"Ein bisschen albern"
Ein Metallgestell, in das leere Pfandflaschen gestellt werden – das ist der Pfandring des Kölner Designers Paul Ketz. Doch die Domstadt hat aus der simplen Idee einen Verwaltungsakt gemacht, der seinesgleichen sucht. Andere Kommunen waren da pragmatischer.
In der Kölner Südstadt warten gerade zwei leere Bierflaschen auf potenzielle Abnehmer; also auf Menschen, die mit dem Pfand-Sammeln ihr schwaches Einkommen aufbessern. Der gelbe Pfandring macht ihnen da die Arbeit leichter; in Köln hängen einige Pfandringe an ausgewählten Mülleimern, schlängeln sich um die Bäuche der Papierkörbe. Die Ringe haben 16 Löcher – also Platz für 16 Pfandflaschen. So simpel die Konstruktion, so einfach und naheliegend ist auch die Idee für den Pfandring, sagt dessen Erfinder, der 26-jährige Produktdesigner Paul Ketz.
Eingreifen durch Gestalten: Recycling-Funktion für öffentliche Mülleimer
"Mir ist aufgefallen, die einen Menschen schmeißen was in den Müll, die anderen fischen es wieder raus, um sich ein Zubrot zu verdienen. Und an der Stelle habe ich mich gestoßen und überlegt: Okay, wie könnte man da durch Gestaltung eventuell eingreifen? Und daraus ist der Pfandring entstanden, nach langem Beobachten und Befragen habe ich mich dann für diese Form entschieden, einfach öffentliche Mülleimer um eine Recycling-Funktion in der Form zu erweitern",
sagt Ketz. Vor drei Jahren nahm er an einem Wettbewerb der AWB teil, der Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe. Ketz wurde Zweiter und bekam viel Lob für seine Erfindung – aber danach wurde die Sache mit dem Pfandring zur unendlichen Geschichte.
Erst gab es in Köln keine politische Mehrheit für Ketz' Erfindung. Für die CDU passten die Pfandringe nicht ins Stadtbild; die Linken argumentierten, dass der Ring nicht dabei helfe, die sozialen Probleme zu lösen; andere monierten, die Konstruktion sei zu teuer oder unnötig oder verursache nur zusätzlichen Müll.
Müllsprecher: Keine Entscheidung auf "Basis eines Bauchgefühls"
Dann musste ausgiebig geprüft werden, unter welchen Bedingungen private Initiativen Pfandringe kaufen und anbringen lassen dürfen; und dann fand sich in einem Ausschuss des Kölner Stadtrates doch noch eine Mehrheit, zumindest für einen größeren Pfandring-Test. Was damit bezweckt wird, erklärt AWB-Pressesprecher Wilfried Berft:
"Man hätte auch sagen können: Es bleibt dabei, dass es in Köln keine Pfandringe gibt. Das war die bisherige Beschlusslage. Das wollte man jetzt nochmal so ein bisschen auf den Prüfstand stellen. Und ich denke, das ist genau der richtige Weg, dass man also nicht Entscheidungen trifft auf der Basis eines Bauchgefühls, sondern wirklich entsprechende Zahlen, Daten, Fakten sichert und dann für die Entscheidung zurate zieht."
Seit einigen Wochen beobachtet deshalb ein privates Institut, was die Pfandringe mit Köln machen oder andersherum. Dafür wird der Inhalt von stichprobenartig ausgewählten Mülleimern gesammelt und analysiert; außerdem soll ermittelt werden, wie es rund um die Pfandringe aussieht, ob also zum Beispiel mehr Glas zu Bruch geht, die Ringe beschmiert werden oder vielleicht die Mülleimer schwerer zu leeren sind.
Studie vergleicht Pfandring-Mülleimer mit Referenz-Eimern
Bis Anfang 2016 dauert der Test, und um die Ergebnisse vergleichen zu können, werden stichprobenartig auch Referenz-Mülleimer beobachtet, also ganz normale Modelle ohne Pfandring. Und zur Kölner Pfandflaschen-Story kommt noch ein Kapitel dazu: das der Pfandlaterne. Wilfried Berft:
"Es wird ein entsprechender Sammelbehälter an Laternen montiert, immer auch in der Nähe von Papierkörben. Dazu hatten wir einen Vorschlag gemacht als AWB, dass man ein entsprechendes System, das auch optisch entsprechend ausgestaltet ist, das also ins Stadtbild passt, das aber auch vandalismussicher ist, soweit das geht, und da muss man einfach abwarten, wie das funktioniert oder nicht funktioniert."
"Totaler Reinfall" - Designer hält nichs von neuer Variante
Acht Pfandlaternen stehen nun also testweise in Köln. Doch der Erfinder der Pfandringe, Paul Ketz, hält von der Pfandlaterne wenig. Die Konstruktion, eine Art schmales Regal mit offenen eckigen Fächern, werde leicht zur Müllschleuder und sei deshalb ein totaler Reinfall, meint er. Und sowieso ist für Ketz kaum nachvollziehbar, wie sich in Köln die Geschichte rund um seinen Pfandring entwickelt hat:
"Es geht hier nämlich tatsächlich einfach nur um eine Metallmanschette, die an Mülleimer angebracht wird zum Pfandflaschenabstellen und Wieder-Einsammeln. Das Ganze funktioniert. Ich muss sagen, das ist irgendwie ein bisschen ein Theater, was da abläuft. Was der ganzen Sache irgendwie nicht gerecht wird. Das wird so politisiert. Man sollte es einfach mal ausprobieren und wirklich die Kirche im Dorf lassen. Es ist wirklich kein Drama. Es ist ein bisschen albern, was da teilweise abläuft."