Pogrome und Exekutionen tagein tagaus
Als die deutsche Wehrmacht am 20. Juni 1941 die Grenzen zur Sowjetunion überschritt, wurde der Krieg zu einem Vernichtungskrieg. Die Bevölkerung des sowjetischen Imperiums sollte unterworfen und versklavt werden, kein Jude und kein Kommunist das Ende des Krieges erleben. So hatten es Hitler und seine Helfer gewollt, und sie setzten für die Verwirklichung dieses Ziels ihr eigenes Überleben aufs Spiel.
Schon vor Beginn des Feldzuges hatte das Oberkommando der Wehrmacht einen Befehl erlassen, der die Truppenführer darauf verpflichtete, politische Kommissare der Roten Armee, die in Kriegsgefangenschaft geraten waren, zu töten. Im Hinterland der Front sollten Einsatzgruppen des Sicherheitsdienstes und der SS Juden und Kommunisten beseitigen und jeden Widerstand im Keim ersticken.
Dem Leser wird nichts erspart. Auf 600 Seiten entfaltet sich eine Welt des Schreckens und der Trostlosigkeit. Man schaut in die Abgründe der menschlichen Seele, und dennoch kann man nicht begreifen, was in den Instruktionen und Berichten zu lesen ist, die die Einsatzgruppen hinterlassen haben.
Unmittelbar nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion wies Reinhard Heydrich, der Chef der Sicherheitspolizei, die Höheren SS-Führer im Hinterland der Front an, keinen Pardon zu geben:
"Zu exekutieren sind alle Funktionäre der Komintern (wie überhaupt die kommunistischen Berufspolitiker schlechthin), …
Juden in Partei- und Staatsstellungen, sonstige radikale Elemente (Saboteure, Propagandeure, Heckenschützen, Attentäter, Hetzer usw.)
soweit sie im Einzelfall nicht oder nicht mehr benötigt werden, um Auskünfte in politischer oder wirtschaftlicher Hinsicht zu geben, die für die weiteren sicherheitspolizeilichen Maßnahmen oder für den wirtschaftlichen Wiederaufbau der besetzten Gebiete besonders wichtig sind."
Heydrichs Weltanschauungskrieger hinterließen verbrannte Erde. Wer gekennzeichnet war, konnte sich nicht mehr in Sicherheit bringen. Im Dezember 1941 gab die Einsatzgruppe A bekannt:
"Die systematische Säuberungsarbeit im Ostland umfasste gemäß den grundsätzlichen Befehlen die möglichst restlose Beseitigung des Judentums. Dieses Ziel ist mit Ausnahme von Weißruthenien im Wesentlichen durch die Exekutionen von bislang 229.052 Juden erreicht."
An manchen Orten halfen die Kommandeure der Wehrmacht den Einsatzkommandos, ihr blutiges Handwerk zu verrichten. Sie lieferten Juden und Kommissare an die Mörder aus, und in vielen Fällen beteiligten sich Soldaten der Wehrmacht auch an den Exekutionen.
Der Mord an den Juden sollte ein Werk der Unterdrückten, nicht der Eroberer sein. Letten, Esten, Litauer und Ukrainer sollten sich selbst von Juden und Kommunisten befreien. Aber es kam nur ausnahmsweise zu spontanen Pogromen. In Lettland und Estland kam die Gewalt erst in Gang, als die Einsatzkommandos Bürger in sogenannten Selbstschutzeinheiten organisierten und bewaffneten.
Damit geschah, was die Besatzer sich wünschten, wurden Opfer der bolschewistischen Gewaltherrschaft mit der Exekution von Juden betraut. Die Einsatzgruppe A berichtete im Oktober 1941:
"Bei der Zuteilung von litauischen und lettischen Kräften zu den Exekutionskommandos wurden insbesondere solche Männer ausgewählt, deren Familienmitglieder und Angehörige von den Russen ermordet oder verschleppt worden waren."
Dem Leser wird nichts erspart. Auf 600 Seiten entfaltet sich eine Welt des Schreckens und der Trostlosigkeit. Man schaut in die Abgründe der menschlichen Seele, und dennoch kann man nicht begreifen, was in den Instruktionen und Berichten zu lesen ist, die die Einsatzgruppen hinterlassen haben.
Unmittelbar nach dem Überfall der Wehrmacht auf die Sowjetunion wies Reinhard Heydrich, der Chef der Sicherheitspolizei, die Höheren SS-Führer im Hinterland der Front an, keinen Pardon zu geben:
"Zu exekutieren sind alle Funktionäre der Komintern (wie überhaupt die kommunistischen Berufspolitiker schlechthin), …
Juden in Partei- und Staatsstellungen, sonstige radikale Elemente (Saboteure, Propagandeure, Heckenschützen, Attentäter, Hetzer usw.)
soweit sie im Einzelfall nicht oder nicht mehr benötigt werden, um Auskünfte in politischer oder wirtschaftlicher Hinsicht zu geben, die für die weiteren sicherheitspolizeilichen Maßnahmen oder für den wirtschaftlichen Wiederaufbau der besetzten Gebiete besonders wichtig sind."
Heydrichs Weltanschauungskrieger hinterließen verbrannte Erde. Wer gekennzeichnet war, konnte sich nicht mehr in Sicherheit bringen. Im Dezember 1941 gab die Einsatzgruppe A bekannt:
"Die systematische Säuberungsarbeit im Ostland umfasste gemäß den grundsätzlichen Befehlen die möglichst restlose Beseitigung des Judentums. Dieses Ziel ist mit Ausnahme von Weißruthenien im Wesentlichen durch die Exekutionen von bislang 229.052 Juden erreicht."
An manchen Orten halfen die Kommandeure der Wehrmacht den Einsatzkommandos, ihr blutiges Handwerk zu verrichten. Sie lieferten Juden und Kommissare an die Mörder aus, und in vielen Fällen beteiligten sich Soldaten der Wehrmacht auch an den Exekutionen.
Der Mord an den Juden sollte ein Werk der Unterdrückten, nicht der Eroberer sein. Letten, Esten, Litauer und Ukrainer sollten sich selbst von Juden und Kommunisten befreien. Aber es kam nur ausnahmsweise zu spontanen Pogromen. In Lettland und Estland kam die Gewalt erst in Gang, als die Einsatzkommandos Bürger in sogenannten Selbstschutzeinheiten organisierten und bewaffneten.
Damit geschah, was die Besatzer sich wünschten, wurden Opfer der bolschewistischen Gewaltherrschaft mit der Exekution von Juden betraut. Die Einsatzgruppe A berichtete im Oktober 1941:
"Bei der Zuteilung von litauischen und lettischen Kräften zu den Exekutionskommandos wurden insbesondere solche Männer ausgewählt, deren Familienmitglieder und Angehörige von den Russen ermordet oder verschleppt worden waren."
Soldaten der Wehrmacht beteiligten sich vielfach an den Exekutionen
Es gab Kollaborateure, die Hilfsdienste für die Besatzer leisteten und dafür belohnt wurden: mit Posten in der Wehrmacht und in der Polizei und mit dem Eigentum der Vertriebenen und Getöteten.
Auch die Bauern sahen in den Besatzern zunächst Befreier, auch deshalb, weil sie sich vor den versprengten Soldaten der Roten Armee fürchteten, die in die Wälder geflüchtet waren. Dort hatten sie sich zu Partisaneneinheiten zusammengeschlossen, die Dörfer überfielen und ihre Bewohner ausraubten.
Der Terror der Einsatzkommandos aber bewirkte, dass sich im Jahr 1942 niemand mehr Vorteile von der Kollaboration mit den Deutschen versprach. Jeder Angriff der Partisanen wurde mit gnadenlosem Terror vergolten.
Der Leiter der Einsatzgruppe A, Stahlecker, gab seinen Kommandos im Oktober 1941 unmissverständliche Anweisungen:
"Aus der Erkenntnis, dass der Russe seit jeher an ein schonungsloses Durchgreifen der Autorität gewöhnt ist, wurde zu den härtesten Mitteln gegriffen.
Wer den Partisanen bei der Beschaffung von Unterkunft und Verpflegung behilflich war, für sie Meldedienste leistete oder bewusst falsche Auskünfte gab, wurde erschossen oder erhängt. Häuser, in denen Partisanen Unterkunft oder Verpflegung gewährt wurde, wurden niedergebrannt.
Sofern eine größere Anzahl von Ortseinwohnern den Partisanen in dieser Weise behilflich war, wurde zur Strafe und gleichzeitig zur Abschreckung die ganze Ortschaft niedergebrannt ... Die Taktik, Terror gegen Terror zu setzen, hat sich ausgezeichnet bewährt."
Der Terror bewährte sich nicht. Denn die Wehrmacht verlor schon im Jahr 1942 die Kontrolle über die ländlichen Regionen Weißrusslands. Im Gebiet Borissow, meldete die Einsatzgruppe B im April 1943, hätten die Partisanen die "sowjetischen Verhältnisse wieder eingeführt".
Für die rumänischen Verbündeten empfanden die Mörder aus Deutschland nur Verachtung. Für Otto Ohlendorf, den Kommandeur der Einsatzgruppe D, war die rumänische Armee nichts weiter als eine verkommene Ansammlung undisziplinierter Soldaten. Zivilisten seien ausgeraubt, Frauen vergewaltigt, Menschen wahllos getötet oder worden.
"Nach Überschreiten des Dnjestr wurde von den Kommandos kaum noch ein Ort angetroffen, in dem nicht von rumänischen Soldaten die Häuser und Einrichtungen geplündert und zerstört sowie Frauen vergewaltigt worden waren."
Die Männer der Einsatzkommandos aber waren aus anderem Holz geschnitzt. Sie erfüllten eine Mission und töteten, wer als Feind identifiziert worden war. Nicht Mordbrenner wollten sie sein, sondern unbestechliche, disziplinierte Soldaten des Weltanschauungskrieges.
Ob die Mörder schlaflose Nächte hatten, nachdem sie Frauen und Kinder getötet hatten, nur weil sie Juden gewesen waren? Darüber geben die Dokumente keine Auskunft. Sie sind Zeugnisse einer Kälte, die in der Geschichte der Menschheit ihresgleichen sucht.
Auch die Bauern sahen in den Besatzern zunächst Befreier, auch deshalb, weil sie sich vor den versprengten Soldaten der Roten Armee fürchteten, die in die Wälder geflüchtet waren. Dort hatten sie sich zu Partisaneneinheiten zusammengeschlossen, die Dörfer überfielen und ihre Bewohner ausraubten.
Der Terror der Einsatzkommandos aber bewirkte, dass sich im Jahr 1942 niemand mehr Vorteile von der Kollaboration mit den Deutschen versprach. Jeder Angriff der Partisanen wurde mit gnadenlosem Terror vergolten.
Der Leiter der Einsatzgruppe A, Stahlecker, gab seinen Kommandos im Oktober 1941 unmissverständliche Anweisungen:
"Aus der Erkenntnis, dass der Russe seit jeher an ein schonungsloses Durchgreifen der Autorität gewöhnt ist, wurde zu den härtesten Mitteln gegriffen.
Wer den Partisanen bei der Beschaffung von Unterkunft und Verpflegung behilflich war, für sie Meldedienste leistete oder bewusst falsche Auskünfte gab, wurde erschossen oder erhängt. Häuser, in denen Partisanen Unterkunft oder Verpflegung gewährt wurde, wurden niedergebrannt.
Sofern eine größere Anzahl von Ortseinwohnern den Partisanen in dieser Weise behilflich war, wurde zur Strafe und gleichzeitig zur Abschreckung die ganze Ortschaft niedergebrannt ... Die Taktik, Terror gegen Terror zu setzen, hat sich ausgezeichnet bewährt."
Der Terror bewährte sich nicht. Denn die Wehrmacht verlor schon im Jahr 1942 die Kontrolle über die ländlichen Regionen Weißrusslands. Im Gebiet Borissow, meldete die Einsatzgruppe B im April 1943, hätten die Partisanen die "sowjetischen Verhältnisse wieder eingeführt".
Für die rumänischen Verbündeten empfanden die Mörder aus Deutschland nur Verachtung. Für Otto Ohlendorf, den Kommandeur der Einsatzgruppe D, war die rumänische Armee nichts weiter als eine verkommene Ansammlung undisziplinierter Soldaten. Zivilisten seien ausgeraubt, Frauen vergewaltigt, Menschen wahllos getötet oder worden.
"Nach Überschreiten des Dnjestr wurde von den Kommandos kaum noch ein Ort angetroffen, in dem nicht von rumänischen Soldaten die Häuser und Einrichtungen geplündert und zerstört sowie Frauen vergewaltigt worden waren."
Die Männer der Einsatzkommandos aber waren aus anderem Holz geschnitzt. Sie erfüllten eine Mission und töteten, wer als Feind identifiziert worden war. Nicht Mordbrenner wollten sie sein, sondern unbestechliche, disziplinierte Soldaten des Weltanschauungskrieges.
Ob die Mörder schlaflose Nächte hatten, nachdem sie Frauen und Kinder getötet hatten, nur weil sie Juden gewesen waren? Darüber geben die Dokumente keine Auskunft. Sie sind Zeugnisse einer Kälte, die in der Geschichte der Menschheit ihresgleichen sucht.
Andrej Angrick, Klaus-Michael Mallmann,
Jürgen Matthäus, Martin Cüppers (Hg.): Deutsche Besatzungsherrschaft in der UdSSR 1941-45 - Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion Band II
WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013
639 Seiten, 59,90 Euro
Jürgen Matthäus, Martin Cüppers (Hg.): Deutsche Besatzungsherrschaft in der UdSSR 1941-45 - Dokumente der Einsatzgruppen in der Sowjetunion Band II
WBG Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2013
639 Seiten, 59,90 Euro