Ein Hauch von Wechselstimmung
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Nach den Landtagswahlen im Südwesten liegt das Momentum bei Grünen, SPD und FDP: So sieht es der Publizist Hajo Schumacher. Eine wirtschaftskompetente FDP, die in einer Ampel-Koalition auf die Grünen achtgibt: Das passe derzeit am ehesten ins Stimmungsbild.
Der Publizist Hajo Schumacher sieht die Landtagswahlen in Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz als Indikator, dass sich die politischen Machtverhältnisse in Deutschland bei der Bundestagswahl im Herbst verschieben könnten.
Realistisch seien eigentlich nur zwei Konstellationen im Bund, meint er. Die eine sei schwarz-grün: "Als 'Zeit'-Leser wartet man da schon seit 20 Jahren drauf, weil: Es wird einem jedes Mal wieder versprochen."
Das andere Projekt sei die Ampel. Olaf Scholz sei zwar nicht der "Genosse der Bosse" wie einst Gerhard Schröder, aber die FDP sei dann ja mit im Boot, und die Wirtschaftskompetenz liege derzeit verwaist im politischen Raum herum. "Eine wirtschaftsliberale FDP passt auf, dass die Grünen nicht zu viel ökologische Flausen machen: Das passt vielleicht ins Stimmungsbild der Deutschen", sagt Schumacher.
Die jetzige Regierung will niemand mehr
Die jetzige Regierung noch einmal wolle auf jeden Fall niemand, so der Publizist. Die politische Stimmung sei momentan bleiern wie am Ende der Ära Kohl. So komme Wechselstimmung auf, die Schumacher allerdings mit einem "scheuen Reh" vergleicht. Soll heißen: Sie ist auch schnell wieder weg.
Das wäre wiederum im Interesse der Union. Um eben jenes "Reh" schnell zu vertreiben, muss die Union Schumacher zufolge die Machtfrage innerhalb der Partei klären. Der bayerische Ministerpräsident Söder sei momentan "auf dem absteigenden Ast" und vom "Stern" zur "Sternschnuppe" geworden. CDU-Chef Armin Laschet wiederum habe versucht, sich bei den Landtagswahlen wegzuducken, damit nichts an ihm hängen bleibe, spottet der Publizist. Und auch Angela Merkels Stern sei am Sinken.
Ungeklärte Machtfragen sind unpopulär
"Das ist das, was die Wähler gar nicht mögen: ungeklärte Machtfragen", betont Schumacher. Hier müsse die CDU nun schnell Klarheit schaffen: "Und dann muss auch mal der mutmaßliche Kandidat Laschet ein Programm hinlegen, das sich von Angela Merkel deutlich abhebt."
Den Grünen wiederum empfliehlt Schumacher, Annalena Baerbock aufs Schild zu heben. Wenn die Gegner Christian Lindner, Olaf Scholz und mutmaßlich Armin Laschet hießen, sei es unklug, "einen vierten alten weißen Mann" ins Rennen zu schicken. Robert Habeck würde sich unsterblich machen, wenn er Baerbock den Vortritt ließe, so Schumacher: "Das fände ich großartig."
(ahe)