Gelebte Inklusion und Geschlechtergerechtigkeit
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Auch in diesem Jahr fand das Festival "Pop-Kultur" in Berlin statt - mit einem abwechslungsreichen und ungewöhnlichen Programm. Geschlechtergerechtigkeit und Inklusion wurden dabei groß geschrieben. Viel wurde versucht, manches gelang, manches nicht.
Zum fünften Mal fand in Berlin das Festival "Pop-Kultur" statt - mit rund 1,2 Millionen Euro üppig vom Land Berlin und dem Bund gefördert. Selbst von der EU gab es einen Zuschuss, um das ambitionierte Programm mit über 100 Konzerten, Diskussionen, Filmen, Performances und Auftragsarbeiten zu realisieren.
Und dieser Zuschuss in Millionenhöhe hat sich auf verschiedenen Ebenen bemerkbar gemacht, wie unser Musikkritiker Tobi Müller im Deutschlandfunk Kultur erklärt.
Er habe ungefähr 20 Auftritte gesehen, dabei habe ihn vor allem eine Band überrascht, die er schon sehr lange kenne: "Station 17" aus Hamburg. Ein inklusives Projekt, das es seit 20 Jahren gebe.
Auftragsarbeiten wie sonst nur im Theater
"Plötzlich entwickeln die einen Druck und ein Sänger mit Down-Syndrom, Marc Huntenburg, der sonst Saxophon spielt, fängt an, mit einem krassen Autotune-Effekt über die Musik zu singen, und der Funke springt auf die Menge über, der Raum flippt völlig aus. Das war schon irre, bei etwas, was einem sehr vertraut vorkommt, so einen Moment zu erleben, wo man gar nicht anders kann, als einfach mitzugehen, ‚ja‘ zu sagen und Pop zu leben! Das ist Inklusion - weniger als Idee denn als Praxis."
Das Festival war aber nicht nur inklusiv, es war auch geschlechtergerecht. Das Programm bestand mindestens zur Hälfte aus Frauen. Eine weitere Besonderheit stellten die Auftragsarbeiten für das Festival dar. Solche gibt es sonst nur in der Oper oder im Theater.
"Ring des Nibelungen" in nur 60 Minuten
Eröffnet wurde das Festival beispielsweise mit der Auftragsarbeit des Berliner Chansoniers und Elektro-Poppers Jens Friebe. Gemeinsam mit der Band "21 Downbeat" aus dem inklusiven Theaterprojekt "Ramba Zamba" hat er sich an Wagners "Ring des Nibelungen" gewagt, woraus eine 60-minütige Pop-Oper entstanden ist.
Dieses ambitionierte Projekt sei zwar nicht in all seinen Facetten gelungen, so Müller, doch alleine der Versuch zähle. Und gerade im Popbereich, gibt Müller zu bedenken, sei es doch ganz schön, wenn einfach mal was ausprobiert werde, was dann vielleicht nicht gelinge. Dies sei eine Seltenheit, weil gerade dieser Bereich doch sehr stark von privaten Geldern abhänge.