President to come

Über die logische und legitime Nachfolgerin von Donald Trump

US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses.
US-Präsident Donald Trump im Oval Office des Weißen Hauses. © AFP - Brendan Smialowski
Von Paul Stänner · 28.04.2017
Nach nicht mal 100 Tagen im Amt steht "The Donald" auf einem Scherbenhaufen. Er hat allerhand Dekrete unterschrieben. Umgesetzt wurde praktisch nichts. Der Autor und Journalist Paul Stänner ist nicht der Einzige, der sich bereits über die Nachfolge Gedanken macht.
Nach 100 Tagen im Amt steckt Präsident Donald Trump schon fest. Obamacare, das er im Wahlkampf in die Tonne hauen wollte, musste er beibehalten, weil seine Republikaner nicht mitmachen. Er musste die Demokraten, die er so erbittert beschimpft hat, bitten, sie möchten freundlicherweise selbst gegen ihr Obamacare stimmen.
Die Mauer gegen Mexiko bekommt er auch nicht finanziert, weder von Mexiko noch von seinen Republikanern. Er wollte aus dem Pariser Klimaschutzabkommen aussteigen - ausgerechnet die schmierigen Ölmultis möchten das aber nicht.
Und dass die Nato nicht obsolet ist, muss ihm klar geworden sein, spätestens als sein Flugzeugträger Nordkorea nicht finden konnte und stattdessen Richtung Australien dampfte. Trump hat's vermasselt.

Gesucht wird etwas Ähnliches, aber Besseres

Schon jetzt wird eine neue Führerfigur gebraucht, an der sich das rechte Amerika wieder aufrichten kann. Oder wenigstens eine alternative Kühlerfigur für die abgewrackte Republikanische Partei. Gesucht wird etwas Ähnliches, aber Besseres.
Für das Casting dieser nationalen Lichtgestalt gelten feste Kriterien: Sie sollte unbedingt blond sein, also gutes Futter für die Kameras, denn die Fernsehpräsenz entscheidet die Wahl. Maßvolle Geisteskraft wäre gut, das hat schon bei Trump gut funktioniert, dabei wird man bleiben.
Hilfreich wäre eine scharfe, schneidende Stimme für die unvermeidlichen Beschimpfungen und Hassbotschaften. Das verspricht starke Emotionen und macht ein detailliertes Parteiprogramm überflüssig. Dazu muss der Kandidat, die Kandidatin in der Lage sein, so überheblich aufzutreten, dass die breite Masse glaubt, diese Person sei wirklich bedeutend. Jetzt ist von russischen Hackern der Email-Account der Republikaner geknackt worden. Jetzt kennen wir auch den Namen der Kandidatin: Es handelt sich um Paris Hilton.

Sie sieht besser aus

Paris Hilton gilt als die perfekte Wahl. Durch sie könnte sich die Partei verjüngen, ohne sich zu verändern. Paris Hilton ist erfreulich blond, sieht aber auf ihre blonde Art deutlich besser aus Donald Trump. Außerdem kann sie mit Schminke umgehen. Niemals würde sie den Fauxpas begehen, karottenfarbenen Hauttöner dick aufzutragen, um dann mit zu viel weißem Concealer die Augen zu betonen, sodass man am Ende aussieht wie ein verwirrter Pandabär. Zudem gilt sie vielen als Nervensäge mit schriller Stimme, hat also einen hohen Polarisierungsfaktor.
Da auch sie den Namen einer großen Hotelkette trägt, wird sich der Wirtschaftsflügel der Republikaner nicht umgewöhnen müssen, das erleichtert die Akzeptanz durch die Superreichen.

Sie kann schöner schreiben

Sie gilt vielen als der bessere Trump, weil sie in der Lage ist, ohne Abzusetzen ein Schriftstück zu unterzeichnen. Wenn man im Fernsehen sah, wie Trump mit schwerer Legastheniker-Hand seinen Donald unter sinnfreie Erlasse meißelte, ahnte man schon beim Zuschauen, dass die vom nächstbesten Bezirksgericht sofort gestoppt würden. Wieviel glaubhafter sähe so eine Signatur-Zeremonie bei Paris aus. Man würde sich sogar wünschen, ihr Erlass zum freien Verkauf von Mörsergranaten an Grundschulen hätte Bestand, nur weil er so schön leicht und flüssig unterschrieben ist.

Sie kann besser twittern

Es gibt im amerikanischen Wahlverhalten einen charakteristischen Auf-und-Ab-Rhythmus: Vom alten Bush, nicht eben eine Leuchte, stieg das Land auf zu Bill Clinton. Von Clinton erfolgte der Abschwung auf den jungen Bush, vom jungen Bush wieder ein Höhenflug zu Obama, von Obama erneut der Absturz, diesmal auf das Allzeittief Donald Trump. Zurzeit übt Paris Hilton, 140 Twitterzeichen fehlerfrei hintereinanderzusetzen. Damit könnte sie nachweisen, dass sie zwar intelligenter ist als Donald Trump, der es nie auf 140 Zeichen schaffte, aber sie würde andererseits auch nicht dastehen wie eine Intellektuelle. Dann könnte man ja gleich Michele Obama nominieren.
Mit Paris sieht sich das rechte Amerika wieder im Aufschwung.

Der Autor und Journalist Paul Stänner ist in Ahlen Westfalen geboren, hat in Berlin Germanistik, Theaterwissenschaft und Geschichte studiert und eine Ausbildung zum Journalisten bei RIAS und SFB (heute: Deutschlandradio Kultur und rbb) absolviert. Eines seiner letzten Bücher war "Ich bin hinter dir. Katholische Internatsgeschichten".

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