Filmanalysen für Hardcorefans
08:36 Minuten
Eine ganze Podcast-Serie zu einem Film, zu jeder Filmminute eine ganze Episode – das ist der Podcast-Trend "Movies by Minutes". Patrick Lohmeier, selbst Podcaster zum Thema Film, macht klar: Wer nicht in der Lage ist abzuschweifen, ist fehl am Platz.
Wenn die Formulierung "minutiöse Beobachtung" je einen Sinn hatte, dann bei folgendem Hobby extremer Film-Fans: Es geht um Menschen, die sich Filme anschauen und dann Filmminute für Filmminute analysieren und diskutieren – teils uferlos. Sie produzieren dann darüber Podcasts. Der Austausch über Minute 25 von Film X dauert dann schon mal anderthalb Stunden.
Der Trend hat auch schon einen Namen: "Movies by Minutes" – unter diesem Stichwort finden sich viele verschiedene Podcast-Serien. Jede ist einem Film gewidmet, jede Episode befasst sich nur mit einer einzigen Filmminute: Ein Film mit 90 Minuten Länge führt also zu einem Podcast mit 90 Episoden. Zu 120 Filmen gibt es schon "Movies by Minutes".
Mit "The Big Lebowski" fing es an
"Nerd reicht fast schon gar nicht mehr, man muss schon ein Podcast-Ultra sein, oder ein Podcast-Hörer-Ultra", sagt Patrick Lohmeier, der selber den Podcast "Bahnhofskino" produziert und sich darin mit filmischer Subkultur beschäftigt. Populär sei diese Subkultur 2013 geworden mit dem "Star Wars Minute"-Podcast, das Konzept sei aber noch etwas älter. Angefangen habe es wohl mit dem Podcast über "The Big Lebowski".
Lohmeier verdeutlich am Beispiel von Gremlins die Kunst des Abschweifens. "Gerade das Kinderzimmer unseres Protagonisten Billie Peltzer ist natürlich gefüllt mit popkulturellen Artefakten der Mitt-Achtziger." DC Comics wie "House of Mistery" lägen herum, an der Wand hänge ein "Mad Max II"-Poster, vom 50er-Jahre US-Paranoia-Kino gebe es ein Poster, "da ist ja auch Joe Dante ein großer Fan von", das Joe Dante der Regisseur von "Gremlins" ist, setzt Lohmeier als bekannt voraus.
Ultraspezifisch und für Hardcorefans
"Wenn man nicht in der Lage ist abzuschweifen und sich diesen ganzen Meta-Thematiken zu widmen, dann wird man selten eine halbe Stunde füllen können", sagt Lohmeier.
Auf der Hörerseite, räumt der Podcaster ein, müssten die Menschen auch ziemlich viel Vorwissen mitbringen, denn über die filmhistorische Bedeutung etwa erfahre man ziemlich wenig: "Es ist eben so ultraspezifisch, dass es nur für Menschen geeignet ist, die diese Filme total verinnerlicht haben, die wirklich Hardcorefans sind."
Trotz der wachsenden Popularität sei klar: "Es ist und bleibt eine Nische." Die Podcasts hätten nicht die Abrufzahlen der Angebote von Filmmagazinen oder Sendern. "Es ist für die Menschen, die sagen, ich habe den Film zehn-, zwanzig-, hundertmal gesehen" – und die dann auch noch zum wöchentlichen Stammtisch über diesen einen Film gingen.
(mfu)