Poetologie mit Bleistift
Im Stefan-Zweig-Centre in Salzburg ist derzeit in der Ausstellung "Peter Handke Werkschau – Manuskripte und Fotos aus fünf Jahrzehnten" Material zu sehen, das während des Schöpfungsprozesses seiner Bücher entstand. Ein Großteil der Exponate stammt aus dem vor zwei Jahren vom Österreichischen Literaturarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek angekauften Vorlass des Dichters.
Im großen Saal des mehr als drei Jahrhunderte alten Hauses auf dem Mönchsberg mit Blick auf die Altstadt darunter steht ein Dutzend Vitrinen mit Skizzen, Notizen, Polaroidfotos von Peter Handke, unverkennbar mit runder Nickelbrille und Schnurrbart. Die Vitrinen enthalten Handschriften des Dichters aus fünf Jahrzehnten. Einer der beiden Kuratoren, Klaus Kastberger, zeigt auf die älteste: Unter dem Glas liegt aufgeschlagen ein leicht vergilbtes Schulheft aus dem Jahr 1956:
"Der 14-jährige Schüler damals wählt als Schularbeitsthema in Deutsch sinnigerweise aus drei Möglichkeiten das Thema 'Meine Füllfeder' und beschreibt dieses Schreibgerät in einer Art, die schon den kommenden Dichter erkennen lässt, 'die Füllfeder tut ihren Dienst' an dem Text, der gerade entsteht. Sie sehen auch: in einer wunderschönen Schrift geschrieben. Und am Ende gibt es sogar so einen Dank an den Herrn, der sie geführt hat."
Kastberger sieht in den Handschriften einen speziellen Zugang zum Werk Handkes, zur poetischen Energie, die hinter den Texten steht. Etwa in den mehr als 800 Bleistiftmanuskripten der vergangenen Jahre, einer Technik, die ihn von allen zeitgenössischen Autoren unterscheide.
Kastberger: "Ohne große Korrekturen, ohne große Radierungen, wo man täglich sieht, wie viel der Autor gearbeitet hat, weil er links immer das Datum einträgt, wo man sieht, dass über Monate, fast ein Jahr hinweg sozusagen täglich zwei, drei Seiten geschrieben worden sind. Und das ist eine Art zu schreiben, die auch vielleicht einiges erklärt an der Handke'schen Poetologie."
Außerdem macht die Ausstellung anschaulich, wie genreübergreifend Handke arbeitet: Kuratorin Katharina Pektor weist auf eine Vitrine mit Dokumenten zum epischen Roman "Die Wiederholung":
"Er hat an diesem Werk fast fünf Jahre lang recherchiert und hat sich sehr intensiv mit der Geschichte und der Geografie dieses Landes auseinandergesetzt, hat Slowenisch gelernt selber, man sieht eben zum Beispiel die Vokabelhefte von Peter Handke, die er angefertigt hat im Zuge dieser Recherchen, aber auch für seine Übersetzungen, er hat währenddessen begonnen, einen slowenischen Autor zu übersetzen. Man sieht die Fotos, die er von Schauplätzen anfertigt, also Handke macht zum einen Notizen, regelmäßige, er macht aber auch Fotos von Schauplätzen. Er besucht diese Orte und trägt zum Beispiel in diesen Landkarten, hier sieht man eine Landkarte, die Wege ein, die er gegangen ist und die er dann in den Büchern beschreibt."
"Die Wiederholung" ist eines jener Werke, die Handke in Salzburg geschrieben hat, ein paar Gehminuten vom Ausstellungsort entfernt, ebenfalls auf dem Mönchsberg, wo er längere Zeit gewohnt hat: in einem Turm, der zum Anwesen des früheren Pressechefs der Salzburger Festspiele gehört, Hans Widrich. Er stammt wie Handke aus Kärnten. Für die von ihm vor vielen Jahren ins Leben gerufene Schülerzeitung hatte er einen Artikel des fünf Jahre jüngeren Handke abgelehnt, weil er zu lang war, erzählt Widrich in seiner Eröffnungsansprache heute Abend. Auch aus seiner Sammlung stammen einige der Handschriften der Schau. Widrich erinnert sich an Handkes damalige Beziehung zu Salzburg, als dieser auf dem Mönchsberg wohnte:
"Zur Stadt eher distanziert bis negativ, während er die Ränder sehr geliebt hat, auf seinen Wegen bis hinauf zu Maria Plain, Liefering und so. Und am Abend ist er ganz gerne in irgendein Lokal gegangen, das eine Jukebox hatte und hat den Tag abgefeiert mit einem Achterl."
Acht Jahre wohnte Peter Handke auf dem Mönchsberg, solange seine Tochter das Gymnasium in Salzburg besuchte. Viele seiner Werke sind auf dem Mönchsberg über Salzburg entstanden, oft in Verbindung mit langen Spaziergängen des Dichters in der Stadt und um sie herum: "Die Lehre der Sainte-Victoire", "Langsame Heimkehr", "Die Abwesenheit" und viele Übersetzungen.
"Der 14-jährige Schüler damals wählt als Schularbeitsthema in Deutsch sinnigerweise aus drei Möglichkeiten das Thema 'Meine Füllfeder' und beschreibt dieses Schreibgerät in einer Art, die schon den kommenden Dichter erkennen lässt, 'die Füllfeder tut ihren Dienst' an dem Text, der gerade entsteht. Sie sehen auch: in einer wunderschönen Schrift geschrieben. Und am Ende gibt es sogar so einen Dank an den Herrn, der sie geführt hat."
Kastberger sieht in den Handschriften einen speziellen Zugang zum Werk Handkes, zur poetischen Energie, die hinter den Texten steht. Etwa in den mehr als 800 Bleistiftmanuskripten der vergangenen Jahre, einer Technik, die ihn von allen zeitgenössischen Autoren unterscheide.
Kastberger: "Ohne große Korrekturen, ohne große Radierungen, wo man täglich sieht, wie viel der Autor gearbeitet hat, weil er links immer das Datum einträgt, wo man sieht, dass über Monate, fast ein Jahr hinweg sozusagen täglich zwei, drei Seiten geschrieben worden sind. Und das ist eine Art zu schreiben, die auch vielleicht einiges erklärt an der Handke'schen Poetologie."
Außerdem macht die Ausstellung anschaulich, wie genreübergreifend Handke arbeitet: Kuratorin Katharina Pektor weist auf eine Vitrine mit Dokumenten zum epischen Roman "Die Wiederholung":
"Er hat an diesem Werk fast fünf Jahre lang recherchiert und hat sich sehr intensiv mit der Geschichte und der Geografie dieses Landes auseinandergesetzt, hat Slowenisch gelernt selber, man sieht eben zum Beispiel die Vokabelhefte von Peter Handke, die er angefertigt hat im Zuge dieser Recherchen, aber auch für seine Übersetzungen, er hat währenddessen begonnen, einen slowenischen Autor zu übersetzen. Man sieht die Fotos, die er von Schauplätzen anfertigt, also Handke macht zum einen Notizen, regelmäßige, er macht aber auch Fotos von Schauplätzen. Er besucht diese Orte und trägt zum Beispiel in diesen Landkarten, hier sieht man eine Landkarte, die Wege ein, die er gegangen ist und die er dann in den Büchern beschreibt."
"Die Wiederholung" ist eines jener Werke, die Handke in Salzburg geschrieben hat, ein paar Gehminuten vom Ausstellungsort entfernt, ebenfalls auf dem Mönchsberg, wo er längere Zeit gewohnt hat: in einem Turm, der zum Anwesen des früheren Pressechefs der Salzburger Festspiele gehört, Hans Widrich. Er stammt wie Handke aus Kärnten. Für die von ihm vor vielen Jahren ins Leben gerufene Schülerzeitung hatte er einen Artikel des fünf Jahre jüngeren Handke abgelehnt, weil er zu lang war, erzählt Widrich in seiner Eröffnungsansprache heute Abend. Auch aus seiner Sammlung stammen einige der Handschriften der Schau. Widrich erinnert sich an Handkes damalige Beziehung zu Salzburg, als dieser auf dem Mönchsberg wohnte:
"Zur Stadt eher distanziert bis negativ, während er die Ränder sehr geliebt hat, auf seinen Wegen bis hinauf zu Maria Plain, Liefering und so. Und am Abend ist er ganz gerne in irgendein Lokal gegangen, das eine Jukebox hatte und hat den Tag abgefeiert mit einem Achterl."
Acht Jahre wohnte Peter Handke auf dem Mönchsberg, solange seine Tochter das Gymnasium in Salzburg besuchte. Viele seiner Werke sind auf dem Mönchsberg über Salzburg entstanden, oft in Verbindung mit langen Spaziergängen des Dichters in der Stadt und um sie herum: "Die Lehre der Sainte-Victoire", "Langsame Heimkehr", "Die Abwesenheit" und viele Übersetzungen.