"Precious - Das Leben ist kostbar"
In dem Film geht es um eine junge Afroamerikanerin, die "Precious", also kostbar, genannt wird, sich aber wie Dreck behandeln lassen muss. Denn: Ihr Vater vergewaltigt sie, und sie ist zum zweiten Mal schwanger.
"Precious - Das Leben ist kostbar" ist ein Film von Lee Daniels - ein heute 40-jähriger schwarzer Produzent, Regisseur und Schauspieler aus Philadelphia, der als Produzent 2001 "Monster's Ball" mitproduzierte und Halle Berry als erste afro-amerikanischen Schauspielerin zum Hauptdarstellerinnen-"Oscar" verhalf.
Mit dem Thriller "Shadowboxer" schuf er 2005 seinen ersten eigenen Regie-Film. Sein zweiter Regie-Film zählt zu den großen Überraschungen der Saison, basiert auf dem Debüt-Roman "Push" der New Yorker Schriftstellerin Sapphire, war bisher sage und schreibe 58 mal für internationale Preise nominiert und gewann davon 44! Darunter ist der "Special Jury Preis" beim renommierten "Sundance Festival" im Januar 2009 sowie kürzlich zwei "Oscar"-Trophäen für Mo' Nique als "Beste Nebendarstellerin" sowie für Geoffrey Fletcher für das "Beste adaptierte Drehbuch".
Auch hier geht es im Grunde um eine Aschenputtel-Geschichte. Dabei im Blickpunkt: Die 16-jährige Claireece Jones, die sich selbst "Precious", also "kostbar"/"wertvoll", nennt. Weil das Leben, das sie im New Yorker Ghetto-Stadtteil Harlem 1987 führt, führen muss, alles andere als schön ist.
Ganz im Gegenteil: Precious ist Analphabetin, wird vom Vater missbraucht, hat ein "Mongo"-Kind auf die Welt gebracht (leidet am Down-Syndrom) und ist erneut schwanger, wird von der saufaulen, gewalttätigen Hass-Mutter ständig gedemütigt, geprügelt.
Dazu kommt, dass das junge Mädchen "erheblich übergewichtig" mit ihren über 150 Kilo ist. In ihrer Not flüchtet Precious in Tagträume, in denen sie ein beliebter Star ist. In denen "die Welt" sie mag, bewundert, hofiert. Was sich grauenvoll anhört, ansieht, ist es auch.
Dennoch: Precious ist in ihrem tiefsten Innern überzeugt, kein nichts und niemand, sondern ein "spannender Mensch" zu sein. Und der Weg ist hier tatsächlich das Ziel. Denn Precious besitzt hinter ihrer massigen Fassade eine riesige Palette von Emotionen, von Tapferkeit und Klugheit. Und versteht es, aus dieser trüben Seelen-Dunkelheit trotz aller Widrigkeiten herauszufinden.
Mit Hilfe von Pädagogen von der Förderschule, wo sie gegen den Willen ihrer Mutter hingeht und wo sie zu begreifen lernt, Opfer von Verbrechen zu sein. Wo ihre Intelligenz peu à peu zum Vorschein und "zur Anwendung" kommt. Was sich möglicherweise wie eine kintoppreiche Performance über ein verschüttetes, kaputtes Wesen anhört, ist in Leinwand-Wirklichkeit eine mutige, couragierte Gratwanderung zwischen den (aktuellen) Themen Gewalt und Würde. Die ebenso wütend macht wie aufregend berührt.
Weil als eben keine nur-deprimierende Milieustudie und als brutale soziale Gesellschaftsanklage angeboten, sondern als provozierende, berührende, spannende und bisweilen sogar bitterbös-humorige Menschenstory mit viel schockierendem Realismus wie hartnäckiger "Nachfrage" in Sachen Rassismus, Diskriminierung und "Schönheit".
In "Precious" geht es nicht nur um den gemeinen Sadismus an einer jungen Frau, sondern auch um das gegenwärtige andauernd so hoch gekochte Medien-Motto der "allgemeinen Schönheit". "Precious" pulvert die Gedanken in Sachen Fratzenkultur und Schlankheitswahn auf. Lässt in Sachen Körperwahn und Meinungswürde vehement wie wunderbar aufhorchen.
Das liegt natürlich zuallererst an der unglaublichen Hauptakteurin, der 26-jährigen Gabourey Sidibe als Precious. Seit ihrer "Oscar"-Nominierung und ihrem -Auftritt neulich schlägt sie eine liberale Bresche für die Selbstverständlichkeit, über den eigenen Körper selbst bestimmen zu können.
Denn wie "Gabby" Sidibe ihren fülligen schwarzen Engel ebenso hilflos wie verletzlich wie aufmüpfig wie selbstbewusst vorführt, ist eine Wonne, eine Wucht, eine sagenhafte Show. Die "XXL-Cinderella" ("Spiegel") zeigt sich nämlich auch so etwas von charmant, "bezaubernd", kraftvoll, dass dadurch dieser außergewöhnliche Erlebnisfilm zum Groß-Ereignis wird. Ohne albern, peinlich oder nur-mitleidheischend zu wirken.
Was für eine grandiose, packende innere wie äußere Bewegung von Film - was für eine Großartigkeit von Sinn und Happening. Bei der natürlich auch die Schauspielerin Mo' Nique ihren faszinierend-grauslichen Darstelleranteil hat und zu Recht für den Part als tückischer Mama-Satan mit einem "Oscar" belobigt wurde. "Precious" geht verblüffend neue Denk-, Schau- und Fühlwege im amerikanischen Kino: Obama sei Dank, das erste Kraftpaket von "Yes-we-can"-Movie ist da.
USA 2009, Regie: Lee Daniels, Hauptdarsteller: Gabourey Sidibe, Mo'Nique, Paula Patton, Mariah Carey, Lenny Kravitz, 109 Min., frei ab zwölf Jahren
Filmhomepage
Mit dem Thriller "Shadowboxer" schuf er 2005 seinen ersten eigenen Regie-Film. Sein zweiter Regie-Film zählt zu den großen Überraschungen der Saison, basiert auf dem Debüt-Roman "Push" der New Yorker Schriftstellerin Sapphire, war bisher sage und schreibe 58 mal für internationale Preise nominiert und gewann davon 44! Darunter ist der "Special Jury Preis" beim renommierten "Sundance Festival" im Januar 2009 sowie kürzlich zwei "Oscar"-Trophäen für Mo' Nique als "Beste Nebendarstellerin" sowie für Geoffrey Fletcher für das "Beste adaptierte Drehbuch".
Auch hier geht es im Grunde um eine Aschenputtel-Geschichte. Dabei im Blickpunkt: Die 16-jährige Claireece Jones, die sich selbst "Precious", also "kostbar"/"wertvoll", nennt. Weil das Leben, das sie im New Yorker Ghetto-Stadtteil Harlem 1987 führt, führen muss, alles andere als schön ist.
Ganz im Gegenteil: Precious ist Analphabetin, wird vom Vater missbraucht, hat ein "Mongo"-Kind auf die Welt gebracht (leidet am Down-Syndrom) und ist erneut schwanger, wird von der saufaulen, gewalttätigen Hass-Mutter ständig gedemütigt, geprügelt.
Dazu kommt, dass das junge Mädchen "erheblich übergewichtig" mit ihren über 150 Kilo ist. In ihrer Not flüchtet Precious in Tagträume, in denen sie ein beliebter Star ist. In denen "die Welt" sie mag, bewundert, hofiert. Was sich grauenvoll anhört, ansieht, ist es auch.
Dennoch: Precious ist in ihrem tiefsten Innern überzeugt, kein nichts und niemand, sondern ein "spannender Mensch" zu sein. Und der Weg ist hier tatsächlich das Ziel. Denn Precious besitzt hinter ihrer massigen Fassade eine riesige Palette von Emotionen, von Tapferkeit und Klugheit. Und versteht es, aus dieser trüben Seelen-Dunkelheit trotz aller Widrigkeiten herauszufinden.
Mit Hilfe von Pädagogen von der Förderschule, wo sie gegen den Willen ihrer Mutter hingeht und wo sie zu begreifen lernt, Opfer von Verbrechen zu sein. Wo ihre Intelligenz peu à peu zum Vorschein und "zur Anwendung" kommt. Was sich möglicherweise wie eine kintoppreiche Performance über ein verschüttetes, kaputtes Wesen anhört, ist in Leinwand-Wirklichkeit eine mutige, couragierte Gratwanderung zwischen den (aktuellen) Themen Gewalt und Würde. Die ebenso wütend macht wie aufregend berührt.
Weil als eben keine nur-deprimierende Milieustudie und als brutale soziale Gesellschaftsanklage angeboten, sondern als provozierende, berührende, spannende und bisweilen sogar bitterbös-humorige Menschenstory mit viel schockierendem Realismus wie hartnäckiger "Nachfrage" in Sachen Rassismus, Diskriminierung und "Schönheit".
In "Precious" geht es nicht nur um den gemeinen Sadismus an einer jungen Frau, sondern auch um das gegenwärtige andauernd so hoch gekochte Medien-Motto der "allgemeinen Schönheit". "Precious" pulvert die Gedanken in Sachen Fratzenkultur und Schlankheitswahn auf. Lässt in Sachen Körperwahn und Meinungswürde vehement wie wunderbar aufhorchen.
Das liegt natürlich zuallererst an der unglaublichen Hauptakteurin, der 26-jährigen Gabourey Sidibe als Precious. Seit ihrer "Oscar"-Nominierung und ihrem -Auftritt neulich schlägt sie eine liberale Bresche für die Selbstverständlichkeit, über den eigenen Körper selbst bestimmen zu können.
Denn wie "Gabby" Sidibe ihren fülligen schwarzen Engel ebenso hilflos wie verletzlich wie aufmüpfig wie selbstbewusst vorführt, ist eine Wonne, eine Wucht, eine sagenhafte Show. Die "XXL-Cinderella" ("Spiegel") zeigt sich nämlich auch so etwas von charmant, "bezaubernd", kraftvoll, dass dadurch dieser außergewöhnliche Erlebnisfilm zum Groß-Ereignis wird. Ohne albern, peinlich oder nur-mitleidheischend zu wirken.
Was für eine grandiose, packende innere wie äußere Bewegung von Film - was für eine Großartigkeit von Sinn und Happening. Bei der natürlich auch die Schauspielerin Mo' Nique ihren faszinierend-grauslichen Darstelleranteil hat und zu Recht für den Part als tückischer Mama-Satan mit einem "Oscar" belobigt wurde. "Precious" geht verblüffend neue Denk-, Schau- und Fühlwege im amerikanischen Kino: Obama sei Dank, das erste Kraftpaket von "Yes-we-can"-Movie ist da.
USA 2009, Regie: Lee Daniels, Hauptdarsteller: Gabourey Sidibe, Mo'Nique, Paula Patton, Mariah Carey, Lenny Kravitz, 109 Min., frei ab zwölf Jahren
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