Polizist und Autor Oliver von Dobrowolski

Im Einsatz für eine bessere Polizei

37:01 Minuten
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© Deutschlandradio
Moderation: Britta Bürger |
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Als Kriminalhauptkommissar arbeitet Oliver von Dobrowolski an Berlins sozialen Brennpunkten. Offen kritisiert der Polizist Missstände in den eigenen Reihen. Für eine "bessere Polizei" hat der 46-Jährige die Initiative „BetterPolice“ gegründet.
Die Polizei wird nicht nur als „Freund und Helfer“ wahrgenommen: Schließlich gibt es Enthüllungen über Verbindungen zu rechtsextremen Kreisen, Rassismus, Homophobie, Frauenfeindlichkeit. Offiziell werden derartige Vorkommnisse als „Einzelfälle“ deklariert.
Der Berliner Kriminalhauptkommissar Oliver von Dobrowolski sieht darin aber eine völlig „falsche“ Darstellung. Die Bezeichnung „Einzelfall“ beschreibt er in seinem aktuellen Buch „Ich kämpfe für eine bessere Polizei" als „Unwort der vergangenen Jahre“.

Hunderte Fälle belegt

Die staatlichen Stellen haben Hunderte Fälle recherchieren können, in denen Polizistinnen und Polizisten gegen Normen verstießen, sagt Oliver von Dobrowolski.
„Hinzu kommt, vieles läuft auch im Verborgenen. Die Dunkelziffer dürfte immens sein. Es liegt am Ende auch daran, dass Polizistinnen und Polizisten natürlich auch erfahren sind, wie sie sich verhalten müssen, um unentdeckt zu bleiben.“
Natürlich, so der Kriminalhauptkommissar, würden die meisten der 300.000 Polizeikräfte in Deutschland einen guten Job machen, die erwiesenen Fälle „im Promillebereich“ liegen. Doch die Probleme seien dadurch nicht weniger relevant. Man stelle sich einen Suppentopf mit „ein wenig Gift“ vor, erzählt der Kommissar:
„Das wird den gesamten Inhalt verderben. Und ähnlich ist es bei so einer wichtigen Institution. Man muss sich vergegenwärtigen, dass das nicht irgendwelche Leute sind. Das sind Menschen, die tragen Uniform, die sind bewaffnet, die dürfen in jedermanns Grundrechte eingreifen.“

Unkritische Politiker

Nicht nur in den eigenen Reihen werde die Polizei oft zu unkritisch gesehen, auch in der Politik verschließe man häufig die Augen, meint Oliver von Dobrowolski. Ausdrücklich kritisiert er den ehemaligen Innenminister Horst Seehofer und den Einsatz beim G20-Gipel 2017 in Hamburg.
„Gab es da Polizeigewalt? Ja! Eigentlich haben die Bilder für sich gesprochen. Aber die, die das Ganze zu verantworten hatten, meinten, es gab keine Polizeigewalt. Man hat sogar gesagt, die Polizei hat heldenhaft agiert. Das ist in meinen Augen schon Realsatire, wenn man bedenkt, was es dort für gegenteilige Anzeichen und Beweise gab.“

Wenn die Polizei zur Eskalation beiträgt

Seit über 25 Jahren ist Oliver von Dobrowolski als Polizist im Einsatz, häufig an sogenannten Brennpunkten wie dem Görlitzer Park, dem Kottbusser Tor oder auf dem Alexanderplatz. Alles Orte in Berlin, die nicht den besten Ruf genießen, sondern mit Drogendelikten und Kriminalität generell assoziiert werden.
Dass es hier zu häufigen Eskalationen komme, hänge aber auch mit der Ansprache und dem Verhalten der Polizei zusammen, sagt er:
„Die Leute werden fast nur geduzt. Das hat ja auch mit einem Defizit an Respekt zu tun. Das sind so kleine Dinge. Oder das der Ton auch mal ruppig wird, wenn man den Eindruck hat, die hören nicht sofort auf einen.“

Beschimpft als "Kollegenschwein"

Um „nicht nur zu meckern“, engagierte sich von Dobrowolski bei den Grünen und im Verein „PolizeiGrün“. 2021 hat er die Initiative „BetterPolice“ gegründet.
Für sein Engagement, die Polizei „besser zu machen“, wurde Oliver von Dobrowolski aus den eigenen Reihen oft angefeindet. „Kollegenschwein, Nestbeschmutzer oder Ratte“, das seien noch die harmloseren Beschimpfungen gewesen. Auf Twitter habe er auch „Todeswünsche“ bekommen, erzählt der Kriminalhauptkommissar.
Warum er aber dennoch weiter als Polizist arbeiten möchte?
„Ich finde den Beruf nach wie vor sehr interessant, sehr spannend, vor allem sehr wichtig. Ich möchte diesen Kampf, so kann man das ja beschreiben, weiterführen. Ich bin auch zuversichtlich, dass sich Dinge ändern. Zwar recht langsam, aber doch in die richtige Richtung.“
(ful)

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