Rätsel um die Prothesenhand
Sind Han und Leia noch ein Paar? Ist das etwa Luke Skywalkers Kunsthand, die im Trailer nach R2D2 greift? - Es oblag Regisseur J.J. Abrams, den nun gestarteten Star-Wars-Film zu inszenieren und genau diese Fragen zu beantworten. Die noch größere Frage aber lautet: Was sagen die Fans?
Wie groß der Hype um den neuen Star-Wars-Film wirklich ist, wurde mir spätestens klar, als ich im Sommer bei der Comic-Con in San Diego in einer Messehalle inmitten von 6.000 Fans stand, die ihren Stars auf der Bühne zujubelten:
Es war, als hätten Harrison Ford, Carrie Fisher und Mark Hamill alias Han Solo, Luke und Leia gerade die Fußballweltmeisterschaft, den Eurovision Song Contest und DSDS gleichzeitig gewonnen. So eine Fangemeinde ist eine gewaltige - nun ja, Macht.
JJ Abrams, der beim neuen Film Regie führt, weiß das natürlich auch, und ordnet sich ganz geschickt selbst in die Reihen seiner Fans ein: Als er 13 war, habe ihm seine Mutter für Halloween ein Jawa-Kostüm genäht, erzählte er bei der Comic Con: .
"You know, I asked my mom to make me a Jawa costume for my 13th Halloween, and I've been a fan since I was a kid, a little kid."
Han Solo und sein haariger Gefährte Chewbacca sind wieder da
Jede noch so kleine Vorab-Info legten die Fans auf die Goldwaage: Ist das wirklich Luke Skywalkers Prothesenhand, die im Trailer nach R2D2 greift? Aber warum fehlt er dann auf dem Filmplakat? Das sei Teil der Geschichte, beruhigte Abrams die Fans. Restlos begeistert waren die im April, als im zweiten Trailer zum Film die ersten neuen Aufnahmen von Han Solo und seinem haarigen Gefährten Chewbacca zu sehen waren. Damit war klar: die beiden kehren nach mehr als drei Jahrzehnten auf die Leinwand zurück.
"Chewie - wir sind zu Hause." - Das sorgte nicht nur für einen Rekord von mehr 30 Millionen YouTube-Abrufen für den Trailer in 24 Stunden - viele Fans filmten sich sogar dabei, wie sie den Trailer das erste Mal ansehen und darauf reagieren.
"Holy shit - Han Solo - yes!"
Die eigentliche Story des Films hat Disney natürlich unter Verschluss gehalten und trotzdem den Fans gezielt den Mund wässrig gemacht: Regisseur Abrams setzte statt auf rein computergenerierte Bilder in großem Maße auf gebaute Kulissen, echte Feuereffekte und ließ Puppenspieler in die Latexkörper außerirdischer Wesen schlüpfen, ähnlich wie beim allerersten "Star Wars" von 1977. Der neue Film solle nie so wirken, als sei er in einem Vakuum von Green und Blue Screens entstanden, sagt Abrams:
"We wanted the movie to never feel like it was shot in a vacuum of green screen and blue screen."
Ein Wochenende, ein Film und aber 600 Millionen Dollar
Selbst die Kameraobjektive von damals kamen wieder zum Einsatz, um den echten Kinolook zu erzeugen, und gedreht wurde nicht rein digital, sondern auch auf echtem 35- und 65-Millimeter Filmmaterial. Bei all dem Hype ist es kein Wunder, dass der Film schon am ersten Wochenende weltweit 600 Millionen Dollar einspielen soll.
Der einzige, der sich sehr zurückhaltend gibt, ist George Lucas, der eigentliche Star-Wars-Erfinder. Allerdings ist dies auch der erste Film, bei dem er außen vor ist, nachdem er vor drei Jahren für einen Milliardenbetrag seine Rechte an Disney verkauft hat. Er hatte die Saga gleich zu Anfang auf neun Episoden angelegt, aber Disney habe seine Ideen für Teil 7 bis 9 nicht nutzen wollen, sagte er dem US-Sender CBS:
"Sie wollten ihr eigenes Ding machen. Und sie haben keinen großen Wert auf meine Anwesenheit gelegt, also ich hab' dann auch gesagt: Wenn ich mich einmische, mache ich nur Ärger."
Das muss kein schlechtes Omen für "Das Erwachen der Macht" sein - die Folgen 1 bis 3, die Lucas zwischen 1999 und 2005 vorgelegt hat, galten vielen Fans als Enttäuschung. Um so größer sind jetzt die Erwartungen an den neuen Film. Ob er dem Hype denn gerecht werden könne, wurde Regisseur Abrams kürzlich von der Nachrichtenagentur Reuters gefragt:
- "Can the film live up to the hype?"
- "No. - (lacht) How can any film live up to expectations really like that?"
- "No. - (lacht) How can any film live up to expectations really like that?"
Seine Antwort: Ein entwaffendes Nein. - Erst die Erwartungen schüren, und dann kurz vor Filmstart noch mal runterspielen. Ja, JJ Abrams weiß, wie man einen Film perfekt vermarktet.