"Fillons Wahlkampf ist ein Desaster"
Gegen den konservativen französischen Präsidentschaftskandidaten François Fillon soll ein Verfahren eingeleitet werden - wegen der mutmaßlichen Scheinbeschäftigung seiner Frau. Er selbst sieht sich als Opfer einer Kampagne. Nun versagt Fillon aber auch die eigene Partei die Unterstützung.
Wer mit Fillons Rücktritt gerechnet hatte, sah sich wieder einmal getäuscht: Bei einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz sagte der Präsidentschaftskandidat: "Ich werde nicht aufgeben, ich werde nicht kapitulieren, ich werde mich nicht zurückziehen, ich werde bis zum Ende kämpfen."
Zuvor hatte Fillon ohne Begründung einen wichtigen Wahlkampfauftritt abgesagt - bei der jährlichen Agrarmesse.
Fillon bleibe bei seinem bisherigen Kurs, stellt Anne Raith fest. Immer wieder habe er beteuert - egal, was komme, er halte durch:
"Zu diesem Kurs gehört auch, sich als Opfer einer Kampagne zu sehen und die Justiz und die Presse zu attackieren. Das hat er (...) in seinem achtminütigen Auftritt wieder getan."
Fillon spricht von politischem Mord
Vergangenen Freitag hätten drei Untersuchungsrichter die Ermittlungen in seinem Fall übernommen und ihn nun für den 15. März vorgeladen:
"Fillon sagt, das sei beispiellos kurz nach Ernennung von Ermittlungsrichtern und nur auf Basis eines Polizeiberichts, der von vornherein darauf hinausgelaufen sei, ihn zu verurteilen. Die Unschuldsvermutung habe für ihn nie gegolten. Er hat von einem politischen Mord gesprochen."
Raith ist sich sicher: "Das sollte jetzt noch einmal ein Angriff sein in einer Kampagne, die in den vergangenen Tagen ins Stocken gekommen ist." Der Wahlkampf sei schon jetzt ein "Desaster" für die Konservativen. In den Umfragen lägen Marine Le Pen und Emmanuel Macron vor Fillon: "Es sieht nicht so aus, als könnte er die Überholung wieder schaffen", sagt Anne Raith.
Hören Sie zum Thema auch das Interview mit dem Frankreich-Kenner Jürgen Ritte. Er glaubt, dass die konservative Partei in Frankreich "ein gewaltiges Problem" hat und sieht Fillon "moralisch schwer beschädigt". Offenbar hätten die Konservativen Angst, "eine Ersatzmann" zu nominieren, meint Ritte: