Wie Kim Dotcom das Internet aufmischte
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Vom Hacker und Internetunternehmer zum Angeklagten im vielleicht größten Copyright-Prozess aller Zeiten: Ein Podcast erzählt die Geschichte von Kim Dotcom. Nett anzuhören, aber es fehle der persönliche Zugang, findet Kritikerin Carina Schroeder.
Mitte der 1990er-Jahre zeigt ein Mann im Fernsehen etwas Erstaunliches: einen Trick, mit dem man kostenlos telefonieren kann, sogar in die USA. Der Mann heißt mit bürgerlichem Namen Kim Schmitz, nennt sich Kimble und später Kim Dotcom.
In den Nullerjahren gründet der Hacker die Sharing-Plattform "Megaupload", auf der via Internet große Dateien geteilt werden können: Filme, TV-Serien, raubkopierte Spiele, Musik und Ähnliches. Damit wird Kim Dotcom reich, aber der Film- und Musikindustrie ist die Gratiskultur im Netz ein Dorn im Auge. 2012 wird er in seiner Villa in Neuseeland festgenommen. Seitdem läuft ein Prozess wegen Urheberrechtsverletzungen gegen ihn.
Der vielleicht größte Copyright-Prozess aller Zeiten
Mit Kim Schmitz aka Kim Dotcom befasst sich jetzt ein mehrteiliger Podcast von Bayern 2: "Wild Wild Web - Die Kim Dotcom-Story". Es ist, so heißt es im Podcast, "die Geschichte eines Mannes, dessen Leben sich immer wieder kreuzt mit den ganz großen Momenten des Internets. Der mittendrin steckt in einem Kampf. Der anfängt mit unseren Klicks und Downloads und endet im vielleicht größten Copyright-Prozess aller Zeiten."
Die Geschichte sei komplex und die Macher gäben sich große Mühe, möglichst viel davon im Podcast unterzubringen, sagt Rezensentin Carina Schroeder. "Allerdings ist es auch sehr leicht verständlich erzählt, sodass jeder gut folgen kann. Das ist ein absoluter Pluspunkt dieses Podcasts."
Kim Dotcom selbst kommt nicht zu Wort
Positiv hebt Schroeder auch hervor, dass viele Wegbegleiter von Kim Dotcom zu Wort kommen: frühere Hacker etwa oder der Anwalt. Kim Dotcom selbst erklingt leider nur als Stimme aus dem Archiv.
"Allerdings haben sie einen sehr charmanten Weg gefunden, damit umzugehen. Am Ende jeder Folge gibt es ein Ein- bis Zwei-Minutenstück, wo Moderatorin Janne Knödler erzählt, wie der aktuelle Stand in Bezug auf Interviewanfragen aussieht", sagt unsere Kritikerin. "Das ist wie so ein Blick über die Schultern bei der Recherche. Das mag ich sehr."
Es fehlt der persönliche Zugang
Dieser persönliche Zugang der Macher fehlt ihr an anderer Stelle im Podcast: "Ich erfahre im Grunde überhaupt nichts von der Moderatorin Janne Knödler, also warum macht die diese Story? Was verbindet sie damit? Was interessiert sie?" So etwas seien für sie die Kernelemente eines guten Podcasts, betont Schroeder.
Auch der immer gleiche Ablauf - Sprecher, O-Ton, Sprecher - störe: "Wir hören Janne Knödler nie wirklich im Dialog mit jemandem, oder dass sie irgendwo vor Ort ist, das meiste klingt nach Studio und Archivmaterial."
Schroeders Urteil über "Wild Wild Web" fällt insofern eher gemischt aus: Man könne "wirklich nette drei Stunden" verbringen. "Umgehauen hat mich der Podcast aber nicht."
(uko)