Prager Radio-Sinfonieorchester mit Olga Jelinková und Marek Šedivý

Weihnachtsausklang mit Barock und Klassik

Blick auf die Prager Altstadt und das St.-Agnes-Kloster
Blick auf die Prager Altstadt und das St.-Agnes-Kloster © imago images/CTK Photo
Moderation: Volker Michael |
Das Prager Radio-Sinfonieorchester schließt die Weihnachtszeit in kleiner Besetzung mit zwei bekannten Werke ab: Corellis weihnachtliches Concerto und Mozarts "Exsultate Jubilate", samt einer Sinfonie von Beethoven-Zeitgenossen Jan Václav Voříšek.
Eigentlich sollte es ein recht groß besetzter Abend sein mit einer Uraufführung eines Werks für Kinderchor und Orchester. Leider mussten auch die Kolleginnen und Kollegen des Tschechischen Rundfunks ihr weihnachtliches Programm ändern – geblieben ist ein kleinerer, dennoch festlicher und besonderer Rahmen.

Vertraut und festlich

Das Konzert beginnt sehr vertraut mit Arcangelo Corellis "Concerto Grosso fatto per la notte di Natale", dem Weihnachtskonzert. Dem folgt Mozarts Konzert-Motette "Exsultate Jubilate" – am Schluss steht eine Sinfonie des tschechischen Frühromantikers Jan Václav Voříšek.
Ein gänzlich vergessener Komponist, dessen Musik eigentlich nie aufgeführt wird. Zu Unrecht, wie uns das Prager Radio-Symphonieorchester und der Dirigent Marek Šedivý beweisen.
Der Dirigent Marek Šedivý
Der Dirigent Marek Šedivý© Milan Polóny/Website Marek Šedivý
Als "maestro famosissimo nelle Sinfonie musicali, e nel suono del violino" – als famoser Meister in seinen musikalischen Werken wie in seiner Geigenkunst wurde Arcangelo Corelli zeit seines Lebens beschrieben.

Star mit allen Möglichkeiten

Der Musiker aus Bologna hatte sich als Liebling in Rom etabliert, sein eifrigster Förderer war neben vielen europäischen Adligen Kardinal Ottoboni, ein katholischer Kunstmäzen und Neffe des damals herrschenden Papstes. Damit standen Corelli alle erdenklichen materiellen und personellen Quellen zur Verfügung, um seine Musik aufzuführen.

Für Großereignisse gedacht

Erstaunlich ist, dass er seinen enorm hohen Rang erreichte, ohne je eine sakrale oder weltliche Vokalkomposition zu schreiben. Keine Kantate, keine Oper ist von ihm überliefert. Seine Concerti Grossi allerdings waren tatsächlich große Konzerte – bis zu 40 Mitwirkende gab es in geschlossenen Räumen und bis zu 150 Musiker bei Freiluftaufführungen.

Sopranmotette für einen Mann komponiert

Mozarts Motette für Sopran und Orchester "Exsultate Jubilate" KV 165 schließt direkt an die Concerti Grossi Arcangelo Corellis an. Denn komponiert hat sie der junge Mozart in Mailand, während seines Studienaufenthalts in Norditalien. Auf den Originalnoten bezeichnet sich Mozart als "Accademico di Bologna e di Verona".
Die Sopranistin Olga Jelinková beim Konzert des Prager RSO am 21.12.20 in Prag
Die Sopranistin Olga Jelinková beim Konzert des Prager RSO am 21.12.20 in Prag© Vojtěch Brtnický/Český Rozhlas/EBU
Ähnlich ausgebildet also wie Corelli. Wie der 17 Jahre alte Mozart auf diesen lateinischen Text gekommen ist, weiß man nicht. Es gibt keine andere Vertonung dieser Verse, die mit der Marienverehrung zu tun haben. Geschrieben hat Mozart die Motette, die auch ein virtuoses Konzert für Stimme und Orchester ist, für einen Mann, den Kastraten Venanzio Rauzzini.

Vergessener Frühromantiker

Jan Václav Voříšek kam in Mozarts Todesjahr 1791 in Vamberk zur Welt. Die kleine Stadt liegt im schlesischen Teil Tschechiens. In Prag wurde er musikalisch ausgebildet, dann ging Voříšek nach Wien, um weiter zu studieren, unter anderem auch Jura. Er war musikalisch äußerst aktiv in der Habsburger Metropole, vor allem in der sogenannten Amateurszene.
Das heißt, er war ein sehr guter Musiker, bekam dafür aber so gut wie kein Geld. Das verdiente er als Beamter am Hofe. Später wechselte er auch dort ins musikalische Fach und wurde schließlich Erster Hoforganist. Er starb schon im Alter von 34 Jahren.

Dramatisch-lyrische Sinfonie

Dennoch hat er einige Werke hinterlassen: Lieder, Kammer- und Klaviermusik sowie eine Missa Solemnis und eine Sinfonie, die hier zu hören ist. Voříšek lebte gleichzeitig mit Schubert und Beethoven in Wien. Letzteren traf er sogar persönlich.
Während ihre Wirkungskreise recht verschieden waren - musikalisch lassen sich doch einige Ähnlichkeiten heraushören aus der einzigen Sinfonie. Diese D-Dur-Sinfonie op. 23 hat die üblichen vier Sätze, die jedoch ganz unterschiedliche Ausdrucksformen bedienen, strenge sinfonische Satztechnik genauso wie dramatische Gestaltung und lyrisches Singen.
Konvent der Heiligen Agnes von Böhmen, Prag
Aufzeichnung vom 21. Dezember 2020
Arcangelo Corelli
Concerto grosso op. 6/8
Wolfgang Amadeus Mozart
"Exsultate, jubilate" KV 165
Jan Václav Voříšek
Sinfonie D-Dur op. 23

Olga Jelínková, Sopran
Vlastimil Kobrle, Violine
Petr Zdvihal, Violine
Pavel Ludvík, Violoncello
Prager Radio-Symphonieorchester
Leitung: Marek Šedivý

Mehr zum Thema