"Der freie Markt ist nicht anti-elitär"
Das neue Berliner Festival "Pop-Kultur" steht für interdisziplinären Austausch und will sich mehr auf die Kunst konzentrieren. Die staatliche Förderung ist sinnvoll, so die Bilanz von Popkritiker Tobi Müller nach drei Tagen im Berliner Club Berghain.
"Pop-Kultur" - so heißt ein neues Festival in Berlin. Und für Berlin. Eine Art Messe für die hauptstädtischen Pop-Musiker. Drei Tage lang, vom 26. bis 28.8., öffnete der Club Berghain seine Räume für Konzerte, Performances, Talks und Lesungen. Interdisziplinärer Austausch stand dabei im Vordergrund. Pop-Kritiker Tobi Müller zieht eine Bilanz:
"Da geht's auch um eine Gegenüberstellung von Pop und Kultur", erklärte Müller: "Man versucht, Pop auch als Kunst anzuerkennen und sich mehr auf die Kunst zu konzentrieren und weniger auf das Geschäft." Angesichts der seit 15 Jahren herrschenden Krise im Musik-Business suche das Festival neue Wege und habe es erreicht, "Dinge zu ermöglichen, die man nicht immer sieht". Neben den Konzerten etablierter Künstlerinnen wie Neneh Cherry und Sophie Hunger habe das Programm auch ungewöhnliche Konstellationen ermöglicht: Talks, Lesungen, Gespräche und neue Formate, etwa mit Regisseur Sebastian Schipper ("Victoria").
Für das Festival als Nachfolger der Berlin Music Week und der Messe Popkomm sei die staatliche Finanzierung sinnvoll, betonte der Popkritiker: "Das war eine ganz andere Programmierung, die eben mittlerweile nur noch mit staatlichem Geld zu finanzieren ist. Der freie Markt ist ja eben nicht anti-elitär. Der freie Markt hat ja Preise zur Folge zwischen 70 bis 150 Euro zum Teil für Konzerte. Das ist alles andere als das, was wir uns unter Pop vorgestellt haben. Da hat sich der Markt verändert. Da muss der Staat auch rein, wenn man anders programmieren will. Und das fängt jetzt langsam an."