Pornos für den Regenwald
Auf der 2004 eröffneten Internetplattform "fuckforforest" sind hausgemachte Erotikfotos und Pornos zu sehen. Mit den Einnahmen wollen die Betreiber den Regenwald retten. Das stößt aber auf wenig Gegenliebe, wie Regisseur Michal Marczak zeigt.
"Wir machen Fotos und Videos mit Leuten, die Spaß am Sex haben, das stellen wir auf eine Website, mit den Spenden finanzieren wir ökologische Projekte."
Im Berliner Mauerpark werben junge Leute für ein ungewöhnliches Projekt, für die Internetplattform "Fuck for Forest". Sex und Spenden sollen die Regenwälder retten:
"Wir machen uns selbst frei. Der Kontakt zur Natur ist uns ganz wichtig. Denn nur die Natur in ihrer reinen Form ist frei, der Rest der Welt ist so abgefuckt!"
In den Kellern und Katakomben der Berliner Subkultur propagieren sie natürliche Nacktheit und freie Liebe. Denn die Unterdrückung der Sexualität und das Korsett repressiver Moral verursache Hass, Gewalt und Kriege und letztendlich die Zerstörung des Planeten. Das klingt nach Retro - Revolution angereichert mit Wilhelm Reichs Orgontherapie, aber in der Gegenwart wird das Ganze via Internet zur erfolgreichen Geschäftsidee mit selbstlosen Zielen - mit ihren selbst gemachten "Ökopornos" haben die Aktivisten im Internet mehr als 400.000 Euro an Spendengeldern eingenommen:
Michal Marczak: "Sie haben viel vom sowjetischen Aktionismus, vom Dadaismus, oder den Blumenkindern der 60er Jahre übernommen. Das ist das eine, das andere sind die sozialen Netze der Gegenwart, die Tatsache, dass wir in einer weitgehend offenen Welt leben, sie können nach Berlin reisen und überallhin, sie können aber auch einfach skypen. Diese Freizügigkeit haben ähnliche Bewegungen in der Vergangenheit nicht gehabt und ich frage mich ob die Hippiekultur der sechziger Jahre heute mit den Möglichkeiten der sozialen Netze, mit den offenen Grenzen und der Leichtigkeit, mit der wir heute von Kontinent zu Kontinent reisen, nicht eine viel stärkere Bewegung wäre."
86 Minuten ist der polnische Regisseur Michal Marczakmit der Kamera ganz dicht an seinen Protagonisten dran, begleitet sie von Norwegen nach Berlin und von Berlin in die Regenwälder des Amazonas zwischen Brasilien, Kolumbien und Peru. Er begibt sich in den wilden Untergrund der deutschen Hauptstadt, in dem Politik und Privatleben zwischen Punk und Hippie-Subkultur zu einem gärenden, kreativen Gemisch, einem Urschrei zur Rettung der Welt verschmelzen.
Die Protagonisten (zwei norwegische Männer, eine Inderin und zwei deutsche Frauen) leben in besetzten Häusern, suchen sich ihre Kleider und ihre Nahrung aus dem Müll, um auch so gegen den zerstörerischen Konsumterror zu protestieren und in ihnen glüht das uralte Wunschbild vom "edlen Wilden," der in den schwindenden Regenwäldern um seine Existenz kämpft.
Der dramatische Höhepunkt des Films ist das Zusammentreffen von Kultur und Subkultur. Die Begegnung mit den indigenen Gemeinschaften im Amazonas wird für die "Fuck for Forest"-Aktivisten zur bitteren Enttäuschung, denn die haben schlechte Erfahrungen mit selbst ernannten Weltenrettern aus Nordamerika und Europa gemacht, mit NGOs, hinter denen sich oft handfeste kommerzielle Interessen verbergen. Die Dorfbewohner lehnen die Spende ab, ebenso wie die Philosophie der freien Liebe:
"Unsere Kultur ist ganz anders als die in Europa. In Europa können sie gerne nackt herumlaufen, aber nicht bei uns. Sie prostituieren die Kinder, das ist doch degeneriert."
Bei allem Scheitern militanter Naivität ist "Fuck for Forest" aber kein Film für saturierte Postrevolutionäre, die immer schon alles besser gewusst haben. Michal Marczik begleitet all die offensiv zur Schau gestellte Blauäugigkeit seiner Protagonisten mit kritischer Sympathie und dokumentiert ihr Scheitern ohne Schadenfreude.
Er denunziert seine Figuren nicht, macht sie nicht lächerlich, idealisiert sie aber auch nicht. Der Film ist unterhaltsam und wirft dabei viele Fragen auf, nach Sex und Kreativität, den Mechanismen der Entwicklungshilfe und dem persönlichen Einsatz für die Rettung der Welt.
Im Berliner Mauerpark werben junge Leute für ein ungewöhnliches Projekt, für die Internetplattform "Fuck for Forest". Sex und Spenden sollen die Regenwälder retten:
"Wir machen uns selbst frei. Der Kontakt zur Natur ist uns ganz wichtig. Denn nur die Natur in ihrer reinen Form ist frei, der Rest der Welt ist so abgefuckt!"
In den Kellern und Katakomben der Berliner Subkultur propagieren sie natürliche Nacktheit und freie Liebe. Denn die Unterdrückung der Sexualität und das Korsett repressiver Moral verursache Hass, Gewalt und Kriege und letztendlich die Zerstörung des Planeten. Das klingt nach Retro - Revolution angereichert mit Wilhelm Reichs Orgontherapie, aber in der Gegenwart wird das Ganze via Internet zur erfolgreichen Geschäftsidee mit selbstlosen Zielen - mit ihren selbst gemachten "Ökopornos" haben die Aktivisten im Internet mehr als 400.000 Euro an Spendengeldern eingenommen:
Michal Marczak: "Sie haben viel vom sowjetischen Aktionismus, vom Dadaismus, oder den Blumenkindern der 60er Jahre übernommen. Das ist das eine, das andere sind die sozialen Netze der Gegenwart, die Tatsache, dass wir in einer weitgehend offenen Welt leben, sie können nach Berlin reisen und überallhin, sie können aber auch einfach skypen. Diese Freizügigkeit haben ähnliche Bewegungen in der Vergangenheit nicht gehabt und ich frage mich ob die Hippiekultur der sechziger Jahre heute mit den Möglichkeiten der sozialen Netze, mit den offenen Grenzen und der Leichtigkeit, mit der wir heute von Kontinent zu Kontinent reisen, nicht eine viel stärkere Bewegung wäre."
86 Minuten ist der polnische Regisseur Michal Marczakmit der Kamera ganz dicht an seinen Protagonisten dran, begleitet sie von Norwegen nach Berlin und von Berlin in die Regenwälder des Amazonas zwischen Brasilien, Kolumbien und Peru. Er begibt sich in den wilden Untergrund der deutschen Hauptstadt, in dem Politik und Privatleben zwischen Punk und Hippie-Subkultur zu einem gärenden, kreativen Gemisch, einem Urschrei zur Rettung der Welt verschmelzen.
Die Protagonisten (zwei norwegische Männer, eine Inderin und zwei deutsche Frauen) leben in besetzten Häusern, suchen sich ihre Kleider und ihre Nahrung aus dem Müll, um auch so gegen den zerstörerischen Konsumterror zu protestieren und in ihnen glüht das uralte Wunschbild vom "edlen Wilden," der in den schwindenden Regenwäldern um seine Existenz kämpft.
Der dramatische Höhepunkt des Films ist das Zusammentreffen von Kultur und Subkultur. Die Begegnung mit den indigenen Gemeinschaften im Amazonas wird für die "Fuck for Forest"-Aktivisten zur bitteren Enttäuschung, denn die haben schlechte Erfahrungen mit selbst ernannten Weltenrettern aus Nordamerika und Europa gemacht, mit NGOs, hinter denen sich oft handfeste kommerzielle Interessen verbergen. Die Dorfbewohner lehnen die Spende ab, ebenso wie die Philosophie der freien Liebe:
"Unsere Kultur ist ganz anders als die in Europa. In Europa können sie gerne nackt herumlaufen, aber nicht bei uns. Sie prostituieren die Kinder, das ist doch degeneriert."
Bei allem Scheitern militanter Naivität ist "Fuck for Forest" aber kein Film für saturierte Postrevolutionäre, die immer schon alles besser gewusst haben. Michal Marczik begleitet all die offensiv zur Schau gestellte Blauäugigkeit seiner Protagonisten mit kritischer Sympathie und dokumentiert ihr Scheitern ohne Schadenfreude.
Er denunziert seine Figuren nicht, macht sie nicht lächerlich, idealisiert sie aber auch nicht. Der Film ist unterhaltsam und wirft dabei viele Fragen auf, nach Sex und Kreativität, den Mechanismen der Entwicklungshilfe und dem persönlichen Einsatz für die Rettung der Welt.