Spuren in die Neonazi-Szene
Eine Bombe tötete 1980 auf dem Münchner Oktoberfest 13 Menschen. 1983 wurden die Ermittlungen eingestellt. Der Journalist Ulrich Chaussy entdeckte danach jedoch deutliche Hinweise auf rechtsradikale Verbindungen. Das Drehbuch für seinen Debütfilm hat Chaussy zusammen mit Daniel Harrich geschrieben.
Als sich das Oktoberfest in München am Abend des 26. September 1980 dem Ende neigt, ist die Stimmung immer noch prächtig. Doch dann - von einer Sekunde auf die nächste - ist es damit vorbei:
Ausschnitt aus der Tagesschau: "Um 10:21 Uhr abends strömten Tausende durch das Haupteingangstor der Wies'n auf dem Weg nach Hause. Hunderte von Menschen befanden sich an diesem Punkt, als der Sprengkörper explodierte."
Der Anschlag erschüttert die Republik. Als Täter wird schnell der 21-jährige, bei der Explosion selbst ums Leben gekommene Student Gundolf Köhler ermittelt. Die Spuren führen direkt in die Neonazi-Szene, Köhler war Mitglied der rechtsradikalen Wehrsportgruppe Hoffmann. Doch Generalbundesanwalt Rebmann stellt 1983 die Ermittlungen mit der Begründung ein:
"Gundolf Köhler aus Donaueschingen handelte aus persönlichen Motiven, sexueller Frustration, Perspektivlosigkeit, ein politisches Motiv konnte nicht erkannt werden. Es gibt auch keinen Hinweis auf eine Beteiligung weiterer Täter."
Widersprüche des Verfahrens
Auf der Pressekonferenz des Generalbundesanwalts ist der Radiojournalist Ulrich Chaussy mit dabei, gespielt von Benno Fürmann. Hier lernt er einen Anwalt kennen, der ihn auf arge Widersprüche des Verfahrens hinweist, und Chaussy beginnt in dem Fall selbst zu recherchieren. Er befragt Zeugen, und erstaunlicherweise berichten die meisten von ihnen, dass Köhler am Tag des Attentats nicht alleine unterwegs gewesen war. Chaussy ist entsetzt.
Filmausschnitt: "Es ist unfassbar, dass die Bundesanwaltschaft bei diesen eindeutigen Zeugenaussagen noch zu ihrem Abschlussbericht stehen kann." – "Was könnte denn der Grund dafür sein?" – "Ich hab keine Ahnung. Aber Köhler war nicht allein, er hatte Helfer, Komplizen, das ist belegt."
Geheime Verhörprotokolle
Als Chaussy im Radio darüber berichtet, meldet sich bei ihm ein geheimnisvoller Fremder:
Filmausschnitt: "Sie hatten gesagt, Sie haben Informationen für mich. Darf ich Sie fragen, wer Sie sind?" – "Nennen Sie mich meinetwegen Meier. Ist nicht mein richtiger Name. Namen liefere ich Ihnen auch keine. Nur soviel: An dem, was damals passiert ist, war ich ganz nah dran."
Der Fremde spielt Chaussy geheime Verhörprotokolle zu, die der öffentlichen Darstellung vom unpolitischen Einzelgänger eklatant widersprechen. Regisseur Daniel Harrich inszeniert "Der blinde Fleck" wie einen klassischen Politthriller, in dem ein idealistischer Journalist versucht, Vertuschungen auf höchster Ebene offenzulegen, orientiert sich dabei aber nah an der Realität. Das Ende bleibt offen - wie in der Wirklichkeit: 2011 hat der bayerische Landtag einstimmig gefordert, die Ermittlungen zum Attentat wieder aufzunehmen – bisher erfolglos.