Was wir uns für 2018 bestimmt nicht mehr wünschen
Das Jahr ist noch ganz frisch. Ein guter Zeitpunkt also, einmal grundlegend musikalisch auszumisten: Welche Songs, Sounds und Themen wollen wir wirklich nicht mehr hören, was hat ausgedient und was wurde eh schon viel zu lange und zu inflationär eingesetzt?
Jenni Zylka hat sich für uns durch die Trends des letzten Jahres gehört – im vollen Bewusstsein, dass sie nicht unbedingt Spaß dabei haben würde. Hier ihre Liste dessen, was es nicht mehr braucht. Die Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit...
Ed Sheeran – Shape of you
Stop! Aufhören! Das muss doch jetzt mal ein Ende haben mit diesem Ed Sheeran, der sich bereits das ganze Jahr hindurch in Körperformen, und nicht in Menschen verliebt, und 2017 in allen Charts, rauf und runter sein ua-ua-ua-ua sang, bis man es nicht mehr hören und den stets freundlichen Rotschopf nicht mehr sehen konnte.
Überhaupt, seine Alben nach Grundrechenarten zu benennen, das letzte hieß "Divide" davor gab es noch "Plus" und "Multiply", da kann man seinen Dudelsack verwetten dass klar ist, wie das nächste heißt. 2018 sollte endlich Schluss damit sein, Klassenstrebertum in Rock umzusetzen, pfui.
Auch pfui, und hoffentlich auch in diesem Jahr passé:
Drake – Know your worth
Selena Gomez – It ain’t me
Daft Punk – One more time
Nein, bitte eben genau nicht One more time!
Denn schon seit diesem Song, den Daft Punk vor 16 Jahren herausbrachte, kann man eigentlich keinen Autotune-Effekt mehr hören! Eine merkwürdige Mode ist das, die Stimme wie eine blecherne Comicfigur klingen zu lassen. Noch komischer ist, dass sich das anscheinend meist auf die Texte auswirkt – je mehr Autotune, desto flacher die Lyrics.
Aber apropos:
Luis Fonsi – Despacito
Boah, noch so ein Fall von falsch verstandenem Recycling, das gehört im Jahr 2018 ganz klar hinter sich gelassen: Dieser ganze Sommerhit-Schmu mit Reggaeton und Bikinimädchen und Liebesschwüren am Strand.
Genau wie die nun folgende Dame, die auf ihrer 2017 erschienenen Platte nicht nur ein Lied davon singt.
Helene Fischer: Sonne auf der Haut
Ja, national gab es 2017 ebenfalls einiges, was man nicht vermissen wird.
Wenn zum Beispiel noch einmal jemand in einem Song dazu aufruft, doch einfach mal "sein Ding" zu machen, und das mit sämtlichen Trends des Jahres, also Autotune und Reggaeton zusammenmixt, dann ergibt das den größten gemeinsamen Nenner. Und die kleinste Individualität.
Culcha Candela: Mach dein Ding
Culcha Candela: Cool mit mir selbst
Helene Fischer: Genau mein Ding
Huch, wo kommt die denn schon wieder her, und wessen Ding ist das denn nun, das Ding von Culcha Candela oder das Ding von Helene Fischer? Glücklicherweise ist das Dein-Ding-Jahr 2017 jetzt vorbei, der Affe tot und der Zirkus pleite.
Pleite ist schon wieder ein Stichwort: Seit Dezember 2017 kann man sämtliche Neil Young Alben umsonst im Netz anhören, der Songwriter selbst hat sie dort veröffentlicht. Und da sollten die jungen Häsinnen und Hüpfer doch mal ein wenig auf den Text von "This note’s for you" hören:
Neil Young: This note’s for you
Und dann endlich mit ihrer unbezahlten Werbung aufhören, das ist doch längst nicht mehr cool. Stattdessen rappt unter anderem Lil Pump sich einen zurecht, dass echte, bezahlte Testomonials blass werden könnten:
Lil Pump: Gucci Gang
Doch das ist nun alles vorbei. Out with the old, in with the new.
Bald kommt das nächste große Ding, mein Ding, dein Ding, aber neu ist das ohnehin schon mal gar nicht, das weiß jemand, der das schon 1972 gesungen hat, und 2017 gestorben ist. Sein Ding hat er dabei mit ins Grab genommen. Richtig so.
Chuck Berry: My Ding-a-ling