Kersty und Sandra Grether: "Ich brauche eine Genie. Songbook mit Exklusivmaterial aus den Archiven"
Mikrotext-Verlag, 2021
304 Seiten, 19,99 Euro
Feministisches Statement zur Pop-Geschichte
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Underground-Musikerinnen schreiben tolle Songs mit anspruchsvollen Texten, sagt die Musikerin Kersty Grether. Mit "Ich brauche eine Genie" hat sie ein Buch zur alternativen Popgeschichte herausgegeben - und kritisiert die Stereotypen des Mainstreams.
Die Idee von Underground sei ihr sympathischer als die vom Mainstream, sagt die Musikerin und Aktivistin Kersty Grether. Denn für Frauen bedeute Mainstream immer noch, sich sexistischen Stereotypen zu unterwerfen.
Mit ihrer Schwester Sandra hat sie das großformatige Buch "Ich brauche eine Genie" herausgegeben. Darin finden sich unter anderem Fotos und Songtexte von Frauenbands – aktuellen und längst vergangenen.
Anderer Blick auf die Popkultur
"Diese alternative Popgeschichte gehört eben auch einfach mal auf einen Coffee-Table, um damit den anderen Geschichtsschreibungen ein bisschen Konkurrenz zu machen." Mit dem Buch wolle sie zeigen, dass auch Bands, die so gut wie nie auf die großen Festivals eingeladen würden, herausragende Songtexte schrieben und herausragende Musik machten.
Auf deutschen Bühnen spielten in diesem und nächsten Jahr 96 Prozent "Cis-Männer geführte Bands", kritisiert Grether: "Das Restrisiko Frau ist sozusagen auf vier Prozent reduziert." Doch heute hätten Musikerinnen hervorragende Qualitäten auf ihren Instrumenten und beim Texten.
"Wir wollen wirklich gleichberechtigt gute Songs machen, so wie Sido, Ton-Steine-Scherben, die Ärzte und so weiter", sagt Grether. Doch noch immer würden große Agenturen nur ein sexistisches Bild von Frauen vermarkten.
"Wir brauchen das jetzt nicht mehr, dass wir zu irgendwelchen Promo-Agenturen gehen, die uns erzählen, wir sollten unseren Busen in die Kamera halten und nicht unserer Gitarren." Dies bilde in keiner Weise ab, was es an Vielfältigkeit, scharfzüngigen und lustigen Bands hierzulande gebe.
(mle)