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Es droht mehr staatliche Einmischung
05:58 Minuten
Kultureinrichtungen geraten auch in Polen wegen der Pandemie in Nöte. Finanzmittel aus den Kommunen brechen weg. Einen wachsenden Einfluss der Zentralregierung befürchtet Basil Kerski, der das Europäische Zentrum der Solidarność in Danzig leitet.
Verluste in Millionenhöhe, nur ein Drittel der früher zugelassenen 500 Besucher erlaubt: Das Europäische Zentrum der Solidarność in Danzig hat in der vergangenen Woche inmitten der Corona-Realität wiedereröffnet. Die Einrichtung hat nach Darstellung ihres Leiters Basil Kerski ohnehin einen schweren Stand bei der nationalpopulistischen PiS-Regierung: Im vergangenen Jahr habe diese ihre Mittel gekürzt - aus rein programmatischen Gründen. "Unsere Arbeit gefällt ihnen nicht", sagt Kerski. Aus Solidarität hätten die Danziger doppelt so viele Tickets gekauft.
Nun seien bei vielen Kulturinstitutionen sowohl die Zuschüsse der "immer noch politisch unabhängigen Kommunen" als auch die Eigeneinnahmen eingebrochen. "Das führt dazu, dass sehr viele auf den Zentralstaat schauen", so der deutsch-polnische Kulturmanager. "Und der wird vielleicht Mittel geben. Aber unter besonderen Bedingungen." Für sein Zentrum sieht Kerski das so:
"Natürlich wird man versuchen, uns auf Linie zu bringen. Aber ich glaube, das erste was man tut, ist, die Leitung auszuwechseln."
Harte Jahre stehen bevor
Die öffentlichen Zuschüsse reichten sowieso oft nur aus, um das Personal und die laufenden Kosten zu finanzieren, so Kerski weiter. Das Programm hingegen werde größtenteils aus Eigenmitteln gestemmt - die nun fast völlig wegfallen. "Das Geld fehlt jetzt für neue Produktionen", sagt Kerski. "Da geht es nicht nur um Politik, sondern auch um Möglichkeiten der Kreativität. Es werden jetzt sehr harte Jahre für uns."
In der europäischen Debatte um Finanzhilfen zur Abfederung der Corona-Folgen sieht Kerski den Fokus zu einseitig auf die Wirtschaft gerichtet: "Wir müssen auch im Kulturbereich helfen beim Wiederaufbau."
(bth)