Am 11. November 2017 werden The Yes Men an der Uni Bonn über ihre Aktion sprechen. Vorher stellen sie ihre Aktionen in Hamburg und Berlin vor - am 7. November auf Kampnagel und am 10. November im Deutschen Theater.
"Yes Men" provozieren im Vorfeld der Klimakonferenz
Mit dem Vorschlag Flüchtlinge zur emissionsfreien Energiegewinnung einzusetzen, provozieren The Yes Men im Vorfeld der Weltklimakonferenz. Die US-Aktivisten sind dafür bekannt, politische Konferenzen aufzumischen und marktwirtschaftliche Logik ad absurdum zu führen.
Unter dem Namen "The Yes Men" gruppiert sich ein Aktivistenduo aus den USA, das mithilfe vieler Unterstützer irritierende Guerrilla-Aktionen durchführt. Gern mischen sie politische Konferenzen auf. Die "Yes Men" haben ihren ersten aktionistischen Auftritt in Deutschland in Bonn absolviert, bei einer Konferenz, die zwei Think Tanks organisiert hatten, darunter das Deutsche Institut für Entwicklungspolitik.
Als Fake-Vertreter der United States Environmental Protection Agency hat das aktivistische Künstler-Duo einen Impulsvortrag gehalten: "American Investment in Sustainable European Problem Solutions". Die US-Umweltbehörde EPA hat seit Februar einen neuen Chef, der sich gerade bemüht, Obamas Politik zur Reduzierung des Ausstoßes von Treibhausgasen rückgängig zu machen.
Die "Yes Men" stellten nun als vermeintliche EPA-Abgesandte eine fiese Public-Private-Partnership-Geschäftsidee vor: Flüchtlinge radeln acht Stunden auf dem Fahrrad, um sich 24 Stunden Aufenthaltsrecht zu verdienen. Der gewonnene Strom wird gespeichert. Zack, zwei Ängste der europäischen Bevölkerung auf einmal gelöst: Klimawandel und Flüchtlinge.
Der freie Markt will Wachstumslösungen
Die Kernbotschaft der "Yes Men": Der freie Markt wird eine Transformation zu mehr Nachhaltigkeit nicht regeln. Der Markt will Wachstumslösungen, sagen sie. Radikal neue Lösungen finanziert er nicht. Dazu, sagt Andy Bichlbaum, braucht es Grundlagenforschung. Die muss erst mal finanziert werden.
Im Unterschied zu anderen Yes-Men-Aktionen hatten sie diesmal ein Publikum, mit dem sie, grundsätzlich, erst mal einer Meinung waren: Es muss in Richtung Nachhaltigkeit gehen. Sonst arbeiten das Duo eher subversiv.
Es flog schnell auf
Die Crossroads-Konferenz im Vorfeld des COP23, auf der die Yes Men nun aufgetreten sind, spricht sich aus für eine Kultur von Kooperation, gegenseitiger, respektvoller Unterstützung und für Nachhaltigkeit im Sinne des Pariser Abkommens. Gleichzeitig erinnert "Crossroads" als Konferenz an die Bedrohungen auf diesem Weg, durch Nationalismus, Populismus und post-faktisches Denken.
Dieses Publikum versteht schnell, dass das Duo auf der Bühne keine offiziellen Vertreter der EPA sein können: Schon die Bildsprache der Präsentation ist zu unseriös, das Modell zu unverschämt. Die Leute sind durchaus unangenehm berührt, aber jetzt auch sehr wach, beunruhigt, erheitert. Sie verstehen das Spiel mit viel Humor als Herausforderung und konfrontieren die "Yes Men" damit, dass sie das Modell einfach weiterdenken oder kritisch nachfragen.
Dabei kommt nicht nur heraus, dass es nicht zu Ende gedacht wurde. Sondern auch, dass es - natürlich - nur ein Modell für Europa ist... denn die USA bauen ja eine Mauer. Die beiden Fake-Figuren vorne zeigen sich zerknirscht.
Es gibt Gelächter, die "Yes Men" lösen auf
Nicht jeder im Publikum ist begeistert. Die "Yes Men" scheinen sich wirklich zu freuen, in Königswinter aufzutreten.
Sie wurden vom Theater Bonn eingeladen, das seit vier Jahren mit dem Deutschen Institut für Entwicklungspolitik kooperiert, um ein Festival auf die Beine zu stellen. "Save the world" heißt das Programm, bei dem jedes Mal Künstler und Wissenschaftler in kleinen Projekten zusammenarbeiten. Es geht darum, abstrakte Wissenschaft erfahrbar zu machen, verschiedene Diskurse zusammenzubringen und das Denken in Bewegung und Anschauung zu übersetzen.
Das DIE sieht die Anpassung an den Klimawandel als globalen gesellschaftlichen Umbruch, der ein komplett neues Denken, Wahrnehmen, Werten, Kooperieren erfordert. Bei solcher Gestaltung können am ehesten die Künste helfen, sagt Dirk Messner, Direktor des DIE. Auch das gesamte Konferenzprogramm wird künstlerisch begleitet.
Die "Yes Men" spielen natürlich auch Komödie und machen Spektakel, sie unterhalten und sie heilen gewissermaßen durch ihren verspielten Humor.
Vor allem aber eröffnen einen utopischen Raum, eine imaginäre Bühne auf einer realen, ohne Zwang. Es geht um Möglichkeiten und Wandel. Mal ganz abgesehen von der handfesten Kritik am freien Markt und seinen Menschen verachtenden Auswüchsen.
Ein utopisches Rüstzeug kann gut gebrauchen, wer sich jetzt als Verhandler auf der COP23 bewegt. Die "Yes Men" haben nicht ihr übliches, aber durchaus ein passendes Publikum gefunden.
Wer sind die "Yes Men"?
Die Yes Men sind Igor Vamos und Jaques Servin, die sich als Yes Men "Andy Bichlbaum" und "Mike Bonanno" nennen. Seit 20 Jahren arbeiten sie interventionistisch, indem sie sich vor allem als Vertreter von Firmen und Organisationen ausgeben, deren Positionen sie nicht mögen.
In dieser Rolle liefern sie dann eine Karikatur oder Korrektur dessen, was sie darstellen. Sie nennen es selbst "Laughtivism" und "Identitätskorrektur". Berühmt wurde Jaques Servins TV-Auftritt als Sprecher von Dow Chemical, der den Opfern eines Unfalls in Indien Entschädigung versprach.
Die "Yes Men" hatten bereits einen aktionistischen Auftritt bei der COP15 in Kopenhagen. Zusammen mit einer ugandischen Umweltaktivistin erklärten sie in einer gefaketen Pressekonferenz, auf der gefälschten Website des angeblichen Klimagipfels, dass Kanada den afrikanischen Ländern 13 Milliarden Dollar als Ausgleich für Klimaungerechtigkeiten zahlen werde.