Die Kunstfigur als ein Gefühl
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Pop-Persona, Musikerin, Autorin, Filmschaffende und vor allem eine Kunstfigur - all das ist Natascha P. Wobei die Kunstfigur in erster Linie ein Zustand sei, sagt Natascha P. selbst: "Ich habe das Gefühl, wenn ich als Natascha P. Musik mache, dann transformiere ich Natascha P."
"Adler" heißt das Debütalbum von Natascha P., das bei dem Independent-Label Problembär Records erschienen ist. Und der Adler taucht nicht nur im Album-Titel auf. Im Song "Drei Meter Spannweite" heißt es im für sie typischen Sprechgesang: "Nachts durch die City gehe ich Vögel jagen. Mein Fell ist so dick, ich kann kaum eine Jacke tragen. Spreiz ich meine Flügel, brauch ich Raum. Ich habe drei Meter Spannweite, Sie glauben es mir kaum."
Der Titeltrack "Einen Adler gesehen" wiederum war der Auslöser für das Album:
"Ich habe tatsächlich einen Adler gesehen und aus dieser persönlichen Erfahrung habe ich angefangen zu schreiben", sagt Natascha P., "der Titeltrack war tatsächlich ein Gedicht, das ich unmittelbar nach der Begegnung geschrieben habe. Diese Erfahrung hat mich einfach sehr ergriffen. Es war überwältigend, diesen Raubvogel durch die Lüfte fliegen zu sehen. "
Der Adler als Symbol
Gleichzeitig ist der Adler ein starkes Symbol. "Natürlich hat mich auch gereizt, mir so ein imperialistisches Symbol anzueignen", sagt die Künstlerin.
Die Hamburgerin hat ihre Kunstfigur nach ihrer ehemals besten Freundin benannt. "Mit ihr habe ich zum ersten Mal scheiße gebaut. Sie war die, mit der ich die ganzen heimlichen Sachen gemacht habe und irgendwie dachte ich mir: Wenn ich irgendwann mal eine Pop-Persona gründe, dann wird sie Natascha heißen", erzählt Natascha P.
Musikmachen selbstbeigebracht
Dabei hat sie den Weg einer Quereinsteigerin gewählt. "Ich habe angefangen mir autodidaktisch Musikmachen beizubringen und zwar aus einer Lust heraus", so die Künstlerin. Das habe zwar viel Zeit und Wille gebraucht, "aber es ist absolut machbar, wenn man Bock drauf hat."
Und so ist die Pop-Persona Natascha P. entstanden, deren Musik oft einen politischen Anspruch hat, aber vor allem aus ihr kommt, erklärt die Musikerin. Für sie stelle sich nicht die Frage, wer Natascha P. eigentlich ist, sondern sie fühle es:
"Ich würde sagen, Natascha P ist für mich in erster Linie ein Zustand. Und ich habe das Gefühl, wenn ich Natascha P. Musik mache, dann transformiere ich Natascha P.. Und genau in diesem Zustand kommt dann diese Musik aus mir heraus".
(nho)