Populismusbarometer 2018

Jeder Dritte neigt zum Populismus - unsere Politiker auch?

Horst Seehofer begrüßt die Besucher in einem Bierzelt auf dem Töginger Volksfest
Der Journalist Arne Semsrott sieht bei Innenminister Horst Seehofer (CSU) einen Hang zum populistischen Themen. © Armin Weigel / dpa
Arne Semsrott im Gespräch mit Miriam Rossius |
Als Antwort auf den wachsenden Populismus in Deutschland plädiert der Journalist Arne Semsrott für eine Konzentration auf Sachthemen wie Miete, Pflege oder Mobilität.
Deutschlands Mitte wird populistischer. Zu diesem Ergebnis kommt das aktuelle Populismusbarometer, das das Wissenschaftszentrum Berlin und die Bertelsmann-Stiftung erstellt haben und das nun der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Insgesamt teilt mit 30,4 Prozent fast jeder dritte Wahlberechtigte in Deutschland populistische Einstellungen. Auch bei Menschen, die sich eigentlich der politischen Mitte zuordnen, wächst der Hang zum Populismus: War dies bei der Vorjahresbefragung noch bei jedem neunten Befragten der Fall, ist es in diesem Jahr bereits jeder achte.

Das Studie "Populismusbarometer 2018" können Sie hier im Volltextherunterladen. Eine Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse finden Sie hier.

Für den Journalisten Arne Semsrott von der Open Knowledge Foundation Deutschland hat das Anwachsen des Populismus auch mit dem medialen und politischen Diskurs zu tun:
"Es gibt drängende, wahnsinnig große Fragen, die weiterhin viel zu wenig vorkommen in politischen Programmen. Und das ist zum Beispiel Mietenpolitik, das ist zum Beispiel die Frage der Pflege, das ist Mobilitätspolitik", sagte er im Deutschlandfunk Kultur. "All das wird im öffentlichen Diskurs immer mal wieder angeschnitten, aber, glaube ich, bekommt nicht den Stellenwert, den es eigentlich haben müsste."
Arne Semsrott im Deutschlandfunk Kultur Studio 9.
Arne Semsrott im Deutschlandfunk Kultur Studio 9.© Deutschlandradio
Auch müsse man stärker auf das schauen, was sich an sozialen Bewegungen auf der Straße entwickle. Zum Beispiel auf die Initiative Seebrücke, die sich dafür einsetze, dass im Mittelmeer weiterhin Seenotrettung möglich ist: "Das ist eine wahnsinnig große, wahnsinnig diverse Bewegung, die letztlich bisher aber so keinen Widerhall in der Politik findet."

Sind die Politiker populistischer als die Bevölkerung?

Politiker wie Innenminister Seehofer hätten allerdings offensichtlich kein sonderliches Interesse an Sachthemen, sondern mehr an Populismus, kritisierte Semsrott. Insofern fände er es gut, wenn eine Studie einmal populistische Einstellungen innerhalb der Bundesregierung messen würde - um festzustellen, ob diese ein ungefähres Abbild der Einstellungen in der Bevölkerung ergeben.
(uko)

Der Journalist Arne Semsrott, Jahrgang 1988, ist Experte für Netz-Themen. Er schreibt für netzpolitik.org, zudem arbeitet er auch für Transparency Deutschland und betreibt das Portal FragDenStaat. Die gesamte Sendung "Der Tag mit Arne Semsrott" können Sie nachhören: Audio Player

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