Solidarität mit polnischem Theaterdirektor
Polnischen Politikern der regierenden PiS gefällt nicht, was Theaterdirektor Krzystof Głuchowski auf die Bühne des Juliusz-Słowacki-Theaters bringt. © picture alliance / NurPhoto / Artur Widak
Netzwerke gegen die Unterdrückung
08:08 Minuten
Progressive Künstler haben es im nationalistisch-konservativ regierten Polen schwer. Nun droht dem Krakauer Theaterdirektor Krzystof Głuchowski die Absetzung. Seine deutschen Kollegen wollen der polnischen Szene den Rücken stärken.
Seit 2016 werden in Polen unter der Regierungspartei PiS (Recht und Gerechtigkeit) Leitungen von Kulturinstitutionen abgesetzt, die mit ihren politischen Äußerungen nicht in das nationalistisch-konservative Konzept passen. Jüngster Fall ist der Krakauer Theaterdirektor Krzysztof Głuchowski.
Der Leiter des Juliusz-Słowacki-Theaters ist der PiS ein Dorn im Auge, weil er die Sängerin Maria Peszek zu einem Auftritt eingeladen hat. Deren deutliche Gegenwartskritik, die sich gegen die Verfolgung von Andersdenkenden und gegen die Diskriminierung der LGBTQ-Community wendet, verweist in in einem ihrer Lieder auf die Verfolgung von Homosexuellen während der NS-Zeit.
Protest gegen Absetzung
Im Lied „Virunga“ warnt sie: „Sie haben uns alles genommen. Sie wollen noch mehr. Ich bin ein rosa Winkel. Ich liebe im Versteck.“ Die Verwaltung der Region Krakau will Głuchowski nun loswerden.
Zahlreiche deutsche Theaterleitungen, darunter unter anderem Joachim Lux vom Hamburger Thalia Theater und auch der designierte Intendant der Berliner Festspiele, Matthias Pees, haben sich mit Głuchowski solidarisch erklärt. Polnische Theaterleute hatten sich mit der Bitte um Unterstützung an ihre deutschen Kolleginnen und Kollegen gewandt.
Zusammenarbeit mit polnischen Künstlern stärken
Joachim Lux fordert, jetzt gezielt nach Polen zu fahren
, um die Kolleginnen und Kollegen auch vor Ort zu unterstützen, denn es brauche nun vor allem „aktive Verbindungen“. Dazu sagt Pees, an vielen Theatern und Festivalstätten sei dieser Austausch bereits Realität. „Und ich glaube – das war beim Einsammeln der Unterschriften häufig die Rückmeldung –, dass ein Bedürfnis da ist, diese Form von Zusammenarbeit noch zu stärken und ein Netzwerk aufzubauen zwischen osteuropäischen Künstlerinnen und Künstlern, Theatern und Kulturinstitutionen und uns hier.“
Viele Regisseurinnen und Regisseure aus Polen oder aus Ungarn würden bereits in Deutschland Stücke inszenieren. Zudem gebe es an etlichen deutschen Theatern Festivals, die das osteuropäische Theater in den Fokus nehmen. Doch sei es ebenso wichtig für deutsche Theaterleute, regelmäßig in Polen oder anderen osteuropäischen Ländern präsent zu sein.
Neue Netzwerke entstehen
Hinzukomme: In Polen suchten schon seit einer Weile viele Theaterkünstlerinnen und –künstler aus der Ukraine und aus Belarus Zuflucht und gründeten in großen Städten wie Warschau „eigene ost- und zentraleuropäische Netzwerke der Verfolgten und Unterdrückten“. Daraus ergäben sich viele Gelegenheiten anzuknüpfen – „und über Solidaritätserklärungen hinaus in der Zusammenarbeit aktiv zu werden“.
(mkn)