Die Sprachkünstlerin Brigitte Döbert
So gut sind der Übersetzerin Brigitte Döbert die Übertragung der Wortspiele und Verballhornungen von Ćosićs "Die Tutoren" gelungen, dass sie nun den Preis der Leipziger Buchmesse 2016 ihr eigen nennen darf. Wir trafen die Autorin und Lektorin zum Gespräch.
Gleich zwei Preise hat Brigitte Döbert in den letzten Wochen erhalten, beide für ihre Übertragung von Bora Ćosićs "Die Tutoren". So gut sind ihr die Wortspiele, Kalauer, Witze, Verballhornungen, Reime gelungen, die umgangssprachlichen, juristischen, dialektalen, verschwiegen hochkulturellen und lustvoll trivialen Digressionen, die Anleihen bei James Joyce und Warenhauskatalogen, bei Kochbüchern und Predigten, bei Verkaufsgesprächen und juristischen Schriftsätzen und vielem mehr, dass sie den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Übersetzung und den Straelener Übersetzerpreis der Kunststiftung Nordrhein-Westfalen erhielt.
Dass über "Die Tutoren" immer wieder ehrfurchtsvoll gemunkelt worden war, weil das Opus magnum bei denen, die es lesen konnten, als epochal galt, schreckte Brigitte Döbert nicht. Auch nicht, dass Bora Ćosićs sehr ungewöhnliche Wilderei in allen Sprachformen und –gebieten als unübersetzbar galt. Wie Brigitte Döbert mit diesem hochtourigen avantgardistischen Gebrabbel, diesem wilden Kessel Buntes in Form eines Familienromans zurechtkam, erzählt sie im Gespräch mit Jörg Plath.
Der Roman "Die Tutoren" des höchst produktiven Schriftstellers Bora Ćosić ("Die Rolle meiner Familie in der Weltrevolution" ist eines von wohl mehr als 30 Büchern), der in Berlin und im istrischen Rovinje lebt, ist im Schöffling Verlag erschienen, hat 781 Seiten und kostet 39,95 Euro.