Hören Sie hier auch ein Gespräch mit Frank Paul, der seit elf Jahren der Heim-Trainer von Lisa-Marie Kwayie ist. Mit Thomas Wheeler
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Hoffnungsträgerin der deutschen Leichtathletik
05:18 Minuten
Beim Internationalen Stadionfest Berlin und der Leichtathletik-WM in Doha wird auch die Sprinterin Lisa-Marie Kwayie starten. Wir haben das Nachwuchstalent getroffen, das als junge Athletin in Berlin bereits alle Rekorde gebrochen hat.
Kommentator: "Dann die Deutschen mit Lisa-Marie Kwayie, die genießt das hier..."
Lisa-Marie Kwayie: "Ich weiß jetzt, was es bedeutet, wenn man sagt: ich spüre das Publikum. Davor, bei keinem Wettkampf, hatte ich das so sehr, und im Endeffekt hat man mal gesehen, was das mit einem Athleten macht. Dass man dann über sich hinauswachsen kann, das schafft man mit so einem Publikum zu Hause im Olympiastadion, also mehr Push kann man da eigentlich gar nicht kriegen."
Kommentator: "Guter Start von Lisa-Marie Kwayie, läuft wieder stark an,…"
Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin, vier Mal 100 Meter: Lisa-Marie Kwayie läuft das Rennen ihres Lebens. Als Startläuferin bringt sie die Staffel auf Medaillenkurs.
Kommentator: "…und Deutschland holt: Bronze!"
Auch heute, ein Jahr danach, denkt sie oft zurück an die EM in Berlin. Es habe schon ein wenig gedauert, bis sie den Erfolg realisiert hatte, sagt sie.
"Eigentlich macht man das, was man immer macht, ist das gewohnt, nur auf einer höheren Ebene, und ich bin froh, dass sich die ganze Arbeit auch auszahlt, dafür machen wir es ja auch im Endeffekt. Aber es ist schon, wenn man so zurück denkt, ein bisschen verrückt."
Neben Gina Lückenkemper ist die 22-Jährige Lisa-Marie Kwayie von den Sportfreunden Neukölln mittlerweile das Aushängeschild der deutschen Leichtathletik. Selbst wenn einer wie Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler neben ihr steht, blicken die Medienvertreter nur auf sie. Wie vor kurzem bei einem Werbetermin fürs Internationale Stadionsportfest in Berlin.
"Wer braucht Jamaika, wenn man Neukölln haben kann! Genau, ich muss jetzt nicht nach Jamaika, um Konkurrenz zu verspüren. Das reicht auch hier in Deutschland."
Lisa-Marie Kwayie: "Ich weiß jetzt, was es bedeutet, wenn man sagt: ich spüre das Publikum. Davor, bei keinem Wettkampf, hatte ich das so sehr, und im Endeffekt hat man mal gesehen, was das mit einem Athleten macht. Dass man dann über sich hinauswachsen kann, das schafft man mit so einem Publikum zu Hause im Olympiastadion, also mehr Push kann man da eigentlich gar nicht kriegen."
Kommentator: "Guter Start von Lisa-Marie Kwayie, läuft wieder stark an,…"
Leichtathletik-Europameisterschaften 2018 in Berlin, vier Mal 100 Meter: Lisa-Marie Kwayie läuft das Rennen ihres Lebens. Als Startläuferin bringt sie die Staffel auf Medaillenkurs.
Kommentator: "…und Deutschland holt: Bronze!"
Auch heute, ein Jahr danach, denkt sie oft zurück an die EM in Berlin. Es habe schon ein wenig gedauert, bis sie den Erfolg realisiert hatte, sagt sie.
"Eigentlich macht man das, was man immer macht, ist das gewohnt, nur auf einer höheren Ebene, und ich bin froh, dass sich die ganze Arbeit auch auszahlt, dafür machen wir es ja auch im Endeffekt. Aber es ist schon, wenn man so zurück denkt, ein bisschen verrückt."
Neben Gina Lückenkemper ist die 22-Jährige Lisa-Marie Kwayie von den Sportfreunden Neukölln mittlerweile das Aushängeschild der deutschen Leichtathletik. Selbst wenn einer wie Speerwurf-Olympiasieger Thomas Röhler neben ihr steht, blicken die Medienvertreter nur auf sie. Wie vor kurzem bei einem Werbetermin fürs Internationale Stadionsportfest in Berlin.
"Wer braucht Jamaika, wenn man Neukölln haben kann! Genau, ich muss jetzt nicht nach Jamaika, um Konkurrenz zu verspüren. Das reicht auch hier in Deutschland."
In der vierten Klasse ging es los
Selbstbewusste Töne einer jungen Frau, deren sportliche Karriere in der vierten Klasse beginnt. Bernd Kiesewalter, ihr damaliger Klassenlehrer an der Janusz-Korczak – Grundschule in Neukölln, nimmt "Lieschen", wie er sie nennt, mit zu einem Wettkampf von "Jugend trainiert für Olympia".
"Da musste man nichts machen. Die hat den Knall gehört, und dann war die weg. Im Grunde genommen war es ein Selbstläufer. Es war toll. Ich habe noch nie so ein Talent gehabt. Damals war sie noch kleen, Furzgurke."
Ihm ist klar: "Lieschen" gehört in den Sportverein. Doch das gestaltet sich schwierig.
"Da musste man nichts machen. Die hat den Knall gehört, und dann war die weg. Im Grunde genommen war es ein Selbstläufer. Es war toll. Ich habe noch nie so ein Talent gehabt. Damals war sie noch kleen, Furzgurke."
Ihm ist klar: "Lieschen" gehört in den Sportverein. Doch das gestaltet sich schwierig.
"Ein Kollege, mit dem ich immer eng zusammen gearbeitet habe in der Schule, wir haben sie quasi zusammen bearbeitet, und irgendwann haben wir es eigentlich aufgegeben, weil, die Mutter hatte immer abgewiegelt, nee, die muss sonntags in die Kirche."
"Ja doch, wir sind schon eine gläubige Familie, und Sonntag war immer der Tag des Herrn, und das war am Anfang ziemlich schwer. Meine Mama hat sich da schon dran gehalten, aber dann nach dem fünften, sechsten Berliner Meistertitel hat sie schon gesagt: Okay Kindchen, ist doch ein bisschen ernster, gut, da können wir mal ausfallen lassen."
Mit zwölf trainiert sie im Verein, regelmäßig an Wettkämpfen nimmt sie erst später teil. Lisa-Marie Kwayie entwickelt sich zu einer der größten Sprinthoffnungen des Deutschen Leichtathletikverbandes.
"Sie hat alles gebrochen, was an Rekorden in Neukölln oder in Berlin zu brechen war. Freue mich, dass sie groß raus gekommen ist, weil ich zu ihr gesagt habe: Wenn du mal richtig was machen würdest, möglicherweise wirst du damit mal mehr Geld verdienen als mit dem, was du im Köpfchen hast."
Vorbereiten für das Leben nach der Karriere
In der Tat verdient Lisa-Marie Kwayie Geld mit dem Leistungssport, und sie tut alles für ihren Traum, die 100 Meter unter elf Sekunden zu laufen. Aber nachdem sie in den vergangenen Jahren drei Mal wegen Verletzungen längere Zeit ausfiel, weiß sie auch: Es kann ganz schnell vorbei sein. Sie studiert Soziale Arbeit und bereitet sich so auf ihr Leben nach der Sportkarriere vor. Wichtig ist ihr auch, dass sie ihre Erfahrungen als Spitzensportlerin auch an junge Nachwuchsathleten in ihrem Heimatverein weitergeben kann.
"Ich hätte mir das damals super gewünscht, weil, als ich angefangen habe, hatte ich niemanden, der mir den Weg gezeigt hat, wo ich mal reingucken konnte: Hey, wie läuft denn das ab so auf einer höheren Ebene, wie trainieren die Großen? Bei uns können die halt einfach reinschnuppern, sehen, was sie erwartet und sagen: Hey, ich kann mir das vorstellen, das zu machen, das ist was für mich’ oder sagen, boah nee, da wird mir zu viel abverlangt, das möchte ich gar nicht."
Lisa-Marie Kwayie ist ehrgeizig. Ohne Zweifel. Aber es gebe auch Momente, sagt sie, da wünsche sie sich, das Leben ein bisschen mehr genießen zu können. So wie in Ghana, dem Land, aus dem ihr Vater kommt und das sie so gerne besucht.
"Da erhole ich mich, da ist es schön, da verbringe ich Zeit mit der Familie, das ist eher für die Seele, und, ja, es ist alles entspannter, und für einen Athleten erst recht. Wenn wir immer abliefern müssen, immer mit dem Druck umgehen können, da mal auf der anderen Seite komplett runterzufahren, das ist schon schön."
"Ich hätte mir das damals super gewünscht, weil, als ich angefangen habe, hatte ich niemanden, der mir den Weg gezeigt hat, wo ich mal reingucken konnte: Hey, wie läuft denn das ab so auf einer höheren Ebene, wie trainieren die Großen? Bei uns können die halt einfach reinschnuppern, sehen, was sie erwartet und sagen: Hey, ich kann mir das vorstellen, das zu machen, das ist was für mich’ oder sagen, boah nee, da wird mir zu viel abverlangt, das möchte ich gar nicht."
Lisa-Marie Kwayie ist ehrgeizig. Ohne Zweifel. Aber es gebe auch Momente, sagt sie, da wünsche sie sich, das Leben ein bisschen mehr genießen zu können. So wie in Ghana, dem Land, aus dem ihr Vater kommt und das sie so gerne besucht.
"Da erhole ich mich, da ist es schön, da verbringe ich Zeit mit der Familie, das ist eher für die Seele, und, ja, es ist alles entspannter, und für einen Athleten erst recht. Wenn wir immer abliefern müssen, immer mit dem Druck umgehen können, da mal auf der anderen Seite komplett runterzufahren, das ist schon schön."