Portraitkonzert der Komponistin Younghi Pagh-Paan

Wandlerin zwischen zwei Welten

Moderation: Ulrike Klobes |
Vor allem die Frage nach dem Eigenen und dem Fremden prägt die Komponistin Younghi Pagh-Paan. Nun hat sie den Großen Berliner Kunstpreis 2020 durch die Akademie der Künste Berlin erhalten. Zu diesem Anlass präsentiert KNM Berlin einige ihrer Werke.
Anlässlich der Verleihung des Großen Berliner Kunstpreises 2020 durch die Akademie der Künste Berlin an Younghi Pagh-Paan präsentiert dieses Konzert mit dem Ensemble " Kammerensemble Neue Musik Berlin", kurz "KNM Berlin", eine Auswahl von Werken der Komponistin aus fünf Jahrzehnten.

Von Südkorea nach Donaueschingen

Was ist das Eigene, was das Fremde? Diese Frage prägt Younghi Pagh-Paans Herangehensweise an die Musik. Geboren wurde sie 1945 im südkoreanischen Cheongju. Später studierte sie Komposition und Musikerziehung in Seoul. 1974 kam sie mit Hilfe eines Stipendiums des Deutschen Akademischen Austauschdienstes an die Freiburger Musikhochschule zu Klaus Huber und entdeckte die westliche Avantgardemusik für sich.
Ein weißhaariger Mann steht dicht neben einer lächelnden Frau.
Klaus Huber und Frau Younghi Pagh-Paan im Jahr 2013.© imago images / Future Image / NBY
Der Durchbruch als Komponistin gelang ihr mit "Sori", einem Orchesterstück, dessen Rhythmen und Melodien sie aus der koreanischen Bauernmusik übernommen hat und das 1980 bei den Donaueschinger Musiktagen uraufgeführt wurde.

Umsichtige Visionärin

Neue koreanische Musik sollte Younghi Pagh-Paans Meinung nach nicht westliche Vorbilder imitieren, sondern auch an die eigenen kulturellen Traditionen anknüpfen. Und so heißt es in der Jurybegründung des Großen Kunstpreises Berlin: Pagh-Paans kompositorische Schaffenskraft war seit den 1970er Jahren auf die Integration dieser Welten bei gleichzeitigem Erhalt ihrer Eigentümlichkeiten gerichtet.
Dies gelang ihr auf individuelle und eindrückliche Weise über die charakteristischen Klangfarben, Gesten, Gedichte und Metaphern ihrer Werke und im persönlichen Kontakt zu Musikern und großen Orchestern international. Mit ihrem sehr eigenständigen, lebendigen, ästhetisch konsequenten und humanistischen Ansatz hat Younghi Pagh-Paan ein unverwechselbares und reichhaltiges kompositorisches Œuvre geschaffen. Nicht zuletzt dient sie hiermit auch weltweit den Kunstschaffenden der nachfolgenden Generationen als Ansporn und Vorbild.

Aufschub der besonderen Art

Ursprünglich sollte dieses Porträtkonzert im Rahmen der diesjährigen Ausgabe des Festivals MaerzMusik stattfinden. Wie so vielen Veranstaltungen hat das Corona-Virus auch diesem Vorhaben einen Strich durch die Rechnung gezogen. Doch das Ensemble "KNM Berlin" hat aus der Not eine Tugend gemacht.
Sieben Musiker stehen mit ihren Instrumenten in einem Gang mit großen Fenstern.
KNM Berlin wurde 1988 in Berlin gegründet.© KNM Berlin / Anja Weber
Mit Unterstützung der Akademie der Künste Berlin und von Deutschlandfunk Kultur findet derzeit in der Berliner Jesus-Christus-Kirche eine Aufnahmesession des Programms statt, an deren Ende als krönender Abschluss dieses Radiokonzert steht.

Sie wollen unser Konzert in besonderer Qualität verfolgen? Dann wechseln sie während der Sendung hier auf unseren hochaufgelösten Stream (ACC 256 kbit/sec.).

Live aus der Jesus-Christus-Kirche in Berlin-Dahlem
Younghi Pagh-Paan
"MAN-NAM I" für Klarinette, Violine, Viola und Violoncello (1977)
"ma-am / Mein Herz" für Frauenstimme solo (1990)
nach einem Gedicht von Chung-Chul
"U-MUL / Der Brunnen" für sieben Instrumentalistinnen und Instrumentalisten (1992)
"Mein Herz I", Duo für Sopran und Viola (2020)
nach einem Gedicht von H. C. Artmann - Uraufführung
"Horizont auf hoher See" für Streichquartett (2016)

Angela Postweiler, Sopran

Ensemble KNM Berlin:
Rebecca Lenton, Flöte
Miguel Pérez Iñesta, Klarinette
Michael Weilacher, Schlagzeug
Theodor Flindell, Violine
Lisa Werhahn, Violine
Kirstin Maria Pientka, Viola
Cosima Gerhardt, Violoncello
Jonathan Heilbron, Kontrabass

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