Podcast "Rice and Shine" über rechte Gewalt

Die Vorgänger des NSU

17:22 Minuten
Ein Mann steht einer ausgebrannten Wohnung in einem Wohnheim für vietnamesische Flüchtlinge in Hamburg. In der Nacht zuvor wurde ein Brandanschlag mit drei Molotowcocktails begangen, bei dem zwei Vietnamesen ermordet wurden.
"Etwas, was nie wieder passieren sollte, ist 1980 passiert", sagt Vanessa Vu zu dem Mordanschlag in Hamburg, bei den zwei Menschen starben. © picture alliance / dpa / Lothar Heidtman
Vanessa Vu im Gespräch mit Max Oppel |
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Der erste rassistische Mordanschlag in der Bundesrepublik fand im August 1980 in Hamburg statt. Nur wenige erinnern sich heute daran. Die Macherinnen des Podcasts "Rice and Shine" haben dazu recherchiert. Für ihre Arbeit wurden sie nun ausgezeichnet.
Die goldenen Blogger 2021 sind gekürt. Darunter auch Minh Thu Tran und Vanessa Vu. In der Folge "Hamburg 1980. Als der rechte Terror wieder aufflammt" vom 15. August 2020 haben sie sich in ihrem Podcast "Rice and Shine" mit dem ersten dokumentierten rassistischen Anschlag in der Bundesrepublik auseinandergesetzt.
Vanessa Vu bedeutet die Auszeichnung viel. Ihr gehe es aber nicht um persönliche Belange, sondern vor allem um die Sache: die Aufarbeitung des rassistischen Mordanschlags. Dieser sei in der deutschen Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, unterstreicht die Podcasterin. "Das ist für uns eigentlich ein großes Stück deutscher Nachkriegsgeschichte: Etwas, was nie wieder passieren sollte, ist 1980 passiert."

Presse gab Information preis

In der Nacht auf den 22. August 1980 warfen drei Neonazis Brandsätze auf eine Unterkunft von vietnamesischen Geflüchteten. Zuvor hatte die Presse über die Ankunft der Menschen berichtet und deren Aufenthaltsort bekanntgemacht.
Über den Fall sei wenig bekannt, erläutert Vu, erst im Zuge der Aufarbeitung des NSU sei der Anschlag wieder mehr in die Öffentlichkeit gerückt. Für die Angehörigen und Überlebenden sei die Tat aber immer noch relevant. "Wir haben deren Bestrebungen in eine Podcastfolge übersetzt", sagt Vu.

Ähnliche Strukturen wie beim NSU

Für die Morde an Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân war damals – wie Jahrzehnte später beim NSU – ein Trio verantwortlich: zwei Männer und eine Frau, Mitglieder der faschistischen "Deutschen Aktionsgruppe". Diese Parallelen seien ihr erst im Zuge der Recherchen klar geworden, sagt Vu.
"Oft werden solche Fälle als Einzeltaten von ideologisch verwirrten Menschen hingestellt. Aber so ist es nicht, sie bauen auf demselben Gedankengut auf."

Gedenkort für die Opfer

In der Podcastfolge kommen zudem Angehörige wie die Mutter von Đỗ Anh Lân zu Wort. Diese lebt heute als "einsame, verarmte Frau" in Hamburg, berichtet Vu: "Das bricht einem nochmal mehr das Herz."
Versöhnlich sei, dass es zumindest einen Gedenkort gebe, der der Opfer gedenke und über den Anschlag informiere.
(rzr)
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