Was ist noch übrig vom amerikanischen Traum? Deutschlandradio Kultur-Reporterin Nana Brink hat diese Frage US-Amerikanern aus allen Bevölkerungsschichten gestellt. Sendedatum: 24.-29.10.2016 in unserer Sendung Studio 9
Unsere sechsteilige Reihe im Überblick:
Zu Besuch bei einem Trump-Fan (1/6)
Warum auch Latinos Trump wählen (2/6)
Wo der amerikanische Traum stillsteht (4/6)
Weiß, Mittelklasse, Clinton-Wähler (5/6)
Hier ist der amerikanische Traum zerplatzt (6/6)
Was ist Ihr amerikanischer Traum, Colin Powell?
Colin Powell verkörpert den Amerikanischen Traum. Als Kind armer Eltern in der Bronx stieg er auf zum ersten schwarzen Außenminister der USA. Und ist sich sicher: Der amerikanische Traum wird nie sterben.
"Jeder Amerikaner sollte so einen Traum haben wie ich: Ich war ein Einwandererkind, ging auf öffentliche Schulen - wir waren arm, aber stolz und glücklich."
"Hi this is Colin Powell, retired soldier, retired diplomat." Der fast 80-jährige Colin Powell springt federnd aus seinem Ledersessel. Fester Händedruck, - ein Augenzwinkern zur Begrüßung. Die Berufsbezeichnung ist natürlich glatt untertrieben. Der ehemalige Außenminister der USA sieht sich gern als Diplomat im Ruhestand. In seinem Büro hängt seine letzte Uniformjacke an der Tür. Vier Sterne prangen an den Schultern. Mehr geht nicht. Diese Jacke wird bald einen neuen Platz finden. Im National Museum of African American History and Culture.
"Ich war ein Kind in New York und ich bin an die Spitze der Armee gekommen, Außenminister geworden und viele fragen mich: Jesus, als Du ein Kind warst, aufgewachsen in der Bronx, schlechte Nachbarschaft, aber für mich war es gut. Hast Du davon geträumt Chef des Generalstabes zu werden? Wie hätte ich? Wie in einem Land, das die Rassentrennung im Süden hatte!"
Colin Powell war immer "der Erste"
Der junge Soldat Powell kann in den 60er Jahren in den USA kein Restaurant besuchen, das nur für Weiße bestimmt ist. Warum wollte er dennoch diesem Land dienen? Colin Powell blickt kurz auf ein Foto von Martin Luther King, das neben seinem Schreibtisch hängt:
"Der Grund, warum Schwarze für Amerika gekämpft haben, im Bürgerkrieg, in allen unseren Kriegen, - sie haben gekämpft, weil sie dachten: Wenn wir beweisen, dass wir kämpfen können, dann würden wir die Gleichberechtigung erlangen. Wie könnt ihr uns verleugnen? Wir zeigen Euch, dass wir wie Weiße kämpfen. Es war immer eine Loyalität gegenüber diesem Land. Bemerkenswert. Wir konnten nicht viel machen, um unsere Loyalität zu beweisen, außer im Militär. Und das hat sich über die Zeit ausgezahlt."
Bei Colin Powell besonders. Er ist immer "der Erste". Der erste schwarze Chef des Generalstabes. Der erste schwarze Sicherheitsberater, der erste schwarze Außenminister. Seine alte Schule trägt seinen Namen. Er ist - was ihm sichtlich gefällt - ein "role model" geworden, ein Vorbild:
"Ich kann die Kids motivieren, sagt er, ich kann ihnen erklären, dass sie zur Schule gehen und etwas aus sich machen müssen."
Powell zählt immer noch zu den beliebtesten Politikern
Wie bei seiner letzten Rede, die er vor Schülern seiner alten Schule hielt. Davon hat er ein Video.
"Die meisten der Schüler sind Immigranten, ich nenne sie meine Asyl-Kinder, sie sind hungrig, sie wollen nach vorne kommen und sie lernen den amerikanischen Traum, sie wissen, wenn sie eine Ausbildung machen, können sie überall hingehen."
Colin Powell zählt noch immer zu den beliebtesten Politikern im Land. Auch der schwerste Schlag in seiner Karriere hat seiner Popularität nicht geschadet: 2003 verkündet er als US-Außenminister die Existenz von Massenvernichtungswaffen im Irak - ein folgenreicher Fehler. Den er als einziger der damaligen Bush-Regierung jedoch später eingesteht. Bis heute bleibt Colin Powell ein unabhängiger Geist. Obwohl Mitglied der republikanischen Partei unterstützt er 2008 Barack Obama. Der ihn als ewiger "Erster" ablöst - und der erste schwarze US-Präsident wird. Für Powell - ein Beweis mehr, dass der amerikanische Traum lebt:
"But don't let anybody who listens to your program think that the American Dream is gone away! It will never go away. It can’t. So we wouldn’t be Americans."