"Klöckner macht sich zur Influencerin von Nestlé"
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Die Kritik an Julia Klöckner sei gerechtfertigt, sagt der Politikberater Johannes Hillje. Nach dem Videoauftritt der Landwirtschaftsministerin mit dem Lebensmittelkonzern Nestlé habe sie zudem "denkbar unsouverän" auf negative Kommentare reagiert.
Nestlé ist einer der größten Nahrungsmittelkonzerne der Welt und für sein Geschäftsgebaren sehr umstritten. In einem Video zeigte sich Julia Klöckner, Bundesministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, zusammen mit dem Deutschland-Chef Marc Aurel Boersch. Dafür erntete sie viel Kritik.
Die mangelnde Distanz der Ministerin sei das Grundproblem dieses Videos, sagt der Kommunikationsberater und Politologe Johannes Hillje im Deutschlandfunk Kultur. "Klöckner macht sich zur Influencerin von Nestlé, denn sie spricht ausnahmslos positiv über das Unternehmen und es gibt auch erste Medienrechtler, die das sogar für Schleichwerbung halten."
Unzureichende Reaktion auf Kritik
Natürlich müsse die Politik im Dialog mit der Wirtschaft oder mit Verbänden stehen, aber dieser Dialog sollte kritisch geführt werden. Klöckner mache das nicht, sagte Hillje: "Damit befördert sie auch eine weitverbreitete Meinung von Menschen, dass sich Politik nicht gegen die Interessen von Wirtschaft durchsetzen könne."
Nachdem es von vielen Seiten Kritik hagelte, habe sich Klöckner auch denkbar unsouverän gezeigt, kritisierte der Kommunikationsberater. Die Ministerin habe über 24 Stunden nicht auf die Kritik reagiert und sei dann nicht darauf eingegangen. "Die berechtigte Kritik ignoriert sie und tut, als würde ihr nur Hass entgegengebracht", sagt Hillje. Besser wäre es gewesen, die eigene Politik zu erläutern, Kritiker ernst zu nehmen und Einsicht zu zeigen.
(nho)