Die gute Seele der Kleingartenkolonie
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Viele unterschiedliche Menschen treffen in einer Kleingartenkolonie zusammen. Zum Beispiel Vesna: eine fröhliche Frau mit kroatischem Akzent. Sie gilt als gute Seele der Kolonie. Erst im Gespräch deutet sich an: Vesna hat viel erlebt.
Die gute Seele der Kleingartenkolonie wohnt gleich am Eingang. Sie heißt Vesna, kam 1993 als Flüchtling aus Kroatien nach Deutschland und arbeitet seit über 40 Jahren als Krankenschwester. Sie freut sich auf ihren Ruhestand, erzählt sie. "Ich freue mich auf dieses Paradies hier. Ich möchte meinen Garten nicht missen. Den ganzen Sommer über stehe ich morgens auf und trinke meinen Kaffee oder Tee hier draußen. Das ist etwas ganz Besonderes."
Als Krankenschwester hat Vesna auch während der Coronakrise die ganze Zeit über im Krankenhaus gearbeitet. Über die Nachricht, dass Pflegekräfte für ihre Leistung in dieser Zeit eine Prämie bekommen sollen, hat sie sich gefreut. Doch es dauerte und irgendwann schrieb Vesna einen Brief an ihre Vorgesetzten. Die Antwort war: Wir sprechen noch mit dem Berliner Senat darüber. Und als Dankeschön ihres Arbeitgebers bekamen alle ein kleines Täfelchen Schokolade. "Was ist das für ein Dankeschön?", fragt Vesna und fügt hinzu: "Das ist traurig bis zum Gehtnichtmehr."
Man hört Vesna die Herzlichkeit in ihrer Stimme an. Sie fühlt mit ihren Patienten. Als sie 19 Jahre alt war, hat sie in der Kinder- und Jugendpsychiatrie angefangen, danach hat sie in anderen Bereichen die schweren psychischen Störungen, Suchterkrankungen oder Demenz von Patienten erlebt und arbeitet zurzeit mit depressiven Menschen. "Traurig. Ich finde die seelische Krankheit ist eine der schwersten", sagt Vesna, die in der Kolonie selbst als "die gute Seele" gilt.
(nis)