe von Künstlicher Intelligenz durchforstet. Bei einigen Stätten wurde ein bestimmtes Muster gefunden: Zuerst kamen Bulldozer und machten sozusagen die gesamte archölogische Stätte platt. Danach gruben Plünderer händisch Löcher und suchten nach wertvollen Fundstücken. Was genau sich unter den früheren Befestigungsanlagen, Karawansereien oder Kanalsystemen befindet, ist unbekannt. Sie können aber bis zu 2.500 Jahre alt sein, als die Seidenstraße durch das heutige Afghanistan führte. Der Kultur- und Informationsminister der Taliban, Aziz, wies die Vorwürfe gegenüber der BBC zurück. Der leitende Professor der Untersuchungen an der University of Chicago, Gil Stein, vermutet, dass die Plünderungen von reichen und mächtigen Menschen angeordnet werden, denen auch die Taliban nichts entgegensetzten - wie es schon unter der schwachen Regierung des afghanischen Präsidenten Ghani gewesen sei. Offiziell geben sich die Taliban hart: Das Verteidigungsministerium hatte im September die Verhaftung von drei Personen bekanntgegeben, die antike Statuen, Mumien und andere Artefakte im Millionenwert geschmuggelt haben sollen. Die Antiquitäten seien an das Nationalmuseum übergeben worden.