Portugiesen protestieren gegen Wasserprivatisierung
In Portugal soll heute ein Generalstreik stattfinden, der sich gegen die Sparmaßnahmen der Regierung richtet. Dazu gehört die Privatisierung der kommunalen Wasserbetriebe. Bürger in Gemeinden wie in Pacos de Ferreira laufen dagegen Sturm.
Der Marktplatz von Pacos de Ferreira ist brechend voll. Kleine Verkaufsstände aus Holz stehen dicht bei beieinander. Angeboten wird alles: vom Gemüse bis zur Handtasche. Mittendrin steht Madalena Martins und diskutiert mit einer Gruppe aufgebrachter Menschen.
Sie ist die Präsidentin der Bürgerbewegung "6. November" und schimpft mit ihren Mitstreitern auf das private Wasserunternehmen im Ort. Bis zu 20 Prozent ihres Einkommens müssten die Bürger für Wasser bezahlen, klagt sie.
Madalena Martins: "Die Leute in Portugal sagen mittlerweile: ‚Nein, wir wollen das Wasser nicht privatisieren! Denn wenn wir das tun, dann wird uns das gleiche passieren, wie den Leuten in Pacos de Ferreira!‘ Die Preise werden steigen. In Paços de Ferreira ist das Wasser 40 mal teurer als in den Gemeinden, die noch nicht von der Privatisierung betroffen sind! Dort gehört das Wasser der Stadtverwaltung!"
Eine ganze Traube hat sich mittlerweile um Madalena Martins gebildet. Daneben schlängeln sich die Menschen zu den Verkaufsständen vorbei. Einer aus der Gruppe, der Rechtsanwalt Humberto Brito, zeigt auf einen großen, steinernen Brunnen am Rande des Marktplatzes.
Aus einem kupfernen Eisenrohr plätschert Wasser. Darüber hängt ein Schild: "kein Trinkwasser".
Humberto Brito: "Dieser Brunnen hier ist aus dem Jahr 1936. Also schon fast 80 Jahre alt. Und immer kamen die Menschen hierher, um sich Wasser zu holen. Seit der Privatisierung 2004 ist das Wasser hier aber angeblich nicht mehr trinkbar."
So ist es auch mit allen anderen öffentlichen Quellen in der Stadt passiert, sagt Brito, während er sich einige seiner grauen Haare aus dem schmalen Gesicht wischt. Für den Rechtsanwalt ist klar, warum: An kostenlosem Brunnenwasser gibt es nichts zu verdienen.
Seit acht Jahren ist die Wasserversorgung in Pacos de Ferreira komplett in der Hand von einem privaten Unternehmen - mit fatalen Folgen für die Bürger, so Brito.
Brito: "Die Konsequenzen der Wasserprivatisierung hier in Pacos de Ferreira waren desaströs! Wir hatten 400 Prozent Preiserhöhung in nur sechs Jahren! Das ist ein Desaster! Es gibt überhaupt keinen wirtschaftlichen Zusammenhang mehr zwischen den wirklichen Kosten der Verteilung des Wassers und dem Betrag, der am Monatsende auf der Rechnung der Leute auftaucht!"
Aber die gestiegenen Wasserpreise sind bei Weitem noch nicht alles meint Brito und steigt in seinen weißen Mercedes.
Die Fahrt geht quer durch die kleine Stadt, durch enge Straßen, über grüne Hügel. Nach rund 20 Minuten hält Brito vor dem Garten von Joaquim Pinto. Der kleine, kräftige Mann mit einer etwas zu großen Brille steht vor seinem herrschaftlichen, zweistöckigen Haus, das er selbst gebaut hat.
Er schöpft Wasser aus einem großen Plastikbottich, um den Rasen zu wässern. Der Rentner hat sein eigenes Wassersystem und ist nicht ans öffentliche Netz angeschlossen. Doch das private Wasserunternehmen will ihn dazu zwingen, meint er. Er holt einen Ordner und zeigt Briefe: In denen werdem ihm hohe Strafen angedroht, wenn er sich weiter weigert.
Joaquim Pinto: "Wir informieren Sie darüber, dass … bla bla bla… hier!: ‚Der Anschluss an das Wasser- und Abwassernetz obligatorisch ist.‘ Das ist eine Lüge! Das ist kompletter Unsinn, und jeder weiß das! Da werden die Leute hier die Leute glatt belogen! Und das alles nur aus einem einzigen Grund: Dieses private Unternehmen will ordentlich Kasse machen!"
Mehrere tausend Euro hat Pinto in sein Haus gesteckt, um eine unabhängige Wasserversorgung zu haben. Wie bei ihm verfügen viele alte Häuser in der Region über ein eigenes System, mit dem das private Wasserunternehmen kein Geld verdienen kann.
Pinto: "Als mein Haus gebaut wurde, gab es hier doch noch gar keine öffentliche Wasserversorgung. Kein Abwasser und kein Wasser. Da habe ich es einfach selbst gebaut und bekam auch eine Genehmigung dafür, mein eigenes Wasser nutzen zu dürfen.
Das, was jetzt passiert, ist reine Schikane! Die Polizei wird zu den Leuten nach Hause geschickt, um Sie zu einem Wasseranschluss zu zwingen! Obwohl Sie selbst wissen, dass das nicht stimmt! Sie führen das Volk an der Nase herum!"
Das so heftig kritisierte Wasserunternehmen sieht das alles ganz anders: Auf der seiner Website steht, dass es die beste Wasserqualität für Pacos de Ferreira garantiere. Zu den Vorwürfen der Bürgerbewegung äußert es sich aber nicht.
Die Stadt sagt, es sei im Moment einfach kein Geld da, um das Wasserunternehmen zurück zu kaufen. Zwar hat die Protestbewegung hier schon tausende Menschen auf die Straße gebracht - an den Wasserpreisen hat sich aber bislang nichts geändert. Humberto Brito will trotzdem weiterkämpfen.
Brito: "Trotz allem glaube ich an die Demokratie! An den Willen des Volkes, der sich hinwegsetzt über den wirtschaftlichen Einfluss. Und daran glaube ich. Und ich hoffe wirklich sehr, dass die Stadt so schnell wie möglich die Kontrolle über die Wasserversorgung in Paços de Ferreira zurückgewinnt!"
Doch wie in hier könnte es bald überall in Portugal aussehen. Der Staat braucht dringend Geld. Eine Privatisierung der Wasserunternehmen kann schnell einige Milliarden in die Kassen spülen. Die Umfragen geben allerdings Brito recht: Die Mehrheit der Portugiesen will, dass ihr Wasser in kommunaler Hand bleibt.
Sie ist die Präsidentin der Bürgerbewegung "6. November" und schimpft mit ihren Mitstreitern auf das private Wasserunternehmen im Ort. Bis zu 20 Prozent ihres Einkommens müssten die Bürger für Wasser bezahlen, klagt sie.
Madalena Martins: "Die Leute in Portugal sagen mittlerweile: ‚Nein, wir wollen das Wasser nicht privatisieren! Denn wenn wir das tun, dann wird uns das gleiche passieren, wie den Leuten in Pacos de Ferreira!‘ Die Preise werden steigen. In Paços de Ferreira ist das Wasser 40 mal teurer als in den Gemeinden, die noch nicht von der Privatisierung betroffen sind! Dort gehört das Wasser der Stadtverwaltung!"
Eine ganze Traube hat sich mittlerweile um Madalena Martins gebildet. Daneben schlängeln sich die Menschen zu den Verkaufsständen vorbei. Einer aus der Gruppe, der Rechtsanwalt Humberto Brito, zeigt auf einen großen, steinernen Brunnen am Rande des Marktplatzes.
Aus einem kupfernen Eisenrohr plätschert Wasser. Darüber hängt ein Schild: "kein Trinkwasser".
Humberto Brito: "Dieser Brunnen hier ist aus dem Jahr 1936. Also schon fast 80 Jahre alt. Und immer kamen die Menschen hierher, um sich Wasser zu holen. Seit der Privatisierung 2004 ist das Wasser hier aber angeblich nicht mehr trinkbar."
So ist es auch mit allen anderen öffentlichen Quellen in der Stadt passiert, sagt Brito, während er sich einige seiner grauen Haare aus dem schmalen Gesicht wischt. Für den Rechtsanwalt ist klar, warum: An kostenlosem Brunnenwasser gibt es nichts zu verdienen.
Seit acht Jahren ist die Wasserversorgung in Pacos de Ferreira komplett in der Hand von einem privaten Unternehmen - mit fatalen Folgen für die Bürger, so Brito.
Brito: "Die Konsequenzen der Wasserprivatisierung hier in Pacos de Ferreira waren desaströs! Wir hatten 400 Prozent Preiserhöhung in nur sechs Jahren! Das ist ein Desaster! Es gibt überhaupt keinen wirtschaftlichen Zusammenhang mehr zwischen den wirklichen Kosten der Verteilung des Wassers und dem Betrag, der am Monatsende auf der Rechnung der Leute auftaucht!"
Aber die gestiegenen Wasserpreise sind bei Weitem noch nicht alles meint Brito und steigt in seinen weißen Mercedes.
Die Fahrt geht quer durch die kleine Stadt, durch enge Straßen, über grüne Hügel. Nach rund 20 Minuten hält Brito vor dem Garten von Joaquim Pinto. Der kleine, kräftige Mann mit einer etwas zu großen Brille steht vor seinem herrschaftlichen, zweistöckigen Haus, das er selbst gebaut hat.
Er schöpft Wasser aus einem großen Plastikbottich, um den Rasen zu wässern. Der Rentner hat sein eigenes Wassersystem und ist nicht ans öffentliche Netz angeschlossen. Doch das private Wasserunternehmen will ihn dazu zwingen, meint er. Er holt einen Ordner und zeigt Briefe: In denen werdem ihm hohe Strafen angedroht, wenn er sich weiter weigert.
Joaquim Pinto: "Wir informieren Sie darüber, dass … bla bla bla… hier!: ‚Der Anschluss an das Wasser- und Abwassernetz obligatorisch ist.‘ Das ist eine Lüge! Das ist kompletter Unsinn, und jeder weiß das! Da werden die Leute hier die Leute glatt belogen! Und das alles nur aus einem einzigen Grund: Dieses private Unternehmen will ordentlich Kasse machen!"
Mehrere tausend Euro hat Pinto in sein Haus gesteckt, um eine unabhängige Wasserversorgung zu haben. Wie bei ihm verfügen viele alte Häuser in der Region über ein eigenes System, mit dem das private Wasserunternehmen kein Geld verdienen kann.
Pinto: "Als mein Haus gebaut wurde, gab es hier doch noch gar keine öffentliche Wasserversorgung. Kein Abwasser und kein Wasser. Da habe ich es einfach selbst gebaut und bekam auch eine Genehmigung dafür, mein eigenes Wasser nutzen zu dürfen.
Das, was jetzt passiert, ist reine Schikane! Die Polizei wird zu den Leuten nach Hause geschickt, um Sie zu einem Wasseranschluss zu zwingen! Obwohl Sie selbst wissen, dass das nicht stimmt! Sie führen das Volk an der Nase herum!"
Das so heftig kritisierte Wasserunternehmen sieht das alles ganz anders: Auf der seiner Website steht, dass es die beste Wasserqualität für Pacos de Ferreira garantiere. Zu den Vorwürfen der Bürgerbewegung äußert es sich aber nicht.
Die Stadt sagt, es sei im Moment einfach kein Geld da, um das Wasserunternehmen zurück zu kaufen. Zwar hat die Protestbewegung hier schon tausende Menschen auf die Straße gebracht - an den Wasserpreisen hat sich aber bislang nichts geändert. Humberto Brito will trotzdem weiterkämpfen.
Brito: "Trotz allem glaube ich an die Demokratie! An den Willen des Volkes, der sich hinwegsetzt über den wirtschaftlichen Einfluss. Und daran glaube ich. Und ich hoffe wirklich sehr, dass die Stadt so schnell wie möglich die Kontrolle über die Wasserversorgung in Paços de Ferreira zurückgewinnt!"
Doch wie in hier könnte es bald überall in Portugal aussehen. Der Staat braucht dringend Geld. Eine Privatisierung der Wasserunternehmen kann schnell einige Milliarden in die Kassen spülen. Die Umfragen geben allerdings Brito recht: Die Mehrheit der Portugiesen will, dass ihr Wasser in kommunaler Hand bleibt.