Lust, Liebe, Laster
Mommy Porn – so werden Erotikromane für Frauen bezeichnet. "Shades of Grey" war der erste große Erfolg in diesem Genre. "Du bist mein" von Tara Sue Me ist mit Sicherheit der nächste Bestseller - den unsere Kritikerin aber "gähnend langweilig" findet.
Erotische Literatur wird offenbar gesellschaftsfähig. Nach "Ich bin dein" kommt nur der zweite Teil einer Trilogie von Tara Sue Me auf den deutschen Markt, die in den USA bereits große Erfolge gefeiert hat. "Du bist mein" erzählt die Geschichte um den schwerreichen Geschäftsführer Nathaniel West und die Bibliothekarin Abigail: Er ist der große Dominator, sie unterwirft sich. Sadomaso eben.
Ermüdende Wiederholung sexueller Handlungen
Svenja Flaßpöhler, stellvertretende Chefredakteurin des "Philosophie Magazin" und Autorin ("Der Wille zur Lust. Pornographie und das moderne Subjekt"), hat das Buch für uns gelesen. Es funktioniere "klassisch Mainstream-pornografisch", urteilt sie. Die ständige Wiederholung sexueller Handlungen sei ermüdend und auf Dauer "gähnend langweilig". Man könne in dem Buch wie bei einem normalen Porno deswegen auch "vor- und zurückspulen" und müsse es nicht Seite für Seite lesen, um es zu verstehen.
Emanzipatorisch ist laut der Philosophin an dem Werk allein, dass jetzt auch Frauen pornografisch schreiben – "sich eben auch das Recht rausnehmen, genauso zu schreiben wie Männer, um damit zu zeigen, wir fühlen uns eigentlich durch eine ganz ähnliche Bilderwelt erregt wie ihr". Dieser Umstand sei lange tabuisiert und verneint worden: "Die Frau, die mag sowas (...) nicht, wurde immer gesagt."
Sehnsucht nach klaren Geschlechterrollen
Das einfache Strickmuster in der Beziehung der Protagonisten in dem Buch erklärt Flaßpöhler mit einer Sehnsucht bei Männern und Frauen nach klaren Geschlechterrollen. Diese soziologische These sei plausibel, sagte sie. Gleichzeitig könne man aber auch sagen: "Das ist ein Roman, der liest sich locker, leicht (...), es ist ein erregender Roman für Leute, die so etwas mögen, und das mögen offensichtlich sehr viele, und vielleicht ist es auch einfach so profan, dass die Bücher sich deshalb so gut verkaufen."