Portugiesisches Postkartenidyll
Die Verfilmung von Pascal Merciers Roman "Nachtzug nach Lissabon" bringt die alte Garde europäischer Charakterdarsteller auf die Leinwand. Dennoch wirkt der Film an vielen Stellen pathetisch und klischeebeladen, meint unsere Rezensentin.
Der Roman "Nachtzug nach Lissabon" von Pascal Mercier war ein Welterfolg, nun kommt die Romanverfilmung von Bille August in einer großen europäischen Koproduktion mit Starbesetzung ins Kino. Darin spielt Jeremy Irons einen Berner Professor, dem im Film unter dramatischen Umständen das Werk des portugiesischen Arztes und Schriftstellers Amadeu de Prado in die Hände fällt. Es lässt in ihm die Seele zum Klingen bringen. Er liest das Buch im Nachtzug nach Lissabon, wohin ihn ein spontaner und im Film wenig plausibler Entschluss bringt, sein altes Leben von einer Minute auf die andere über Bord zu werfen. Auf der Spurensuche nach dem Autor und einer jungen Frau, der er den Besitz des Buches verdankt, wird er in die Abenteuer einer Gruppe junger Leute um Amadeu de Prado hineingezogen, die in den 70er-Jahren des 20. Jahrhunderts im Widerstand gegen den portugiesischen Diktator Salazar standen.
Der Film begleitet also einmal auf der Gegenwartsebene einen durchaus glaubwürdigen, beharrlich suchenden Jeremy Irons durch die Straßen von Lissabon, um dann das von ihm Herausgefundene als Erzählung aus der Vergangenheit in episodischen Rückblenden zu präsentieren, wobei die einzelnen Figuren kaum Vertiefung erfahren können. Während die alte Garde europäischer Charakterdarsteller, unter anderem Charlotte Rampling, Bruno Ganz, Lena Olin und Burghart Klaußner ihre holzschnittartigen Auftritte noch durch schiere Leinwandpräsenz komprimieren können, gelingt das den Jungstars nicht. Ihre mit einer exotischen Dreiecksgeschichte aufgepeppten Widerstandsaktionen wirken umso pathetischer und klischeebeladener, als der aufdringliche Soundtrack Gefühle behauptet, die vor der Kamera nicht entwickelt werden.
Einzig Jeremy Irons und Martina Gedeck als seine immer wichtiger werdende Lissabonner Zufallsbekanntschaft können eine lebendige Beziehung aufbauen. Leider fehlt auch den Postkartenbildern von Lissabon jene Atmosphäre, die diese Stadt mit ihrem immer noch erhaltenen Flair des alten Europas so einzigartig macht.
BRD, Schweiz, Portugal 2013; Regie: Bille August; Darsteller: Jeremy Irons, Martina Gedeck, Melanie Laurent, Charlotte Rampling, Bruno Ganz, August Diehl, lena Olin, Burghart Klaußner, Jack Huston; 111 Minuten, ab 12 Jahren
Filmhomepage
Der Film begleitet also einmal auf der Gegenwartsebene einen durchaus glaubwürdigen, beharrlich suchenden Jeremy Irons durch die Straßen von Lissabon, um dann das von ihm Herausgefundene als Erzählung aus der Vergangenheit in episodischen Rückblenden zu präsentieren, wobei die einzelnen Figuren kaum Vertiefung erfahren können. Während die alte Garde europäischer Charakterdarsteller, unter anderem Charlotte Rampling, Bruno Ganz, Lena Olin und Burghart Klaußner ihre holzschnittartigen Auftritte noch durch schiere Leinwandpräsenz komprimieren können, gelingt das den Jungstars nicht. Ihre mit einer exotischen Dreiecksgeschichte aufgepeppten Widerstandsaktionen wirken umso pathetischer und klischeebeladener, als der aufdringliche Soundtrack Gefühle behauptet, die vor der Kamera nicht entwickelt werden.
Einzig Jeremy Irons und Martina Gedeck als seine immer wichtiger werdende Lissabonner Zufallsbekanntschaft können eine lebendige Beziehung aufbauen. Leider fehlt auch den Postkartenbildern von Lissabon jene Atmosphäre, die diese Stadt mit ihrem immer noch erhaltenen Flair des alten Europas so einzigartig macht.
BRD, Schweiz, Portugal 2013; Regie: Bille August; Darsteller: Jeremy Irons, Martina Gedeck, Melanie Laurent, Charlotte Rampling, Bruno Ganz, August Diehl, lena Olin, Burghart Klaußner, Jack Huston; 111 Minuten, ab 12 Jahren
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