Die Abgründe einer Mannespsyche
Die Oper "Die tote Stadt" brachte dem jungen Komponisten Erich Wolfgang Korngold vor fast 100 Jahren großen Ruhm. Jetzt wird die Oper wieder in Dresden gezeigt. Unser Kritiker Uwe Friedrich war von der Premiere begeistert.
Ein zurückgezogener Mann trauert um seine verstorbene Frau, bis eine junge Tänzerin seine Seele wiederbelebt. Er projiziert allerdings die Wiederkehr seiner Frau in die neue Begegnung.
Die Abgründe dieser Mannespsyche zeige Regisseur David Bösch anfangs mit einem riesigen Raum, meint Kritiker Uwe Friedrich, die Bühnenöffnung sei hochgefahren bis zum Schmuckvorhang und diese Größe und Weite des Raums sei ungeheuer beeindruckend.
Die Hauptrollen sind exzellent gesungen
Die 128 km blonde Haare, die die Semperoper-Werkstätten für die Inszenierung auftreiben mussten, spinnen sich zum Schluss "wie Spinnweben" durch diesen Raum. Der Regisseur bleibt bei seiner Inszenierung laut Friedrich sehr eng bei der Vorlage.
Musikalisch sei der Dresdner Premierenabend unglaublich gut gewesen, so Friedrich weiter. Manuela Uhl und Burkhard Fritz gestalteten die leisen und lyrischen Momente "sehr ehrlich, sehr mutig. (...) Beide Rollen sind wahnsinnig schwer zu singen. Und das machen sie bis zum Schluss wirklich toll."
Dirigent und Orchester in Höchstform
Ebenso seien Dmitri Jurowski und die Staatskapelle "in hervorragender Form", meint Friedrich, der sehr dankbar ist, dass er "diese Partitur mal so hören durfte." Dieses Haus habe auch die ideale Akustik für diese spätromantische Musik: "Die Klänge können sich im Saal aufbauen, können stehen bleiben."
Und der Dirigent hole alles raus, was in dem Stück drin steht: "Es war hinreißend." Obwohl dies eine seiner Lieblingsopern sei, die er auch schon oft gesehen und gehört habe, resümiert Friedrich: "So angefasst hat die mich selten!"