Politische Korrektheit verzerrt das Nachrichtenbild
Einflussreiche Medien, die einst mit Recht auf ihre Berichterstattung stolz waren, weil sie auf Kriterien journalistischer Integrität beruhte, sind heute Sprachrohre politischer und ideologischer Korrektheit.
Mehr und mehr sind die Quellen der "Nachrichten" Beamte, die nicht mit der Politik ihrer Ministerien oder Botschaften übereinstimmen, und ihre Freunde in der "New York Times", der "Washington Post", oder bei "CBS" anrufen, um ihnen einen ”scoop” zu vermitteln, der sich gegen die Regierung Bush richtet.
Dasselbe passiert in umgekehrter Richtung im konservativen Lager, hat aber weniger Bedeutung, da der Einfluss von "Fox News" oder der "Washington Times" nicht mit den großen linksliberalen Medien vergleichbar ist. Ihnen wird stets das Wort "konservativ” angehängt, während man in guten journalistischen Kreisen nicht daran denken würde, die Linksliberalen als solche zu bezeichnen, weil sie ja den Standard repräsentieren.
So findet man zum Beispiel auf Seite eins der "Times" am 8. Juni unter der Überschrift "Regierungsbeamte (Officials) klagen CIA des Misslingens in Somalia an” einen Bericht über die angebliche Niederlage der "warlords”, die – wiederum nach Aussagen dieser "officials” - von der CIA gegen die Islamisten gestützt wurden. Die "Officials” bleiben anonym, so dass der Leser nicht weiß, mit wem er es zu tun hat. Was man weiß ist, dass die "Times" jede Gelegenheit wahrnimmt, an der Regierung Kritik zu üben.
Das bedeutet nicht, dass solche Berichte falsch sind, aber der Einklang der Berichterstattung mit der Meinung in den Leitartikeln führt zu Zweifeln, die beim Lesen einer seriösen Veröffentlichung nicht aufkommen sollten. Oft liest man, dass der "Official” anonym ist, "weil ihm (oder ihr) verboten sei, mit Reportern zu sprechen”.
So arbeitet die Zeitung mit Informanten, die triftige politische oder ideologische Gründe haben, ihre Dienstvorschriften zu brechen. Und wenn dem so ist, wie kann der Leser der Berichterstattung Glauben schenken?
Politische Korrektheit ist heute mehr als ein Zeichen der Zeit, mit dem man rechnen muss. Sie verzerrt das Bild, das sich amerikanische Leser, Fernsehzuschauer oder Hörer machen, am Ende auch das europäische Publikum - zumeist mit linker Tendenz. Der niederländische Autor Ian Buruma bemerkt in der Londoner "Sunday Times", dass einflussreiche Journalisten und Akademiker immer wieder nach links umfallen – sei es in Bewunderung von Fidel Castro, oder dieser Tage des venezolanischen Populisten Hugo Chavez, und früher für Mao tse Tung. Buruma schreibt: "Der gemeinsame Nenner der radikalen Dritte-Welt-Ideologie ist die Besessenheit von amerikanischer Macht, als ob die USA so unabänderlich böse seien, dass jeder Feind Amerikas unser Freund wird…”
Was fehlt, ist der einst von Redakteuren und Lesern erwartete "Schuhleder-Journalismus”, wie man in Amerika den Reporter beschrieb, der mit unermüdlichem Laufen seinen Quellen nachging und für jede Behauptung Bestätigung suchte. Heute ist es gang und gäbe für den Reporter, dessen Zeitung oder Fernsehstation mit den Ansichten eines enttäuschten Beamten übereinstimmt, ein Telefonat zu bekommen, das dann zur "story” führt. Anstatt mögliche Quellen anzurufen, um eine Nachricht zu bestätigen, sitzt der Reporter am Telefon und wartet auf Anrufe frustrierter "Officials”.
Auch der Ton der Leitartikel – und dies auf beiden Seiten des politischen Spektrums – wird immer grimmiger- in Medien, die jahrzehntelang auf die Mäßigung ihres Urteils stolz waren. Da schreibt die "New York Times" in einem Leitartikel über den Antrag im Senat, das Verbrennen der amerikanischen Flagge zu verbieten: "Kaum haben die führenden Republikaner im Senat aufgehört, Zeit mit dem Verbot homosexueller Ehen zu vergeuden, müssen wir uns jetzt auf den zweiten Akt des Kulturkampf-Zirkus vorbereiten: den Versuch, das Verbrennen der amerikanischen Flagge zu verbieten…”
Dass viele Amerikaner Zweifel über homosexuelle Ehen hegen, und dass auch das ostentative Verbrennen der Flagge viele Bürger verletzt, wird von diesem Leitartikler nicht in Betracht gezogen. Nein - selbst darüber zu reden ist "ein Zirkus". Kann man sich wundern, dass viele, die die Meinung des Artikels teilen, den Ton verurteilen? Die Überheblichkeit der Leitartikel geht einher mit den anonymen Quellen. Summa summarum: Wir wissen, worum es geht, und das erlaubt uns, gleich gesinnten Quellen zu glauben und uns über Andersdenkende lustig zu machen.
Und das nennt sich Journalismus?
Robert B. Goldmann wurde 1921 als einziger Sohn eines jüdischen Landarztes in einem Odenwalddörfchen geboren. Er machte in Frankfurt am Main Abitur. Kurz darauf verließ die Familie Deutschland und kam 1940 über Großbritannien nach New York. Goldmann schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, um sein Studium zu finanzieren. Er war viele Jahre lang Journalist, bevor er sich sozial- und entwicklungspolitischen Aufgaben in der Dritten Welt widmete und schließlich ein Wegbereiter für die deutsch-jüdische Verständigung wurde. 1996 veröffentlichte er sein viel beachtetes Buch "Flucht in die Welt", eine Lebens- und Familiengeschichte. Goldmann arbeitete lange für die Anti-Defamation League in New York und publiziert noch immer in amerikanischen und deutschen Medien.
Dasselbe passiert in umgekehrter Richtung im konservativen Lager, hat aber weniger Bedeutung, da der Einfluss von "Fox News" oder der "Washington Times" nicht mit den großen linksliberalen Medien vergleichbar ist. Ihnen wird stets das Wort "konservativ” angehängt, während man in guten journalistischen Kreisen nicht daran denken würde, die Linksliberalen als solche zu bezeichnen, weil sie ja den Standard repräsentieren.
So findet man zum Beispiel auf Seite eins der "Times" am 8. Juni unter der Überschrift "Regierungsbeamte (Officials) klagen CIA des Misslingens in Somalia an” einen Bericht über die angebliche Niederlage der "warlords”, die – wiederum nach Aussagen dieser "officials” - von der CIA gegen die Islamisten gestützt wurden. Die "Officials” bleiben anonym, so dass der Leser nicht weiß, mit wem er es zu tun hat. Was man weiß ist, dass die "Times" jede Gelegenheit wahrnimmt, an der Regierung Kritik zu üben.
Das bedeutet nicht, dass solche Berichte falsch sind, aber der Einklang der Berichterstattung mit der Meinung in den Leitartikeln führt zu Zweifeln, die beim Lesen einer seriösen Veröffentlichung nicht aufkommen sollten. Oft liest man, dass der "Official” anonym ist, "weil ihm (oder ihr) verboten sei, mit Reportern zu sprechen”.
So arbeitet die Zeitung mit Informanten, die triftige politische oder ideologische Gründe haben, ihre Dienstvorschriften zu brechen. Und wenn dem so ist, wie kann der Leser der Berichterstattung Glauben schenken?
Politische Korrektheit ist heute mehr als ein Zeichen der Zeit, mit dem man rechnen muss. Sie verzerrt das Bild, das sich amerikanische Leser, Fernsehzuschauer oder Hörer machen, am Ende auch das europäische Publikum - zumeist mit linker Tendenz. Der niederländische Autor Ian Buruma bemerkt in der Londoner "Sunday Times", dass einflussreiche Journalisten und Akademiker immer wieder nach links umfallen – sei es in Bewunderung von Fidel Castro, oder dieser Tage des venezolanischen Populisten Hugo Chavez, und früher für Mao tse Tung. Buruma schreibt: "Der gemeinsame Nenner der radikalen Dritte-Welt-Ideologie ist die Besessenheit von amerikanischer Macht, als ob die USA so unabänderlich böse seien, dass jeder Feind Amerikas unser Freund wird…”
Was fehlt, ist der einst von Redakteuren und Lesern erwartete "Schuhleder-Journalismus”, wie man in Amerika den Reporter beschrieb, der mit unermüdlichem Laufen seinen Quellen nachging und für jede Behauptung Bestätigung suchte. Heute ist es gang und gäbe für den Reporter, dessen Zeitung oder Fernsehstation mit den Ansichten eines enttäuschten Beamten übereinstimmt, ein Telefonat zu bekommen, das dann zur "story” führt. Anstatt mögliche Quellen anzurufen, um eine Nachricht zu bestätigen, sitzt der Reporter am Telefon und wartet auf Anrufe frustrierter "Officials”.
Auch der Ton der Leitartikel – und dies auf beiden Seiten des politischen Spektrums – wird immer grimmiger- in Medien, die jahrzehntelang auf die Mäßigung ihres Urteils stolz waren. Da schreibt die "New York Times" in einem Leitartikel über den Antrag im Senat, das Verbrennen der amerikanischen Flagge zu verbieten: "Kaum haben die führenden Republikaner im Senat aufgehört, Zeit mit dem Verbot homosexueller Ehen zu vergeuden, müssen wir uns jetzt auf den zweiten Akt des Kulturkampf-Zirkus vorbereiten: den Versuch, das Verbrennen der amerikanischen Flagge zu verbieten…”
Dass viele Amerikaner Zweifel über homosexuelle Ehen hegen, und dass auch das ostentative Verbrennen der Flagge viele Bürger verletzt, wird von diesem Leitartikler nicht in Betracht gezogen. Nein - selbst darüber zu reden ist "ein Zirkus". Kann man sich wundern, dass viele, die die Meinung des Artikels teilen, den Ton verurteilen? Die Überheblichkeit der Leitartikel geht einher mit den anonymen Quellen. Summa summarum: Wir wissen, worum es geht, und das erlaubt uns, gleich gesinnten Quellen zu glauben und uns über Andersdenkende lustig zu machen.
Und das nennt sich Journalismus?
Robert B. Goldmann wurde 1921 als einziger Sohn eines jüdischen Landarztes in einem Odenwalddörfchen geboren. Er machte in Frankfurt am Main Abitur. Kurz darauf verließ die Familie Deutschland und kam 1940 über Großbritannien nach New York. Goldmann schlug sich mit Gelegenheitsjobs durch, um sein Studium zu finanzieren. Er war viele Jahre lang Journalist, bevor er sich sozial- und entwicklungspolitischen Aufgaben in der Dritten Welt widmete und schließlich ein Wegbereiter für die deutsch-jüdische Verständigung wurde. 1996 veröffentlichte er sein viel beachtetes Buch "Flucht in die Welt", eine Lebens- und Familiengeschichte. Goldmann arbeitete lange für die Anti-Defamation League in New York und publiziert noch immer in amerikanischen und deutschen Medien.