Premieren sind ihr ein Gräuel
Premieren sind ihr ein Gräuel. Nicht, dass Friederike Heller übermäßig an Lampenfieber leidet. Aber Premiere bedeutet: Ende der Proben. Und damit tut sich die 32-Jährige schwer:
"Ich suche gerne, ich arbeite gerne mit Menschen, aber diese letzten Tage, alles festlegen zu müssen, permanent Entscheidungen zu treffen, das empfinde ich immer als großen Verlust. Ich halte die Dinge immer gerne offen und am Laufen und kuck weiter. Ich mag das auch immer nicht so gerne hergeben am Schluss, aber man muss halt. Es muss ja raus."
Dennoch ist es wohl besser so, dass Friederike Heller Theaterregisseurin geworden, und nicht, wie ursprünglich angestrebt, ins Kulturmanagement gegangen ist. Dort hätte ihr die Unlust am Entscheiden womöglich noch größere Probleme bereitet als in ihrem jetzigen Beruf. Ausschlaggebend für den Wechsel vom organisatorischen in den kreativen Wirkungsbereich des Theaters war allerdings eine andere Überlegung:
"Irgendwann hatte ich das Gefühl, ich kann nicht immer nur zukucken, wenn die anderen die inhaltlichen Fragen besprechen oder entscheiden, ich will da irgendwie aufschließen; und hab, als ich mich in Hamburg an der Regieschule beworben habe, eigentlich nicht damit gerechnet, wirklich nicht, dass das klappt. Dann hat’s aber auf Anhieb geklappt. Und dann hab ich mich noch ein Jahr wie Falschgeld da gefühlt, und dann hat das so langsam nachgezogen, die Identifikation mit dem Berufswechsel. Ich hab ja vorher Wirtschaft studiert. Und dann hat’s mich aber gebunden, das hat dann schon funktioniert."
Mittlerweile läuft es sogar so gut bei Friederike Heller, dass sie zwischen den Angeboten unterschiedlicher Häuser sorgfältig auswählen muss, um sich nicht zu verzetteln. Damit kann sie aber gut leben - Entscheidungsunlust hin oder her:
"Ich hab natürlich lieber die Qual der Wahl als nicht die Wahl."
Ihre komfortabel Lage verdankt Heller unter anderem dem Titel "Nachwuchsregisseurin des Jahres", den ihr die jährliche Kritiker-Umfrage im Fachblatt "Theater heute" im vergangenen Sommer bescherte. Das weckte an etlichen Theatern die Neugier und das Interesse an einer Zusammenarbeit mit Friederike Heller. Sie selbst hadert ein wenig mit dem Etikett "Nachwuchsregisseurin".
"…weil ich für mich selber, also ganz privat eigentlich - ich hab’ ein Kind bekommen und geheiratet - aus dieser Phase ‚ich bin eine junge Regisseurin’ ein bissl raus bin. Wo ich eher das Gefühl bekomm, ich bin jetzt in der Mitte der Gesellschaft mit allem was ich tue, ob’s nun die Steuer zahlen ist, oder der Nachwuchs, den man produziert. Man ist so eine Art Leistungsträger. Und in dem Moment kommt dieses Lable der ‚Nachwuchsregie’ - ich find das eigentlich ganz amüsant."
Tatsächlich ist Friederike Heller gerade dabei, die großen Bühnen zu erobern. Ihre Inszenierung von Peter Handkes "Untertagblues", für die sie zur Nachwuchsregisseurin gewählt wurde, kam am Wiener Akademietheater heraus – einer Nebenspielstätte des Burgtheaters. In Stuttgart nun eröffnet sie die Spielzeit – und das im großen Haus. Friederike Heller weiß, dass das eine Ehre ist. Auch wenn sie sich nicht unbedingt danach gesehnt hat, große Räume zu bespielen.
"Man muss mehr Energie aufwenden, um den Laden zusammen zu halten, dass betrifft dann mehr Mitarbeiter und man muss mehr Kraft investieren. Das fällt einem mit der wachsenden Routine auch leichter. Aber ich bin da sozusagen auch noch neu auf den großen Bühnen und bin mir noch nicht so ganz sicher, ob das so mein Format ist. Weil ich finde, alles wo man sich sehr strecken und recken muss, und senden, und laut werden und bis in den zweiten Rang hoch muss, das sind alles dann schnell Töne, die mich nicht so sehr interessieren."
Mit Iwan Turgenjews Meisterwerk "Väter und Söhne", in dem der russische Schriftsteller Zeiten des politischen Umbruchs in einem Generationenkonflikt spiegelt, hat sich Friederike Heller einmal mehr für eine Romanbearbeitung auf der Bühne entschieden. Dafür hegt sie seit jeher eine Vorliebe:
"Ich mach sehr viele Romanbearbeitungen, weil ich mag das meistens nicht so gerne gerade wenn man am Anfang eines Abends so dasitzt und dann kommt so eine Illusions-Kiste. Ich mag eigentlich immer eine Distanziertheit der Herangehensweise oder des Formats. Ich mag nicht so gern abgeholt werden bei der Konvention von ‚wir machen da was vor, und dann ist das eine geschlossene Fiktion" oder so. Wenn mir das begegnet, dann empfinde ich Theater als Beschiss am Zuschauer."
Weshalb Friederike Heller stets ihre Karten offen legt und mit dem Theater und seinen Mittel spielt, um den Vorgang des Erzählens auf der Bühne transparent zu machen. Dabei schätzt sie sperrige Texte, ‚Bleiwüsten’ wie sie es nennt.
"Irgendwie, man rackert sich daran ab. Aber das ist natürlich auch gleichzeitig der Reiz, sich da irgendwie reiben oder schürfen zu können. Das macht mir schon Spaß. Also, ich wüsste gar nicht, ob ich es als leidvolle oder als lustvolle Erfahrung beschreiben sollte."
Jedenfalls sind Friederike Heller auf diese Weise schon mehrfach Inszenierungen gelungen, die sich als im besten widerborstig beschreiben lassen. Theaterabenden, an denen sich auch das Publikum mit Lust reiben kann. Die Vorraussetzungen, dass das mit Turgenjews "Väter und Söhne" auch in Stuttgart gelingt, sind bestens:
"Das ist ein super Haus, super in Schuss, großes Ensemble, was kann man sich mehr wünschen?"
Dennoch ist es wohl besser so, dass Friederike Heller Theaterregisseurin geworden, und nicht, wie ursprünglich angestrebt, ins Kulturmanagement gegangen ist. Dort hätte ihr die Unlust am Entscheiden womöglich noch größere Probleme bereitet als in ihrem jetzigen Beruf. Ausschlaggebend für den Wechsel vom organisatorischen in den kreativen Wirkungsbereich des Theaters war allerdings eine andere Überlegung:
"Irgendwann hatte ich das Gefühl, ich kann nicht immer nur zukucken, wenn die anderen die inhaltlichen Fragen besprechen oder entscheiden, ich will da irgendwie aufschließen; und hab, als ich mich in Hamburg an der Regieschule beworben habe, eigentlich nicht damit gerechnet, wirklich nicht, dass das klappt. Dann hat’s aber auf Anhieb geklappt. Und dann hab ich mich noch ein Jahr wie Falschgeld da gefühlt, und dann hat das so langsam nachgezogen, die Identifikation mit dem Berufswechsel. Ich hab ja vorher Wirtschaft studiert. Und dann hat’s mich aber gebunden, das hat dann schon funktioniert."
Mittlerweile läuft es sogar so gut bei Friederike Heller, dass sie zwischen den Angeboten unterschiedlicher Häuser sorgfältig auswählen muss, um sich nicht zu verzetteln. Damit kann sie aber gut leben - Entscheidungsunlust hin oder her:
"Ich hab natürlich lieber die Qual der Wahl als nicht die Wahl."
Ihre komfortabel Lage verdankt Heller unter anderem dem Titel "Nachwuchsregisseurin des Jahres", den ihr die jährliche Kritiker-Umfrage im Fachblatt "Theater heute" im vergangenen Sommer bescherte. Das weckte an etlichen Theatern die Neugier und das Interesse an einer Zusammenarbeit mit Friederike Heller. Sie selbst hadert ein wenig mit dem Etikett "Nachwuchsregisseurin".
"…weil ich für mich selber, also ganz privat eigentlich - ich hab’ ein Kind bekommen und geheiratet - aus dieser Phase ‚ich bin eine junge Regisseurin’ ein bissl raus bin. Wo ich eher das Gefühl bekomm, ich bin jetzt in der Mitte der Gesellschaft mit allem was ich tue, ob’s nun die Steuer zahlen ist, oder der Nachwuchs, den man produziert. Man ist so eine Art Leistungsträger. Und in dem Moment kommt dieses Lable der ‚Nachwuchsregie’ - ich find das eigentlich ganz amüsant."
Tatsächlich ist Friederike Heller gerade dabei, die großen Bühnen zu erobern. Ihre Inszenierung von Peter Handkes "Untertagblues", für die sie zur Nachwuchsregisseurin gewählt wurde, kam am Wiener Akademietheater heraus – einer Nebenspielstätte des Burgtheaters. In Stuttgart nun eröffnet sie die Spielzeit – und das im großen Haus. Friederike Heller weiß, dass das eine Ehre ist. Auch wenn sie sich nicht unbedingt danach gesehnt hat, große Räume zu bespielen.
"Man muss mehr Energie aufwenden, um den Laden zusammen zu halten, dass betrifft dann mehr Mitarbeiter und man muss mehr Kraft investieren. Das fällt einem mit der wachsenden Routine auch leichter. Aber ich bin da sozusagen auch noch neu auf den großen Bühnen und bin mir noch nicht so ganz sicher, ob das so mein Format ist. Weil ich finde, alles wo man sich sehr strecken und recken muss, und senden, und laut werden und bis in den zweiten Rang hoch muss, das sind alles dann schnell Töne, die mich nicht so sehr interessieren."
Mit Iwan Turgenjews Meisterwerk "Väter und Söhne", in dem der russische Schriftsteller Zeiten des politischen Umbruchs in einem Generationenkonflikt spiegelt, hat sich Friederike Heller einmal mehr für eine Romanbearbeitung auf der Bühne entschieden. Dafür hegt sie seit jeher eine Vorliebe:
"Ich mach sehr viele Romanbearbeitungen, weil ich mag das meistens nicht so gerne gerade wenn man am Anfang eines Abends so dasitzt und dann kommt so eine Illusions-Kiste. Ich mag eigentlich immer eine Distanziertheit der Herangehensweise oder des Formats. Ich mag nicht so gern abgeholt werden bei der Konvention von ‚wir machen da was vor, und dann ist das eine geschlossene Fiktion" oder so. Wenn mir das begegnet, dann empfinde ich Theater als Beschiss am Zuschauer."
Weshalb Friederike Heller stets ihre Karten offen legt und mit dem Theater und seinen Mittel spielt, um den Vorgang des Erzählens auf der Bühne transparent zu machen. Dabei schätzt sie sperrige Texte, ‚Bleiwüsten’ wie sie es nennt.
"Irgendwie, man rackert sich daran ab. Aber das ist natürlich auch gleichzeitig der Reiz, sich da irgendwie reiben oder schürfen zu können. Das macht mir schon Spaß. Also, ich wüsste gar nicht, ob ich es als leidvolle oder als lustvolle Erfahrung beschreiben sollte."
Jedenfalls sind Friederike Heller auf diese Weise schon mehrfach Inszenierungen gelungen, die sich als im besten widerborstig beschreiben lassen. Theaterabenden, an denen sich auch das Publikum mit Lust reiben kann. Die Vorraussetzungen, dass das mit Turgenjews "Väter und Söhne" auch in Stuttgart gelingt, sind bestens:
"Das ist ein super Haus, super in Schuss, großes Ensemble, was kann man sich mehr wünschen?"