Pop-Aktivistin Lizzo

"Das Patriarchat ist nicht nett, ich bin nicht nett"

05:51 Minuten
Lizzo Jabaru Jacobs 2019
So unverhüllt zeigt sich Lizzo auf dem Coverfoto ihres neuen Albums "Cuz I Love You". © Warner Presse
Von Elissa Hiersemann |
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In ihren Songs geht es der Rapperin Lizzo häufig um Frauenfeindlichkeit und Rassismus. Auch mit ihrem dritten Album "Cuz I Love You" will sie Mädchen und Frauen ermuntern, ihre Körper in allen Größen zu lieben oder Präsidentin zu werden:
"Spieglein, Spieglein an der Wand, sag nichts, denn ich weiß, dass ich süß bin." Das singt die Musikerin Melissa Jefferson alias Lizzo im Song "Juice" ihres neuen Albums "Cuz I Love You". Und bringt damit ein wesentliches Thema ihrer bisherigen Alben auf den Punkt: das eigene Spiegelbild und die damit verbundene Selbstliebe.
"Der Spiegel spielt eine sehr wichtige Rolle in meiner Entwicklung als Frau und auch in Sachen Selbstliebe. Auch in meiner Musik rede ich sehr viel über den Spiegel. Ich schaue hinein und denke mir: Hey, vielleicht mag ich nicht alles, was ich da sehe, aber lass uns drüber reden."

Aktivistin gegen Fat-Shaming

Lizzo redet tatsächlich mit ihrem Spiegelbild und findet aufmunternde Worte für sich selbst. Die 30-jährige Afroamerikanerin mag ihre Speckrollen meistens und lässt es sich auch auf ihrem neuen Album nicht nehmen, ihr Aussehen zu thematisieren. Das Nacktfoto von ihrem wunderschönen mächtigen Körper auf dem Cover ihres Albums "Cuz I Love You" sieht Lizzo als Aktivismus gegen Fat-Shaming und gegen Schönheitsnormen, die kaum jemand erreichen kann, sagt Lizzo.
"Ein Nacktfoto einer dicken Frau auf dem Cover kann genauso aggressiv rüberkommen wie die britische Aktivistin Jameela Jamil, die Karl Lagerfeld neulich einen Frauenhasser mit Fettphobie nannte."
Die Zeiten, in denen Lizzo nett lächelte, wenn sich mal wieder jemand ungefragt über ihr Gewicht ausließ oder ihre laute Art kommentierte, sind vorbei. Mit Nett sein kommt man nirgendwo hin, meint Lizzo.
"Der Unterdrücker ist nicht nett, Frauenfeindlichkeit ist nicht nett, das Patriarchat ist nicht nett, ich will auch nicht nett sein."
Humor und Pop sind die Waffen der 30-jährigen Texanerin. Sie lassen ihre neuen Songs runtergehen wie Öl. Lizzo verbindet auf "Cuz I Love You" Pop mit Rock und R'n'B, so wie es ihr Mentor Prince getan hat, und es gibt einige Ausflüge in den energetischen Bounce-Sound ihrer Heimatstadt Houston. Im Song "Tempo" mischt auch Missy Elliott mit, die in den 90ern, als Lizzo ein Kind war, komplett damit brach, wie eine Frau im Popbusiness auszusehen hatte – und damit das wichtigste Vorbild für Lizzo wurde.

Alle Frauen sollen ihren Körper lieben

Trotz Humor und Witz verliert Lizzo nie ihr ernstes Anliegen aus den Augen. Sie will mit ihrer Musik Mädchen und Frauen dazu ermuntern, ihre Körper in allen Größen zu lieben oder Präsidentin zu werden, wie im Song "Like A Girl". Wen Lizzo sich vorstellen könnte als erste Präsidentin der USA?
"Alexandria Ocasio-Cortez verkörpert für mich die Zukunft der Politik. Vor einiger Zeit noch Angestellte hinter einer Bar, jetzt im Kongress für die Demokraten. Sie bringt ihre neuen grünen Ideen mit. Sie ist ein Millennial, kennt sich mit Social Media aus. Das ist aufregend."
Lizzo wird auf ihrem neuen Album "Cuz I Love You" nicht müde, sich selbst den Spiegel vorzuhalten. Sie hält ihn auch einer Mehrheitsgesellschaft vor, die sich weigert zu sehen, dass sie sexistisch und rassistisch ist und an einer kranken Vorstellung von Schönheit leidet. Die 30-jährige Afroamerikanerin tut das mit so viel Verve und Spaß, dass man ihr einfach folgen muss. Wenn sie strahlt, strahlen alle.
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