Poetische Kunst in der historischen Erzählung
Zeitgenossen nannten Ricarda Huch oft in einem Atemzug mit Thomas Mann und überhäuften die Autorin mit Ehrungen. Von ihren jüngeren Schriftstellerkollegen wurde sie vor allem wegen ihrer couragierten Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus verehrt.
"Was mich betrifft: Ich habe jahrelang in der Schweiz gelebt und fühle mich dort wie zu Hause. Ich war mit einem Italiener verheiratet und habe gerne in Italien gelebt. Alle diese Umstände haben bewirkt, dass ich ganz frei bin von einseitigem Nationalismus. Aber national fühle ich durchaus."
Mit diesen Worten eröffnete die 83-jährige Schriftstellerin Ricarda Huch den ersten deutschen Schriftstellerkongress im Oktober 1947 in Berlin. Sie hatte während des Naziregimes in "innerer Emigration" in Jena gelebt, war von einem SS-Mann denunziert worden und hatte kaum noch veröffentlichen können. Sie war daher zur Integrationsfigur für linksorientierte und konservative Schriftsteller gleichermaßen geworden.
Ricarda Huch wurde am 18. Juli 1864 in eine alteingesessene Braunschweiger Kaufmannsfamilie hineingeboren und wollte schon als Kind Dichterin werden. Sie gehörte zu den ersten Deutschen, die zum sogenannten Frauenstudium nach Zürich gingen, da Frauen in Deutschland noch nicht studieren durften. Schon während des Studiums der Philologie, Philosophie und Geschichte begann sie, Gedichte und Erzählungen zu veröffentlichen. Nach der Promotion arbeitete sie zunächst als Bibliothekarin und Lehrerin. Im Alter von 33 Jahren beschloss die inzwischen erfolgreiche Autorin, ihren Lebensunterhalt ganz als Schriftstellerin zu verdienen.
Neben Romanen, Erzählungen und Gedichten schrieb Ricarda Huch vor allem historische Werke, so über die Deutsche Romantik, den 30-jährigen Krieg, über Martin Luther, Garibaldi, Bakunin oder den Freiherrn vom Stein, um nur einige ihrer rund 60 Bücher zu nennen. Dabei schrieb sie nicht für das Fachpublikum. Sie erhob das Erzählen historischer Stoffe zur poetischen Kunst. Thomas Mann feierte sie zu ihrem 60. Geburtstag mit den Worten:
"Dies sollte ein Deutscher Frauentag sein, und mehr als ein deutscher. Denn nicht nur die erste Frau Deutschlands ist es, die man zu feiern hat, es ist wahrscheinlich heute die erste Europas: eine wunderbar artikulierte Herrscherin im Reich des Bewussten, eine Mehrerin dieses Reiches, eine große Schriftstellerin."
Ricarda Huch wechselte oft ihren Wohnort und lebte in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Sie war zweimal kurz verheiratet und hatte eine Tochter. Die über drei Jahrzehnte erfolgreiche Schriftstellerin wurde vielfach geehrt und war sogar für den Literaturnobelpreis im Gespräch. 1926 berief man sie als einziges weibliches Mitglied in die neu gegründete Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste in Berlin.
In Schilderungen von Zeitgenossen wird Ricarda Huch als markante Gestalt beschrieben, hoch gewachsen, schlank, elegant gekleidet und darüber hinaus, so der Schriftsteller Alfred Döblin, selbstbewusst, stolz und mutig. So trat sie 1933 aus der Preußischen Akademie der Künste aus, als deren Präsident von ihr eine Ergebenheitsadresse an die neue, nationalsozialistische Regierung verlangte:
"Was die jetzige Regierung als nationale Gesinnung vorschreibt, ist nicht mein Deutschtum. Die Zentralisierung, der Zwang, die brutalen Methoden, die Diffamierung Andersdenkender, das prahlerische Selbstlob halte ich für undeutsch und unheilvoll. Hiermit erkläre ich meinen Austritt aus der Akademie."
Nach 1945 lud sich die 80-jährige noch einmal eine unpopuläre und schwierige Arbeit auf: Sie begann, ein "Gedenkbuch" für die deutschen Widerstandskämpfer zu schreiben. Sie war davon überzeugt, dass die Schicksale der Männer und Frauen, die gegen Hitler Widerstand geleistet hatten, Vorbilder für einen Neuanfang sein müssten.
"Aus unserer Mitte sind böse, brutale und gewissenlose Menschen hervorgegangen. Sie beherrschten das deutsche Volk mit einem so klug gesicherten Schreckensregiment, dass nur Heldenmütige, den Versuch, es zu stürzen, wagen konnten. So tapfere Menschen gab es eine große Anzahl unter uns."
Doch das Gedenkbuch konnte sie nicht mehr vollenden. Nur wenige Wochen nach dem von ihr eröffneten Berliner Schriftstellerkongress starb Ricarda Huch in Kronberg am Taunus am 17. November 1947.
"
"Tief in den Himmel verklingt
Traurig der letzte Stern,
Noch eine Nachtigall singt
Fern - fern.
Geh schlafen, mein Herz, es ist Zeit.
Kühl weht die Ewigkeit.""
Mit diesen Worten eröffnete die 83-jährige Schriftstellerin Ricarda Huch den ersten deutschen Schriftstellerkongress im Oktober 1947 in Berlin. Sie hatte während des Naziregimes in "innerer Emigration" in Jena gelebt, war von einem SS-Mann denunziert worden und hatte kaum noch veröffentlichen können. Sie war daher zur Integrationsfigur für linksorientierte und konservative Schriftsteller gleichermaßen geworden.
Ricarda Huch wurde am 18. Juli 1864 in eine alteingesessene Braunschweiger Kaufmannsfamilie hineingeboren und wollte schon als Kind Dichterin werden. Sie gehörte zu den ersten Deutschen, die zum sogenannten Frauenstudium nach Zürich gingen, da Frauen in Deutschland noch nicht studieren durften. Schon während des Studiums der Philologie, Philosophie und Geschichte begann sie, Gedichte und Erzählungen zu veröffentlichen. Nach der Promotion arbeitete sie zunächst als Bibliothekarin und Lehrerin. Im Alter von 33 Jahren beschloss die inzwischen erfolgreiche Autorin, ihren Lebensunterhalt ganz als Schriftstellerin zu verdienen.
Neben Romanen, Erzählungen und Gedichten schrieb Ricarda Huch vor allem historische Werke, so über die Deutsche Romantik, den 30-jährigen Krieg, über Martin Luther, Garibaldi, Bakunin oder den Freiherrn vom Stein, um nur einige ihrer rund 60 Bücher zu nennen. Dabei schrieb sie nicht für das Fachpublikum. Sie erhob das Erzählen historischer Stoffe zur poetischen Kunst. Thomas Mann feierte sie zu ihrem 60. Geburtstag mit den Worten:
"Dies sollte ein Deutscher Frauentag sein, und mehr als ein deutscher. Denn nicht nur die erste Frau Deutschlands ist es, die man zu feiern hat, es ist wahrscheinlich heute die erste Europas: eine wunderbar artikulierte Herrscherin im Reich des Bewussten, eine Mehrerin dieses Reiches, eine große Schriftstellerin."
Ricarda Huch wechselte oft ihren Wohnort und lebte in Deutschland, Österreich, Italien und der Schweiz. Sie war zweimal kurz verheiratet und hatte eine Tochter. Die über drei Jahrzehnte erfolgreiche Schriftstellerin wurde vielfach geehrt und war sogar für den Literaturnobelpreis im Gespräch. 1926 berief man sie als einziges weibliches Mitglied in die neu gegründete Sektion Dichtkunst der Preußischen Akademie der Künste in Berlin.
In Schilderungen von Zeitgenossen wird Ricarda Huch als markante Gestalt beschrieben, hoch gewachsen, schlank, elegant gekleidet und darüber hinaus, so der Schriftsteller Alfred Döblin, selbstbewusst, stolz und mutig. So trat sie 1933 aus der Preußischen Akademie der Künste aus, als deren Präsident von ihr eine Ergebenheitsadresse an die neue, nationalsozialistische Regierung verlangte:
"Was die jetzige Regierung als nationale Gesinnung vorschreibt, ist nicht mein Deutschtum. Die Zentralisierung, der Zwang, die brutalen Methoden, die Diffamierung Andersdenkender, das prahlerische Selbstlob halte ich für undeutsch und unheilvoll. Hiermit erkläre ich meinen Austritt aus der Akademie."
Nach 1945 lud sich die 80-jährige noch einmal eine unpopuläre und schwierige Arbeit auf: Sie begann, ein "Gedenkbuch" für die deutschen Widerstandskämpfer zu schreiben. Sie war davon überzeugt, dass die Schicksale der Männer und Frauen, die gegen Hitler Widerstand geleistet hatten, Vorbilder für einen Neuanfang sein müssten.
"Aus unserer Mitte sind böse, brutale und gewissenlose Menschen hervorgegangen. Sie beherrschten das deutsche Volk mit einem so klug gesicherten Schreckensregiment, dass nur Heldenmütige, den Versuch, es zu stürzen, wagen konnten. So tapfere Menschen gab es eine große Anzahl unter uns."
Doch das Gedenkbuch konnte sie nicht mehr vollenden. Nur wenige Wochen nach dem von ihr eröffneten Berliner Schriftstellerkongress starb Ricarda Huch in Kronberg am Taunus am 17. November 1947.
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"Tief in den Himmel verklingt
Traurig der letzte Stern,
Noch eine Nachtigall singt
Fern - fern.
Geh schlafen, mein Herz, es ist Zeit.
Kühl weht die Ewigkeit.""