Kaum Frauen unter den Nominierten
Ungewöhnliche Musiker statt Mainstream-Stars soll der "Preis für Popkultur" auszeichnen. Doch obwohl 860 Personen zur Jury gehören, ist das Ergebnis wenig vielfältig. Nur etwa fünf Prozent der Nominierten seien Frauen, kritisiert Initiatorin Anne Haffmanns.
Große Feier heute Abend in Berlin - der "Preis für Popkultur" wird zum dritten Mal vergeben. 2016, als diese Musikauszeichnungen zum ersten Mal verliehen wurden, sah mal sich als Alternative zum angeblich wichtigsten deutschen Musikpreis, dem Echo. Aber den Echo gibt es nicht mehr nach völlig missglückter Vorstellung im April.
Popkultur jenseits des Mainstreams
Geschaffen wurde der "Preis für Popkultur" 2016 mit dem Ziel, Musiker und Musikerinnen auszuzeichnen unabhängig davon, ob sie kommerziell erfolgreich sind oder nicht. Demokratisch soll das ablaufen, hunderte von Vereinsmitgliedern aus der Musikbranche bilden eine große Jury und stimmen ab, ohne Gemauschel sollen in den einzelnen Kategorien die Gewinner bestimmt werden.
"Wir sind nicht nur dazu da, Preise zu vergeben. Wir sind da um das Thema Popkultur zu befördern", sagt Anne Haffmanns. Sie ist Labelmanagerin bei Domino Records in Berlin und hat den "Preis für Popkultur" mit ins Leben gerufen. Um die Jury zu ermutigen, ungewöhnliche Preisträger zu wählen, gebe es im ersten Wahlgang gleich drei Stimmen, die vergeben werden können.
Nominiert sind die üblichen Verdächtigen
Doch auch in diesem Jahr fällt das Endergebnis eher vorhersehbar aus. Beatsteaks, Tocotronic und Caspar sind gleich mehrfach nominiert. Warum die üblichen Verdächtigen, wenn der Preis doch gegründet wurde, um ungewöhnliche Musiker auszuzeichnen?
"Das frage ich mich auch! An mir liegt´s nicht. Ich hab nicht einmal für die Beatsteaks gevoted und auch nicht für Caspar", sagt Anne Haffmanns. "Das Votum kann nur so gut sein, wie die Entscheidungen der Jury."
Eine Jury, die aus 860 Menschen der Musikbranche besteht, verspricht zwar auf den ersten Blick Vielfalt. Doch Haffmanns sagt, nur etwa 35 Prozent der Jurymitglieder seien Frauen. Von den Nominierten sind gerade mal fünf bis sechs weiblich.
"Da ist ein akutes Missverhältnis. Ich werde das heute auch nochmal in unserer Eröffnungsrede ansprechen. Weil uns fällt das auch auf. Schon im Vorfeld. Aber wir haben noch keine Methode gefunden, das zu ändern."
(mw)