Politologe Koß über die Merkel-Nachfolge

"Merz hält die Karten in der Hand"

Friedrich Merz in der Bundespressekonferenz vor blauem Hintergrund.
Friedrich Merz will CDU-Vorsitzender werden - seine Chancen stehen nach Ansicht des Politologen Kloß nicht schlecht. © imago / CommonLens
Michael Koß im Gespräch mit Dieter Kassel · 01.11.2018
Beim Kampf um den CDU-Parteivorsitz habe Friedrich Merz die besten Chancen, meint der Politologe Michael Koß. Sein großer Vorteil: Er kommt von außen - und kann sich deswegen am glaubwürdigsten von Merkels Flüchtlingspolitik abgrenzen.
Die CDU wird die Diskussionen über die Migrationspolitik für eine lange Zeit nicht los - und darunter genauso leiden wie die SPD unter der Agenda 2010 und Hartz IV. Diese Ansicht vertritt der Politikwissenschaftler Michael Koß von der Ludwig-Maximilians Universität München. Die Debatte um die chaotischen Zustände an den deutschen Grenzen 2015 wird nach Einschätzung von Koß auch maßgeblichen Einfluß auf die Wahl des oder der nächsten Parteivorsitzenden haben.

In der Partei steckt das Thema Migration tief drin

Was die Nachfolge von Angela Merkel an der Spitze der CDU angehe, halte Friedrich Merz momentan "die Karten in der Hand", sagte Koß im Deutschlandfunk Kultur.
Merz werde vermutlich die CDU-Mitglieder mit der Aussage gewinnen, "dass 2015 ein Fehler war". Etwas entlang dieser Linie könnte ihm dann tatsächlich den Parteivorsitz bescheren, spekulierte Koß - denn nur Merz könne sich glaubhaft so klar positionieren, weil er von außen komme. Neben Merz haben sich bisher Gesundheitsminister Jens Spahn und Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer um das höchste CDU-Amt beworben.
Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn
Friedrich Merz, Annegret Kramp-Karrenbauer, Jens Spahn: Wer kann die CDU aus der Krise führen?© dpa/Henning Kaiser
In der Partei stecke das Thema Migration tief drin, führte der Politologe aus: "Man redet davon, obwohl man danach gar nicht gefragt wird." Das Thema werde die Partei auch noch in zehn Jahren beschäftigen.
So wie die SPD damit gekämpft habe, ihr Image als Partei der sozialen Gerechtigkeit nicht durch Hartz IV zu verlieren, sehe sich die CDU nun der Gefahr ausgesetzt, nicht mehr "als Partei der Ordnung und Sicherheit" wahrgenommen zu werden, "im Zuge dessen, was im Sommer 2015 passiert ist", betonte der Politikwissenschaftler.

Leichter Rechtsruck als Empfehlung

"Das treibt natürlich die Mitglieder und Funktionäre um und das kann man letzten Endes nicht unter dem Deckel halten", sagte Koß. Er empfahl der CDU, leicht nach rechts zu rücken und sich zugleich konsequent von der AfD abzugrenzen. Das würde der Partei erlauben, Wähler von der AfD rüberzuziehen, ohne zu viele Stimmen in der Mitte zu verlieren. (ahe)
Mehr zum Thema